Nun sind auch die grosselterlichen Lichtbilder der frühen 1960er-Jahre in JPG-Dateien umgewandelt. Alltagsszenen, die man sonst nur aus dem Geschichtsbuch kennt, wirken ganz anders, wenn plötzlich junge Urgrossmütter oder die eigene Mutter als Mädchen drin auftauchen.
In Teil zwei der Serie (Teil 1 hier) soll es folglich um Strandszenen an der italienischen und französischen Riviera gehen, um die perfekte Idylle einer Zeit, als noch alles gut war, einer Zeit, als man möglichst viel Gepäck und Menschen in ein mögichst kleines Auto packte und über Hauptstrassen und Alpenpässe in den Süden tingelte.
Die klassische Szene aus Venedig, ca. 1962: Von Tauben umringte Menschenmassen.
Interessant finde ich bei diesen Uralt-Dias nicht unbedingt mal die liebe Verwandtschaft, sondern die Leute und Szenen rundherum: Was wohl der junge Mann links macht, der inzwischen das Pensionsalter erreicht haben dürfte? Oder die Frau mit dem Strohhut – lebt sie als knapp Hundertjährige irgendwo in Süddeutschland?
An dieser Szene aus dem Venedig der 1960er-Jahre fasziniert mich, dass zumindest der linke Bereich des Fotos genau so im letzten Sommer hätte aufgenommen sein können – manchmal kommen uns die Leute auf alten Bilder von ihrem Erscheinungsbild her so anders vor; solche Alltagsszenen sind der Beweis, dass sie (in heutige Klamotten gepackt und entsprechend frisiert) wohl nicht als Besucher aus der Vergangenheit erkennbar wären.
In was für Kleider meine armen Onkels und Muttern damals teils gepackt wurden… – das ist gerade noch heilig.
Gotthard-Hospiz, vermutlich im Sommer 1963: Mit Sack und Pack über holprige und verstopfte Strassen in den Süden
Südfranzösische Strandschönheiten und die traute Familie am Strand zwischen Mandelieu und Cannes-La Bocca
Überfüllte Strände an der Croisette etwa im Sommer 1963.
Was wohl aus der inzwischen Fünfzigjährigen im Vordergrund geworden ist?
Wunderbare Bilder. Aber ich finde nicht mal das Schicksal der Menschen auf den Bildern das Spannende, sondern die Bilder an sich. Keines dieser Bilder könnte heute entstanden sein, sondern stammen definitiv aus einer anderen, vergangenen Zeit. Offenbar nahm man sich Zeit und ‘verbrachte’ Ferien. Die heutige Freizeitarmee fehlt komplett auf den Fotos (Die Strandschirme sind alle identisch in diesen schönen LC-Farben gehalten – kein einziges RedBull-Logo weit und breit, die Kleider der Menschen ähnlich unaufgeregt, sogar die Autos kaum mit Freitzeit-Accessoirs wie Mountain-Bikes beladen). Wohltuend fehlen die Logos, Reklamen, Ego-Gadgets (keine Digikamera, kein Handy). Es scheint, als würden diese Bilder aus einer prä-globalisierten Welt stammen wo man im vertrauten kollektiv Ferien zu machen schien.
Oh, da hab ich natürlich eine Ergänzung: Du magst die Sonnenschirme? Hier sind noch mehr:
Werbebotschaften gabs damals schon – nur etwas unaufgeregter:
Und auf den Autos waren keine Bikes, da hast du völlig Recht – sondern… Kinderwagen und Kinderbadewannen – mit ein paar Schnüren festgezurrt…
Schöner Kommentar, Sultan 🙂
Allerdings muss das Reisen damals für die Kinder eine rechte Strapaze gewesen sein, wenn ich mir vorstelle, wie sie alle ins Auto gemostet wurden…