Waren das noch Zeiten: In meiner Kindheit kam die Post im Dorf morgens um 7.45 Uhr in den Briefkasten geflattert. In den ersten Berner Zeiten wars rund 9 Uhr, als ich vor zehn Jahren in die Altstadt gezogen bin, rund 11 Uhr – inzwischen wirds oft nach dem Mittag.
Wenn ich eine Signature-Sendung bekomme und nicht anwesend bin, kann ich sie nicht etwa am Nachmittag schon holen. Nein, erst am nächsten Morgen sind das Paket oder der Brief auf der Poststelle abholbar. Briefkasten-Standorte werden aufgehoben oder die Leerungszeiten konsumenten-unfreundlichst umgestaltet. Nun will der gelbe Riese auch noch hochoffiziell die Post erst am Nachmittag verteilen.
Die Post erbringt immer schlechtere Dienstleistungen, im Kundendienst sitzen nachweislich nicht die fähigsten Personen. Dafür kann man auf der Poststelle auch Handyabos lösen und Klebstreifen kaufen. Wieso eigentlich? Weitere Schaudergeschichten sind hier dokumentiert.
Ob Konkurrenz eine Lösung ist, wie sie Postreg-Chef Marc Furrer vorschlägt, sei dahingestellt. Ich habe eine bessere Idee: Die Post soll sich wieder aufs Kerngeschäft konzentrieren.
Was nämlich vor allem nervt, sind die zahlreichen Werbesendungen, die der Staatsbetrieb verträgt – hier muss man ansetzen: Mussten Pöstlerinnen und Pöstler bis vor wenigen Jahren einfach “nur die Post” vertragen, sind ihre Mofas nun vollbepackt mit unnötigen amtlichen Anzeigern, “teiladressierter Post” und anderen dümmlichen Werbesendungen.
Es ist mir ein Rätsel, weshalb die Gewerkschaft sich gegen diese massive Verschlimmerung der Arbeitsbedingungen nicht vehementer wehrt. Postboten sind zu Lasteseln geworden. Wen wundert’s, dass die Post so spät kommt bei all dem unerwünschten Papiermüll, der zumeist ungelesen im Altpapier wandert!
Was die Post beim Service abbaut, legt sie beim Werbemist doppelt dazu. Staatlich abgesegnetes Spammen sozusagen.
Auch IT- und Konsumjournalist Reto Widmer von Schweizer Radio DRS hat sich des Themas in seinem Blog angenommen – und kritisiert unter anderem ein weiteres Übel: Dass die Post nach wie vor “Stopp-Werbung”-Kleber nicht beachten will.
Postreg und Konsumentenschutz: Daher!
lieber blöker
glaub nicht alles, was in den medien steht! und glaub nicht alles, was die regulationsbehörde erzählt. beide institutionen haben eigeninteressen. medien lieben konflikte und polarisierung macht eine story erst sexy. der regulator will den markt öffnen und viele neue kontrollvorschriften machen.
nachmittagszustellung: das ist ein pilotversuch in einem kleinen gebiet in lausanne und besteht aus der teilen: überall werden die zeitungen frühmorgens zugestellt. in geschäftsquartieren kommt die post neu bis spätestens 10:00 uhr (die sind ja am arbeiten und froh um frühere zustellung) und in den wohngebieten bis spätestens 17:00 uhr (sie kommen meist am nami zurück von der arbeit). das nennen wir auf die kundenbedürfnisse eingehen. ich hätte natürlich auch am liebsten alles um halb acht im kasten, aber das kostet viel zu viel.
kerngeschäft: seit jahren werden weniger briefe verschickt. im vergleich zum letzten jahr minus fünf prozent! wenn die post sich nun aufs kerngeschäft konzetriert heisst das, einen geordneten rückbau durchführen über die kommenden jahr. nicht sehr motivierend für das personal. zudem würde die post bald richtige qualitätseinbussen haben oder bundesgelder brauchen. auch keine option. als versucht sie, ihre kernkompetenz nachrichtenübermittlung und vertrauen auch in anderen gebieten zu geld zu machen.
einziger briefbereich, der noch knapp wächst, sind die werbesendungen. aber korrekt zustellen sollte man diese schon können, da hast du recht!
und die briefkästen werden nun auch wieder später geleert. und es steht ja auch drauf, wann geleert wird.
die poststellen eigenen sich übrigens super, um dort auch andere sachen zu verkaufen. dadurch macht die post mehr umsatz und eine schliessung kann verhindert werden. die poststellen sind übrigens das grösste vertriebsnetz für alle swisscom-produkte. du kannst da auch tickets vom ticketcorner posten oder dir aus katalogen geräte ebestellen lassen und bar am schalter zahlen, wenn du keine kreditkarte hast und/oder kein internet. und die drittprodukte laufen prima, die post verdient viel gutes geld damit.
also blöker: wenn sich die gesellschaft wandelt und die technologie riesensprünge macht, bleibt die post nicht einfach stehen. daher bitte keine allzu romantischen vorstellungen auf das unternehmen projizieren.
da empfehle ich sonst den besuch des museums für kommunikation!
