Vintage-Skifahren, Teil 47: Hohwald (Beatenberg)

Auf meiner Einzelanlagen-Liste, die ich für meine Blogserie porträtiere, fehlte im Berner Oberland fast nur noch der Skilift Hohwald bei Waldegg – denn der Beatenberg besteht nicht nur aus den Beatushöhlen und dem Niederhorn.

Am vergangenen Mittwoch waren die Verhältnisse ideal: Genug Schnee, wolkenloser Himmel.

Die Anlage hoch über dem Thunersee bietet nicht nur schöne Pisten auf einer sonnigen Alp und wunderbare Aussichten auf die Berner Alpen, sondern auch ein Lift-Nostalgie-Highlight: Der Bühler-Lift aus dem Jahre 1966 war der erste mit einer Zwirbelkurve, welche WBB bekanntlich kurz davor entwickelt hatte.

Und was für eine! Ein Umlenkmast für die talwärts fahrenden Bügel erreicht eine ordentliche Höhe. Der Lift wird auch im Seilbahninventar gewürdigt:

Bei der im Jahre 1966 erstellten, in den wesentlichsten Anlagekomponenten original erhaltenen Pionieranlage kam erstmals, sogar noch vor der Patentierung des Systems, die von Willy Bühler WBB für Einseilumlaufbahnen entwickelte Kurventechnik zum Einsatz. Der prototypische Charakter des Bügellifts in Beatenberg manifestiert sich unter anderem darin, dass der dreifache Umlenkungsverlauf des Förderseils über drei Stützen abgewickelt wird, während bei den später ausgeführten Anlagen die Zwirbel-Konstruktion auf zwei Stützen reduziert wurde (Kurvenstütze mit drei Ebenen und zwei Umlenkscheiben/Umlenkstation). Bühlers Kurvensystem (auch Zwirbelkurve genannt) gehört zu den grössten Erfolgen der Seilbahnunternehmung WBB und stellt zugleich einen Höhepunkt der schweizerischen Seilbahnentwicklung respektive -fabrikation dar.

Die vergleichsweise kleinen Gehängearme stammen noch aus den Anfängen – der Lift hatte diese seltsamen zweigeteilten Bügel (wie man auf dieser Postkarte sieht), die u.a. auch an einem Gletscherlift im Oberengadin zu finden waren und sich nicht wirklich durchsetzten. Skiliftsammler Jakob Schuler hat davon auch ein paar Fotos in seiner Sammlung. Inzwischen hängen Habegger HA75 und HydRoll am Lift. Ein Grossteil der Anlage ist ansonsten noch “Original 1966”.

Bereits 1957 wurde der kurze Skilift Amisbüel in der Nähe gebaut. Leider wurde dieser kurze Lift vor in den Nullerjahren abgerissen – der fast anderthalb Kilometer lange Skilift Waldegg beginnt nun etwas abgelegen.

Das kleine Skigebietlein ist äusserst familienfreundlich und bietet bei der Talstation des WBB-Schleppers eine Kinder-Arena mit zwei kostenlos benutzbaren Übungsliften und einem Mini-Restaurant. Die Pisten am grossen Lift sind angenehm lang und weisen eine ideale Neigung zum Carven auf.

Derzeit liegen rund 40-50cm Schnee, die warmen Tage dieser Woche hatten Sulzschnee zur Folge. “Braun” wird es nur an einer exponierten Stelle bei der Zwirbelkurve. Ansonsten waren die Verhältnisse tadellos. Für drei Stunden bezahlte ich 24 Franken.

Allein schon die Sicht auf den Thunersee sowie Eiger, Mönch und Jungfrau sind das Ticket wert! Eine Verbindung zum nahen Niederhorn besteht nicht, man sieht aber die Bergstation und die Antenne ab und zu vom Lift aus.

Aktuelle Bilder aus Habkern (2013 bereits porträtiert), wo ebenfalls eine Einzelanlage mit etwas anspruchsvolleren Pisten läuft, sind hier zu finden. Dort war ich am Nachmittag noch zwei Stunden – mit dem Auto liegen nur rund 20 Minuten zwischen den beiden schönen “Micro Ski Areas”.

Alle Bilder in diesem Album auf skiliftfotos.ch. Weitere Berichte hier und hier.

Das Video dieses Tages:

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