Auch wenn ich lange skeptisch war: Facebook ist ja gut und schön, aber auch gewaltverherrlichend. Zu einem “neu gewonnenen Freund” (der allerdings schon seit Jahren mein Freund ist, liebes Fatzebock) hiess es kürzlich:
XY hat deine Freundschaftsanfrage bestätigt. Da er neu bei Facebook ist, solltest du schlage ihn…
… ach so: “schlage ihn Personen vor, die er kennt”.
Aber egal – dies und Sätze wie “XY hat seine Status ebenfalls kommentiert” erinnern mich trotzdem verdächtig an die Babelfish-übersetzten Schrottmails des “easyJet Kundenderfahrung Team” [sic!].
Gut, auch auf der Tagi-Website stehen tagelang Dinge wie “Pendler Sitzplatzfrust” oder “Aeroflot Maschine”; aus zwei Toten werden kurzerhand drei gemacht. Wenn schon bei einer grossen Tageszeitung das Netz-Korrektorat offenbar weggespart wurde und sich unsorgfältig formulierte Texte unbedarfter Praktikanten zusehends unter diejenigen gestandener Schurnis mischen, wäre es ja beinahe schon frech, von anderen Websites eine korrekte Sprache zu verlangen.
Man muss kein pensionierter, verknorzter Deutschlehrer alter Schule sein, um sich über die zunehmende Anzahl Fehler in Netztexten zu nerven (siehe auch hier und hier), die auf der Verursacherseite niemanden zu interessieren scheinen und auf einen latenten Mangel an Sprachgefühl bzw. eine unterentwickelte Sensibilisierung für solche Anliegen schliessen lassen.
Deutsch ist nun mal eine schwierige Sprache – die gutgemeinte Rechtschreibereform hat mich noch ganz verunsichert und verwirrt 😉
Übrigens: Schön, dass du wieder zu Hause (oder doch zuhause?) bist 🙂
Danke 😉
Aber von einem der grössten Quality Paper der Schweiz erwarte ich, dass dort Deutsch nicht als schwierige Sprache angesehen, sondern korrekt verwendet wird. Oder wenigstens nur mit Flüchtigkeitsfehlern, nicht aber täglich mit neuen Anfängerfehlern.
Von solchem Zeug wimmelts auf tagesanzeiger.ch, seit “Newsnetz” in Betrieb ist – die heutigen Fauxpas:
Oder: “Die Mappe viel vom Dach und blieb (…) liegen. (…) Bei der Frau handelte es sich vielleicht um die ehrlichste Haut im Quartier.” (Quelle hier)
Kindergarten!
Nachdem die Newsnetz-Fritzen nach einigen Stunden “viel” doch noch durch “fiel” ersetzt hatten, sandte omo sherif nach seiner “Blick-am-Abend”-Lektüre schon den nächsten Teil der Serie “Praktikanten machen Journalismus”. Man rechne…
Und weiter gehts mit der journalistischen Qualität von Schweizer Medien anno 2008 – diesmal mit der Website 20minuten.ch und der Sängerin der Mutter:
(Danke, omo sherif)
Und es vergeht fast keine Minute, bis der geneigte Leser wieder Unsorgfältigkeiten findet… diesmal blick.ch:
omo sherif mailt dazu: “Auch nach fünf Stunden unverändert so auf der Frontseite.”
Wenn wir grad dabei sind – hoffentlich war Papi erfolgreicher als Attila, Verfasser dieses Titels auf 20min.ch:
Szenogrady bácsi… nem alluttál sokat?
Wenn man nicht schmunzeln müsste, müsste man eigentlich weinen 🙁
Seit wann bekommen Autos Nobelpreise?
Journalistische Qualität anno 2008: Hand aufs Herz, dass etwa 90% der Leserinnen und Leser auch solche unspektakulären Allerweltsbilder fertiggebracht hätten wie diese(r) “fz” hier?
Man beachte auch, dass immer an der selben Stelle im linken oberen Bildviertel ein trüber dunkler Fleck zu sehen ist – Staub im Objektiv bzw. auf dem Sensor (gut sichtbar auf Bild 16/27). Vermutlich hat “fz” noch nie davon gehört, dass die meisten Digi-SLRs einen Reinigungsmodus besitzen.
Dass bei Bild 6/27 “Un” statt “Und” steht (edit: nach einigen Tagen endlich korrigiert) oder Bild 10/27 schlicht unscharf ist, erwähnen wir schon gar nicht – an solche Fehler haben wir uns beim Newsnetz schon fast gewöhnt. Beachten Sie dazu auch den Kommentar in der Tagi-Fassung…
Diese Aussage von Newsnetz-Chef Peter Wälty erstaunt: “Das Newsnetz hat gut ausgerüstete Online-Reporterteams in allen drei grossen Schweizer Ballungszentren.” – Offenbar umfasst diese “gute Ausrüstung” aber Kameras mit verstaubten Sensoren – aber auch saubere Kameras würden nichts bringen, wenn diejenigen, die sie bedienen, nicht fotografieren können.