Lieber Michi (ich denke, man darf schon sagen, dass du bei der Post arbeitest?): Wenn ihr das gegen meinen ausdrücklichen Willen laufend zugestellte Altpapier auch grad entsorgen kommt, dann wäre das eine ausgezeichnete Beschäftigungstherapie und würde zig Stellen schaffen!
Im Ernst, mir wärs viel lieber, wenn die Post einfach meinen Willen und den vieler anderer respektieren würde – dann würde auch (fast) kein Problem existieren, denn ich bekäme den Mist gar nie.
Ist vieles leicht schräg, was ich da lese, und eben so post- und swisscommässig wie wirs lieben in diesem Lande: Alles als supidupi verkaufen, aber selbst eigentlich schon wissen, dass es ne schlechte Dienstleistung ist…
1) Zustellung in Wohngebieten um 17 Uhr: Aha, die zu Hause Arbeitenden sind ebenso unwichtig wie Mütter, Väter und andere, die den ganzen Tag daheim sind oder zumindest zwischendurch heim kommen. Und wie genau wird zwischen Geschäfts- und Wohnzonen unterschieden? Was ist z.B. die Berner Altstadt oder die Lorraine? Richtig: Alles bunt gemixt. Aber… gut, merken wir uns für die Zeit nach der völligen Marktöffnung, liebe Post, so wie wir das auch bei der Swisscom gemacht und ihr den Rücken gekehrt haben. In diesem Blog sind genügend andere Beispiele dokumentiert, die nicht so recht klappen bzw. bei der Konkurrenz viel besser.
2) Briefkastenleerungen: Läuft auch wie beim anderen Pseudostaatsbetrieb Swisscom – man zockt einfach mal ab und betreibt Abbau, bis die Aufsichtsbehörden und/oder die Bevölkerung aufschreien. Nicht eben vertrauensfördernd.
3) Kerngeschäft Vertrauen?! Wenn man nicht mal eine Kundenanfrage sauber beantworten kann und Post an Verstorbene mit “selig” adressiert, ist das nicht vertrauenserweckend.
Ansonsten: Netter Werbespot. Kurzum: Mir ist das alles relativ Wurst, ich will einfach a) keine Werbung und b) einen guten Kundendienst im Kerngeschäft (für alles andere brauch ich die Post nicht). Beides kann mir der Betrieb momentan nicht bieten. Besonders rückwärtsgerichtet-romantisch finde ich diese Attitüde nicht – wenn die Leistung im Kerngeschäft stimmte, würde auch weniger gemotzt.
Konkret: Wieso kann ich z.B. eine eingeschriebene Sendung erst am nächsten Tag abholen statt ab dem Mittag? (Bei DHL kann ich übrigens sogar eine Zustellung am nächsten Tag oder einem Wunschtermin bestellen online…)
Den Besten fand ich übrigens: “es steht ja auch drauf, wann geleert wird.” – Das ist fast wie eine schöne Verpackung mit nichts drin und der Aufschrift “enthält nichts”. Oder wie die unmögliche Argumentation der Telekombuden bei den Roamingtarifen.
Schrott wird nicht besser, wenn man draufschreibt, dass es schrottig ist.
Grundsätzlich aber schön, dass mal jemand von der Post Stellung nimmt in einem Blog – das schaffte der Gelbe Riese nämlich bisher auch nie.
Den primitiven anonymen Kommentar einer Post-Mitarbeiterin oder eines -Mitarbeiters, die sich “Chrissy” oder “Stephi” nennt (alles in Grossbuchstaben mit dem auszugsweisen Inhalt “DU HAST AUCH NICHTS IN DER BIRNE” oder “FRESSE HALTEN”), wurde gelöscht – solche netten Leute arbeiten also bei der Post!
Personaldienst, übernehmen Sie… Sie finden sicher anhand der internen Logs heraus, wer am 7.10.2009 zwischen etwa 7.55 und 8.09 Uhr auf blog.jacomet.ch zugegriffen hat. Den ganzen Kommentar stelle ich den zuständigen Stellen gerne zur Verfügung.
Tja, am Montag Betreibungsamt angerufen für einen Betreibungsauszug mit der Bitte nach A-Post-heute ist Donnerstag und immer noch nichts im Briefkasten-Kommerntar vom Kundendienst:Wenns nicht Eingeschrieben ist muss ich halt das Dokument noch mal verlangen.Ich muss den Auszug 2mal bezahlen und die Wohnung könnte auch schon weg sein…
Das gleiche ist passiert mit der Stromrechnung:Das Dokument wurde schon am FREITAG bestellt und ist immer noch nicht im Haus. Ich kann da dem Blöker nicht unrecht geben
Das Kerngeschäft wäre zum Beispiel: Briefmarken vom Automaten.
In der von meinem Wohnort vom Postchef Bucher am letzten Dienstag gross angepriesenen Distanz von 20 Minuten zur nächsten Poststelle liegen:a) Rothenburg –> kein Briefmarkenautomat!
b) Emmenbrücke Benziwil —> Automat vor 6 Monaten abmontiert
c) Emmenbrücke Sprengi –> Automat vor 6 Tagen abmontiert!!!
DAS IST DER NEUE POSTSERVICE!