Medienkonsumentinnen und -konsumenten sind eher lethargisch, wenns darum geht, in der Zeitung oder am Fernsehen empfohlene Websites zu besuchen.
Besonders, wenns nicht um sehr bekannte Seiten geht. Das hat der Schreibende auch schon erfahren – auch wenn etwas Medienpräsenz des Bloggers Herz erfreut… in Visits schlägt sich das nicht markant nieder.
Printmedien machen es den Leserinnen und Lesern aber auch oft unnötig schwer. Nicht eben netzgewandte Schreiberlinge oder Abschlüssler tun uns zum Beispiel diese alte Sünde an – Trennstriche werden allzu gerne als Teil der Webadresse angesehen…
… wobei die korrekte Adresse eben nicht h2o-stu-dio.ch heisst, sondern h2o-studio.ch. Mag man dies hier als vernünftig denkender Surfer noch bemerken, ist man bei solchen Ungetümen einfach nur aufgeschmissen (aus dem “Bund” vom 6. Oktober 2008):
Zufällig hab ich den Autor des Textes – “Mister-80er-Kassensturz” Urs P. Gasche – am Tag des Erscheinens auf einer Zürcher Bahnhofstreppe gesehen und hätte ihn am liebsten drauf angesprochen… die Schelte geht aber eher ans Redaktionsdesk, das es versäumt, solchen Unfug professionell zu redigieren.
Aus der hier abgedruckten Adresse (die voller Fallen wie Gross-/Kleinschreibung, Sonderzeichen, einmal falschen und einmal korrekten Bindestrichen ist) liesse sich im Nu etwas Gescheites machen, wenn man nur das entsprechende Wissen hätte:
http://tinyurl.com/3og65f
http://tinyurl.com/brustkrebs
Nebenbei: Um die im “Bund” abgedruckte Adresse einzutippen, hatte ich etwa zwei Minuten, vertippte mich rund siebenmal, kam schliesslich via Google zur Seite und konnte da die Adresse in tinyurl kopiepastieren.
Also, liebe Medienleute: Benützt doch entweder einen bestehenden URL-Kürzdienst wie tinyurl oder bittet eure IT, euch Kurzadressen einzurichten. Ein kleines Skript genügt, und die Redaktion könnte über ein einfaches Interface Adressen wie ebund.ch/go/krebs oder ebund.ch/link934 erfassen, die automatisch auf den “komplizierten” URL redirecten.
Solche Kurzadressen sind imho immer noch besser als “Webcode”-Systeme wie beim “PC-Tipp”, die unbedarfte User (welche knapp in der Lage sind, eine Adresse am richtigen Ort einzutippen) bereits überfordern, da sie nicht wissen, wo sie den Code eintragen müssen.
Viele Websitebetreiber bieten übrigens ohnehin von sich aus Kurz-URLs an; man müsste nur ein Mü weiter denken und nachfragen. Aus meiner Zeit beim Kanton Bern habe ich mich immer drüber genervt, dass z.B. unsere schönen Abstimmungs- und Wahlseiten immer mit den “langen” Adressen in der Zeitung standen (die Livelink WCMS leider so bereitstellt) – dabei hatten wir doch extra www.be.ch/wahlen oder www.be.ch/abstimmungen bereitgestellt und in allen Medienmitteilungen so vermerkt…
Schau hier, die Engländer können das 😉
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Genau so muss das sein. Schockiert musste ich von einem Insider kürzlich vernehmen, dass die meisten JournalistInnen oder eben AbschlüsslerInnen von Dingen wie “URL kürzen” oder gar “tinyurl” noch nie was gehört haben. Ächz. In welchem Jahr leben wir schon wieder…?
Ich frage mich schon länger ob die über Internetcontent schreibenden Leute überhaupt mehr verstehen als die Adressleiste des Browsers. Viele kommen nicht mal auf die Idee, index.html oder alles hinter # wegzulassen, während andere gar komplette Session-IDs publizieren und womöglich noch extra den Text kürzen müssen damit alles in die Spalte passt.
Was mir nicht in den Kopf geht dabei – sowas muss einem doch zumindest auffallen, wenn man auch nur ein Mü serviceorientiert denkt: “Hm, das ist unpraktisch, was kann ich dagegen tun?” – Und spätestens dann ruft man doch – wenn mans selbst nicht weiss – einem Freund an, der sich mit solchen Dingen auskennt. “Duu, wie kann ich eine lange Adresse kürzen?” – Und schon ist das Problem gelöst. Oder ist “über die Nasenspitze hinausdenken” dermassen aus der Mode gekommen?