Beim “Blick” findet man: Es heisst “liebes Kind”, also heisst der Typ mit der Brille vermutlich auch Liebeskind. Nachgucken? Zu faul. Die korrekte Schreibweise kennen? Nicht doch.
Und wieder einmal das allseits beliebte Schüler-Schreiblager namens “Newsnetz”: Wie wärs denn mit einer Prise Subprime? Hatschi.
Liebe Newsnetzler, liebe 20minüteler, liebe Blickonliner… soeben wiederentdeckt – Punkt 6 der Charta “Qualität im Journalismus”:
“Qualität im Journalismus setzt die Beherrschung des journalistischen Handwerks voraus. Medienschaffende sind präzise in der Wahrnehmung und Wiedergabe. Sie achten auf eine gepflegte Sprache, vermeiden belastete und beleidigende Begriffe und bemühen sich um einen guten Stil.”
Lasst doch eure Texte einfach mindestens einmal gegenlesen. Das wäre schon mal ein guter Start.
Siehe auch: “TAMEDIA: Vom Seriös- zum Boulevard-Verlag” auf medienlese.com
Ein klassisches Beispiel, wie es Newsnetz schafft, in einem kurzen Text problemlos zwei Fehler unterzubringen: “Grundsätzlich hat jede Person anrecht auf Persönlichkeitsschutz (…) Weil nicht anzunehmen ist, dass die Autonummer des Golffahrer in Zukunft im medialen Fokus stehen werde (…)” – Kleinigkeiten, aber symptomatisch für die Probleme, die Newsnetz offenbar mit der Deutschen Sprache hat.
Schon wieder einer von omo sherif – diesmal aus “Blick online”. Sprenen ist sicher weniger brutal als Sprengen, aber auch wenn gesprent wird, kann einiges schief gehen:
Fussballer sind laut “20 Minuten” neu mit Überschall-Speed unterwegs, also wird auch ihre Gewschindigkeit in MACH gemessen:
Jaja, manchmal ist “schneller” besser als “korrekt”, liebes Newsnetz…
“Auch Giuseppe Scaglione konnte sich (…) eine zweite UKW-Frequenz ergattert.”
Danke für den da, Herr B:
… und kaum tritt Schmid Sämu zurück, liegt die Tagi-Website am Boden: nur noch Errors bei Tagi, BaZ und BZ, wenn überhaupt. Ob da wohl mal Performancetests gemacht wurden…?
Genau so wie die hanebüchenen Kommentare oft haarsträubend daherkommen…
… sind eben oftmals die Newsnetz-Artikel selbst. Seien es drei “m” in der BZ…
… oder ganz genau, immmer öfter, der Tages-Anzeiger:
Und ob Stefan Häne und Peter Hartmeier wohl Freude haben an diesem sicher von einem der vielen Praktikanten verfassten Anriss mit fehlendem Komma? – “Der SVP gesteht er den Anspruch auf einen Sitz im Bundesrat zu jedoch nur mit einem konsensfähigen Politiker.”
Oder anders: “Die Zugrunderichtung einer Marke à la Tamedia: Der schnelle Weg zum Nichtmehrernstgenommenwerden”. Danke an db. und omo sherif!
Omo sherif liefert einen weiteren Newsnetz-Text mit dem Credo “Redigieren ist Glückssache”:
Ich zitiere das Newsnetz anlässlich der Berner Stadtwahlen 2008:
“Die Grüliberalen, die das erste mal antraten, gewannen vier Sitze. Die Früne Feie Liste verlor ein Mandat und ist noch mit 9 Personen im Stadtrat vertreten.. as Grüne Bündnis konnte seine 8 Sitze halten.”
Newsnetz pur! Schade, dass dies – fürs Newsnetz extrem rasant – bereits nach 15 Minuten korrigiert wurde…
Noch mehr Newsnetz-Schrottsprache:
“Für Maier bedeutete das nach den Jahren 1999, 2000 und 2003 der vierte Super-G-Triumph in Lake Louise und der 24. insgesamt in dieser Disziplin.”
Oder:
“Die Resultate der Stadtratswahlen wurden um 20.45 Uhr bekannt werden. Um 22.00 Uhr folgen die Ergebnisse der Stadtratswahl.”
“Newsnetz” kann die Zukunft voraussagen! – Oder war’s zuletzt doch die Nacht von Freitag auf Samstag?
Und den Unterschied zwischen Lead und Texteinstieg könnte “plä” zum Beispiel bei uns im dreitägigen journalistischen Basiskurs lernen kommen. Im Mai findet wieder einer statt.
Nicht einmal bei der Ferienumleitung seiner Lieblingszeitung lässt einen das Newsnetz in Ruhe mit Lustigkeiten…
“Vielen Dank für den Auftrag! (…) Weiterhin einen schönen Tag wünscht Ihnen das Aboservice!”
Die Andi hat viel Freude an Ihnens.
Vorhang auf für einen der besten Newsnetzisms bisher, zum Thema Chesley Sullenberger, “Held vom Hudson” – und seinen Vorfahren:
“Das Schiff (…) trug den Namen St. Andrew. Es landete am 26. September 1737 in den USA. Ulrich Sollenberger liess sich in Berks County (Pennsylvania) nieder. Dort heiratete er 1742 Maria Schmidt. Er starb 1967.”
