Wer über den Grossen St. Bernhard in den Süden düst, kommt zwischen Martigny und dem Tunnel oder Pass an mindestens zwei ski- und seilbahnhistorisch interessanten Orten vorbei: ganz oben an Super-St-Bernard, spätestens seit der zweiten “Tschugger”-Staffel einem breiteren Publikum bekannt…
… und am Skigebiet Liddes-Vichères, Teil des Wintersport-Tarifverbundes “Pays du St-Bernard”, aber leider (noch?) nicht des MagicPass.
Während Super-St-Bernard seit 15 Jahren stillgelegt ist, langsam zerfällt, Mountain Wilderness in die Verzweiflung treibt, LSAP-Freaks das Herz höher schlagen lässt und Lost-Places-Freundinnen sowie Dokumentarfilmer in Scharen anlockt, wird in Liddes nach wie vor aktiv Wintersport betrieben.
Und wie!
Es ist ein Skigebiet wie aus dem Bilderbuch: zwar in der Nähe einer gut ausgebauten Route nach Italien gelegen…
… aber auf dem letzten Stück nur über ein enges, kurviges Strässchen erreichbar (die Fahrzeit ab Martingy zur Talstation beträgt 37 Minuten):
Liddes-Vichères ist frei von Jetset-Menschen ohne Skikönnen. Von einem engagierten Team betreut. Mit mindestens einer antiken Anlage ausgestattet. Mit ländlichem Charme gesegnet. Und kann trotz allem mit 1A-Pisten aufwarten!
Schon in den frühesten 1960ern gab es weiter unten am Hang den ersten Skilift – nachzulesen im Forum “Remontées Mecaniques”, das wie üblich alles bestens dokumentiert und illustriert hat.
Heute surren hier oben drei grössere Transportanlagen sowie ein kleiner Pony-Übungslift.
Das charmante Kleinod ist – wegen auslaufender Konzession nur noch für wenige Jahre – eine wunderbar klapprige WSO-Zweier-Sesselbahn von 1973.
Diese Städeli-Standardanlagen waren ab den 1960ern weltweit verbreitet. Heute sind in der Schweiz nur noch 15 Stück in Betrieb. Eine davon am Atzmännig, wo ich im Sommer 1985 mit dem “WS” aus “WSO” – dem Patron Walter Städeli himself – eine kleine Privatführung bekam, was für den 13-jährigen Teenager damals das Ereignis des Jahres war.
Der Sessellift “Le Chapelet” bringt einen nicht nur auf 2000 Meter hoch, wo eine bunkerartige Bergstation mächtig am Hang prangt…
… er erschliesst auch zahlreiche wunderschöne schwarze Pisten (ja, das Gelände ist steil hier), die zu den besten gehören, die ich bislang je gefahren bin.
Über Alpwiesen geht es zwischen Lärchen hindurch zurück zur Talstation…
… wo die Sessel beim Passieren der Rollenbatterien charmant-metallisch rattern und eine einfache Beiz täglich ein neues Menu anbietet.
Die “Städeli Doppelsessel Typ A” sind übrigens eine Seltenheit – gemäss “Remontées mécaniques” “probablement les derniers à tourner en Suisse, qui lui donnent un charmant air vintage”.
Die beiden Skilifte im oberen Bereich des Gebietes…
… erschliessen zahllose tolle rote und blaue Pistenvarianten – ideales Carvinggelände! Besonders diese hintenrum-Variante hat es den Skigebiets-Checkern am Besuchstag (einem leider bewölkten 18. Dezember 2024) besonders angetan:
Der Bügellift stand übrigens einmal in Davos (Clavadeler Alp – Jatzhorn) und wurde 1998 als Occasion hierher verfrachtet. Schöner als “Remontées mécaniques” kann man es nicht ausdrücken: “Ce nouveau téléski permit au domaine de s’étendre plus au sud et de desservir de nouvelles pistes rouges idéalement situées sur les prairies de l’alpage.”
Die Aussicht hier oben weist übrigens eine Besonderheit auf: Man sieht nicht nur bekannte Gipfel der Walliser Alpen (Grand Combin, Mont-Dolent, Aguille d’Argentière, Dents du Midi usw.), sondern auch ein Stück Genfersee sowie den Jura – im obigen Bild links von der markanten Pyramide des Catogne zu sehen, hier besser im Zoomfoto des Altmetall-Kleinskigebiete-Freundeskreis-Kumpels “intermezzo“, der die Idee für diesen Ausflug hatte – danggschönn!
Die Pisten sind übrigens nicht künstlich beeist… pardon, beschneit (ausser an drei neuralgischen Stellen), was Freundinnen und Freunde von angenehm kompakten, aber nicht kunsteisbahnmässigen Pisten freuen wird.
So machten wir uns gegen 16 Uhr dann wieder auf die geniale, griffige Talabfahrt…
… und kamen zufrieden von diesem coolen Miniskigebiet schwärmend wieder beim Parkplatz an.
Alle Bilder sind in diesem Album auf skiliftfotos.ch zu finden. Weitere Berichte hier und hier.
Das Video dieses Tages:
Sonnigere Videos hat User “Gondelbahnmonde” anno 2023 gemacht:
– Sesselbahn Le Chapelet
– Skilift Le Chaux de Bavon
Die bisherigen Teile dieser Serie
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