Wer hätte gedacht, dass an einem unscheinbaren Hügel im Greyerzerland vor über 80 Jahren der damals längste Skilift der Westschweiz eingeweiht wurde?
Bevor wir uns um den Skilift La Chia kümmern, bei La-Tour-de-Trème in der Gemeinde Bulle gelegen, zunächst etwas Nostalgie. Der Kanton Freiburg kann zahllose Seilbahn-Pionierleistungen für sich verbuchen – bereits 1936 surrte zwischen La Roche und La Berra ein Skilift, nur zwei Jahre nach Eröffnung der ersten solchen Anlange weltweit in Davos. 1938 kam ein Lift in Les Paccots dazu, und bereits 1941 der Schlepper von La Chia, damals “monte-pente de La Schiaz” genannt.
Das Bild stammt aus diesem Artikel von 2016 der “La Gruyère”, als der Lift sein 75-jährigs Jubiläum feiern konnte.
Eingeweiht wurde er im Januar 1942, wie die “Liberté” auf Seite 7 dieser Ausgabe berichtete – der Text erinnert an den aktuellen Winter 2022/23: “Sans doute la Schiaz , comme loutes les stations suisses , souffre actuellement de la pénurie de neige…”
Dass die Gegend voller Skiliftpremieren ist, verdanken wir der Tatsache, dass Seilbahnpionier Beda Hefti in Fribourg lebte. So waren die ersten drei Anlagen im Kanton natürlich Gurtenlifte nach seinem System – man schnallte sich einen Leder-Holz-Gurt um den Hintern, dessen Seil ins Zugkabel eingehängt wurde. Die Maschinenfabrik Oehler in Aarau lieferte jeweils die Technik drumherum. Hefti baute übrigens auch zahlreiche für ihre Zeit extravagante Schwimmbäder.
Anfangs waren die Stützen noch aus Holz, und das blieb bis 1969 so, als Oehler einen Standard-Bügellift anstelle des Gurtenliftes aus den 1940ern aufstellte. Die filigranen T-Masten von Oehler sind selten geworden; in dieser Form laufen z.B. nur noch der Skilift Heiligkreuz-First im Kanton Luzern, zwei Anlagen in Les Paccots oder die Skilifte in Bennau SZ.
Obwohl der Lift nur 15 Fahrminuten von der Autobahnausfahrt Bulle liegt und dessen Waldschneise weitherum zu sehen ist, …
… kennt ihn kaum jemand. Kein Wunder; der Lift – auf 1000-1300m gelegen – läuft meist nur am Wochenende und während der lokalen Schulferien. Bekannt ist das Gebiet in der Molésonkette vor allem fürs Schneeschuhwandern.
Bei der Talstation steht ein kleines Beizli (dessen Facebookseite vereinzelt aktuelle Bilder bietet, aber auch reichlich launische Beiträge des scheinbar kauzigen Besitzers), bei der Bergstation gibt es zwei einfache Buvettes, eine davon vom legendären Skiclub “Alpina” (gegründet 1917).
Für ein Mittelland-Mini-Skigebiet bietet der Hügel ordentliche Pisten, teils sogar recht anspruchsvolle.
Gerade wenn Schneelage und Wetter – wie bei unserem Besuch am 29. Januar 2023 – mässig bis schlecht sind, muss man gut schauen, wo man durch fährt. Zumal der Lift via A12 aber in weniger als einer Stunde ab Bern erreichbar ist, kommt er sicher auf die Liste “Bei guten Verhältnissen unbedingt wieder besuchen”.
Von der Bergstation geniesst man schöne Blicke auf Gruyères…
… und angesichts der Bise und des Nebels gab es in der Waldschneise und bei der Bergstation wunderbare Rauhreif-Eindrücke.
Erwähnenswert für Altmetallfreundinnen und -freunde ist, dass die Oehler-Anlage (abgesehen von den gesetzlich vorgeschriebenen Anpassungen seit den 1980ern und leider modernen Doppelmayrbügeln) weitgehend im Originalzustand erhalten ist und das Rattern der Rollenbatterien sich “typisch aargauerisch” anhört – ein Ohrenschmaus!
Die Tageskarte kostet bescheidene 20 Franken für Erwachsene und 15 Franken für Kinder (Stand 2023).
Alle Bilder sind in diesem Album auf skiliftfotos.ch zu finden. Ein weiterer Bericht ist hier zu lesen.
Das Video dieses Tages:
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