Skandinavisch anmutender Mix aus Rauhreif und Pulverschnee an den Bäumen, sanft glitzernde Luft, annährend menschenleer, dekorative Schneeverwehungen, atemberaubende Fernsicht: Im Januar vor vier Jahren verbrachte ich an einem eiskalten Tag wunderbare Skistunden im Wallis – quasi im Prototypen von dem, was man gemeinhin als “Winter Wonderland” bezeichnen würde.
Mit Visperterminen assoziiert man sonst primär Weisswein. “Heida”, genauer genommen. Die alte Sorte gedeiht hier in einem der höchsten Weinberge Europas vorzüglich.
“Tärbinu”, wie die Einheimischen sagen, besitzt aber seit 1967 auch ein kleines, feines Skigebiet – das trotz einer relativ modernen kuppelbaren Sesselbahn perfekt in diese Kleinskigebietsserie passt.
Die Bahn ist ein Zwitter: Sie wurde 1967 ursprünglich als fixgeklemmte Sesselbahn von Städeli erbaut. Garaventa liess die Masten stehen, konstruierte drumherum aber eine moderne, kuppelbare Sesselbahn. (Und, ja, eine kuppelbare 2er-Sesselbahn sieht man auch nur noch selten.)
Dass das Wallis seismisch aktiv ist, sieht man hier sogar vom Sessellift aus: Diese Kappelle fiel im 17. Jahrhundert einem Erdbeben zum Opfer:
Den Zubringer mit den Sitzen lässt man nach der Bergfahrt vorerst links liegen (ausser es hat wahnsinnig viel Schnee und die Talabfahrt ist ausnahmsweise einmal lohnend) – die Musik spielt zwischen Giw (1962m) und dem Rothorn (2337m).
Visperterminen beweist, dass man eine einzige Anlage mit zig Pistenvarianten garnieren kann. Hier oben gibt es alles, was das Herz begehrt: ob flacher aussenherum, steil “diretissima” oder etwas dazwischen – die Pisten waren zudem tadellos präpariert.
Erschlossen wir das Rothorn durch einen coolen Skilift samt Zwirbelkurve…
… des Herstellers… ähm… TTC? Fercher?
Nun, das ist interessant: Die Ur-Anlage hier stammte aus dem Jahre 1967 und stammte von Bühler (WBB). Im Restaurant hängt dieses Foto vom Original, man beachte die speziellen, zweigeteilten Bügel:
Über die Firma TTC erfährt man hier und hier einiges, meist wenig Schmeichelhaftes. Ohne eine Klage wegen übler Nachrede zu riskieren: Die Firma bastelt(e) offenbar aus Einzelteilen diverser Hersteller neue Skilifte zusammen, was natürlich grundsätzlich spannend ist (es ist unklar, ob TTC heute noch aktiv ist) – allerdings scheint es öfters zu Ungereimtheiten gekommen zu sein.
Physisch aufgestellt hat die Anlage allem Anschein nach die Oberwalliser Metallbaufirma Werner Fercher AG, die in ihrem Portfolio keine Skilifte führt. Optisch lassen sich an der Anlage verschedenste Marken ausmachen – wohl auch noch die Originalstützen von Bühler.
Interessante Sache – aber Hauptsache, das Ding läuft! Die Strecke führt ab Giw durch einen tollen Wald…
… und endet nach einer bisweilen sehr steilen Fahrt auf dem Rothorn:
Von hier aus kann man übrigens auch zu Fuss aufs Gibidum / Gebidem wandern, zum Beispiel mit Schneeschuhen. Und – ja! – auch das Matterhorn sieht man.
… wie auch zahllose andere Walliser Hügel und Gletscher.
Wer’s noch steiler mag, kann an Wochenenden (und während der Sportferien bei grossem Andrang) auch den Skilift Senntum als Variante benutzen, erbaut von Küpfer anno 1982 – mit für den Hersteller nicht ganz typischen Rundrohrmasten:
Die folgenden Bilder von dieser kürzeren zweiten Anlage, die eine interessante “hintenrum”-Piste hat, stammen vom zweiten Besuch hier oben im Februar 2021:
Und auch für die Anfängerinnen und Anfänger ist gesorgt:
Der flache Idiotenhügel wird von diesem Kleinskilift des tschechischen Herstellers Michálek (aus der ostböhmischen Stadt Chrudim) bedient. Etwas, das man in der Schweiz nicht jeden Tag sieht.
Abends kann man dann der Strasse entlang (oder auch über steilere Hänge, wenn genügend Schnee liegt) nach Tärbinu zurück schwingen, von wo aus das Postauto über eine kurvige nach Visp runter fährt.
Fazit: Klassische “Micro Ski Area” mit teils anspruchsvollen Pistenvarianten in perfekter hochalpiner Umgebung, garniert mit exquisitem einheimischem Weisswein.
Alle Bilder in diesem Album auf skiliftfotos.ch. Weitere Berichte hier und hier.
Das Video dieses Tages:
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