Schon ein Urahn von “Sully” war also ein Held – gewissermassen von der Natur gesegnet. Mit rekordverdächtigen 247 Lebensjahren, wenn man annimmt, er sei mit 17 ausgewandert.
Zumindest laut Newsnetz.
Sie habens leider noch immer nicht gelernt:
“Es soll (…) dem Commander in Chief erlauent, aus der Luft Krieg zu führen.”
Erlauent? Das sind keine dummen Tippfehler, die mal passieren können und die auch das Korrektorat überliest – das passiert nur, wenn Geschwindigkeit vor Qualität und Vieraugenprinzip gestellt wird.
Fast Food ist – wenn man diese Art Verpflegung mag – in der Regel immerhin fein. Dieser latente McJournalism beim Newsnetz hingegen ist einfach nur eine Ohrfeige für die Leserinnen und Leser.
Auch schön heute dieser Titel: “Türsteher verprügelt IV-Rentner – Arm drohte Amputation”… Praktikantenschurnalismus vom Feinsten.
Mal ausnahmsweise ohne Fehler – dafür hat man den Praktikanten aber das Thema wählen lassen. Was hat ein kleiner Schneerülpser eines Berges, den man täglich dutzendfach sieht beim momentanen Wetter, stundenlang auf der Frontseite zu suchen? Und wieso bläst man ihn künstlich zu einem booaaahh-Ereignis auf?
Qualifititatitif hochochochstehenenender Fussball-Live-Kommentar à la Tagi: “So, es gibt keinen Grund (qualifitativ) nachzuspielen. Es gibt aber eine Minute.”
Ja wieviele denn nun, 50 oder 60?
Eigentlich ist diese Praktikantensprache nicht nur schnoddrig, sondern auch pietätslos: “Der zweite Mann hange wahrscheinlich verschneit im Hang und sei definitiv tot.”
Kauf ein Duden, das hat schon manchem gehilft.
Der Duden hilft bei stilistischen Fragen nur beschränkt weiter…
Und wieder einer für die unendliche Sammlung von Newsnetz-Schrott… nicht nur zum Thema “wo setze ich einen Bindestrich”:
(29.3.2009)
Ronnie bringt es auf den Punkt…
“12 Terabyts verbotener Pornografie gehortet” – ist das eine neue Mischung zwischen Bytes und Bits?
LOL… bei diesem Artikel ist die Kommentarfunktion wohl mit Absicht ausgeschaltet 🙂
An sich müsste die Überschrift heissen: “Schüler lehrnen Newsnetz-Deutsh – Tamedia schbonserd Primarschuhlkurse in Recht Schreybung”
Die Frage des Tages: Darf ein Medium, das in fast jedem Artikel Fehler am Laufmeter produziert, sowas schreiben?
Himmlisch und soooo typisch Praktikantenschurnalismus à la Newsnetz: “oku” am 25. Juli 2009!
Was oder wer ist denn “Goolge” bitte?
Ein neues Wort (“verleumberisch”, in diesem Text als Zwischentitel), und sogar eine neue Partei liefern uns die Newsnetz-Amateure – die GDP!
Also wie jetzt… “auf Anhieb” deutet auf die BDP hin, die Prozentzahl hingegen auf die Grünliberalen, wobei aber “auf Anhieb” falsch wäre… bitte klärt uns auf!
Schon mal was von Kalkentreiniger gehört? (Quelle – bis heute unkorrigiert wie üblich)
Vielleicht hatte der zuständige Jungredaktor seinen Schoppen noch nicht bekommen, als er vom Schop schrieb?
Beinahe unfassbar ist aber, dass der Fehler nach einigen Tagen korrigiert wurde – aha, Newsnetz ist lernfähig. Das ist was Neues und freut uns.
Offenbar ist man bei Newsnetz manchmal auch zu faul, bei Keystone die Bilder runterzuladen, die man dann auch wirklich verwenden will – was solls, der Preview mit Wasserzeichen genügt ja auch…
Danke an sultan für diese Newsnetz-Verknüpfung von Flavia Wasserfallen und Tokio Hotel (PNG, 240 KB)… ob Flavia daran Freude hat?
Kleine Auslese der letzten Tage:
– “Das seien Glasteilchen, die entstehen, wenn das heisse Magna abkühlt.” (statt “die heisse Magma”)
– Terrabytes statt Terabytes
– strickte statt strikte
Lallehuja – greift bald jemand den Newsnetz-Legasthenikern unter die Arme? Kürzlich gesichtet:
Immerhin, heute wurde sogar – was sonst fast nie vorkommt – ein Fehler nach etwa 10 Stunden geflickt: Aus “Schweizer Rennfahrerin steckte in brennender Bolide fest” wurde am späten Abend “Schweizer Rennfahrerin steckte in brennendem Boliden fest“. Dummerweise hat man aber den Link auf der Frontseite vergessen. Da ist der Bolide nach wie vor weiblich.
Ein Angriff auf uns Blogger!