Schon vor dem Basistunnel gabs im Tujetsch eine Phase mit vielen auswärtigen Arbeitskräften und Aufbruchstimmung: In den 1960er-Jahren wurden die Staumauern Nalps und Curnera errichtet.
Im Familienarchiv ist dazu ein Bild aus dem Sommer 1961 erhalten, als mein Vater vor einem der Bau-Schilder entlang der Hauptstrasse durchs Tal posierte – er half damals gegen ein kleines Taschengeld einem Geometer bei Vermessungsarbeiten:
Ziemlich genau hinter dem Schild stehen heute unterhalb Sedruns die Conatinersiedlungen der NEAT-Arbeiter. Sie werden aber in einigen Jahren weggezogen sein. Der Gemeinde werden grosse Steuerzahler fehlen, den lokalen Firmen viele Abnehmer ihrer Waren.
Die Porta Alpina ist – leider – ziemlich sicher bachab, was also tun? Inzwischen sucht man das Glück gemeinsam mit dem Andermatter Allheilsbringer Samih Sawiris. Auch wenn es Sedrun nicht einmal schafft, das Defizit des Wellnessbades in den Griff zu bekommen, das dürftige touristische Sommerangebot zu verbessern oder die Käserei im Dorf zu retten.
Irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, dass man sowohl in Andermatt als auch beim neu geplanten Ferienresort in Dieni (mit 700-800 Betten) etwas sehr Wichtiges vergessen hat: Eine nicht unendliche Anzhal Gäste findet in der Schweiz zahllose ähnliche Angebote auf Sonnenterrassen oder zumindest südexponierten Lagen.
Andermatt und Dieni bekommen zwischen November und Februar – in den frequenzstärksten Monaten! – praktisch keinen direkten Sonnenstrahl ab.
Was nützen neue, schöne Hotels, wenn man den ganzen Tag im Schatten hockt oder nach dem Skitag schleunigst rein in die Wärme muss anstatt in eine leichte Decke eingewickelt in den Sonnenuntergang zu blicken?
Dieses Problem haben auch andere Talkesselorte wie Zermatt – nur muss sich Zermatt keinen Namen mehr als neue Destination erarbeiten.
Man reibt sich verwundert die Augen: An der Info-Veranstaltung vom 1. Oktober in Sedrun sassen die Verantwortlichen aus Tourismus und Gemeinde vor vollen Rängen. Niemand stellte solche oder ähnliche Fragen.
Wenn das nur gut geht.
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