Ein verwunschener Garten in Ameno

Eigentlich hat Manuel Gnos im “Bund” diesen Frühling schon fast alles gesagt, was es zur Villa Pastori und den Lago d’Orta zu sagen gibt. Fast.

Hier finden regelmässig Seminare von Specksteinbearbeitung über Fotografie bis Kunstmalen statt, hier haben Jolly and the Flytrap Songs komponiert, und der im positiven Sinne verwunschene Garten lädt zum Verweilen ein, zum Lesen, die Seele baumeln Lassen. Das liebevoll restaurierte und stilvoll ausgestattete Haus hat nur fünf Gästezimmer (davon eine Wohnung mit Wohnzimmer samt Küche, Schlafgemach und Bad) – die Wahrscheinlichkeit ist gross, irgendwo auf dem teils dicht bewachsenen Gelände einen einsamen Platz zu finden.

Villa Pastori, Ameno, Juli 2009


Villa Pastori, Ameno, Juli 2009

Einige kleine Wermutstropfen fielen aber während eines heftigen nächtlichen Voralpengewitters dennoch vom Himmel: Wer in den Ferien ungerne anderen Schweizern begegnet oder ständig schweizerdeutsche Stimmen hört, ist hier definitiv fehl am Platz.

Wer Hunde nicht mag, dem wird der auf den zweiten Blick friedmütige “Neve” etwas zu viel bellende Kommunikation betreiben (dafür ist der gemütliche Hund eine zuverlässige Alarmanlage). Wer lieber einschlafen statt nächtliche Innenhofgespräche mithören möchte, sollte Ohropax mitnehmen – das Haus ist ringhörig.

Dasselbe gilt für den drei Sekunden langen Piepston, den irgendwelche Geräte im Garten exakt alle Dreiviertelminuten ausstossen – und das Kindergeschrei am frühen Morgen, je nach Gästemix. Denn jener Typ Eltern, der seinen Kindern auch mal unmissverständlich “Ruhe!” sagt, ist es vermutlich nicht unbedingt, der an so einem Ort Ferien macht.

Villa Pastori, Ameno, Juli 2009

Villa Pastori, Ameno, Juli 2009

Villa Pastori, Ameno, Juli 2009

Es sind nur diese kleinen, aber bei Erholung-pur-Suchenden doch relevanten Minuspünktli, die eine bedinungslose Empfehlung verhindern. Liebhaber solcher Orte dürfte dies aber ebenso wenig davon abhalten, hier einige wunderbare Tage zu verbringen, wie das nicht vorhandene WLAN oder die fehlende Website. Wir machen dafür gerne noch ein wenig bebilderte Werbung – hier (im unteren Teil des Albums) hats noch weitere Schnappschüsse aus der Villa und dem Park.

Und die Umgebung? – Toscana- oder Provenceverwöhnte werden dem Dörfchen Ameno und den umliegenden Nestern nicht gerade 100 Punkte von 100 auf der Charmeskala vergeben. 90 aber schon. Ausser Orta San Giulio und der dazugehörigen Klosterinsel ist auch der Ortasee nicht unbedingt der Ausbund an Charme. Unverfälschtes Italien mit all seinen Sonnen- und Schattenseiten bekommt man aber garantiert; die Simplon-Südseite hat halt stellenweise ein wenig was von “Ostblock 1980” (keine Sorge, nicht in den höher gelegenen Dörfern).

Sind charmantere Gegenden vielleicht gar zu herausgepützelt, hätten hier so manche Orte einen Touch Up verdient. Doch dies ist Jammern auf hohem Nivaeu – positiv ausgedrückt fühlt sich die Gegend authentisch an. Und sie ist viel näher an der Schweiz als alles andere: Durch den Lötschberg und den Simplontunnel schafft mans ab Bern mit Bahn oder Auto in gut drei Stunden.

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