Vorbemerkung Mai 2010: Dieser Post entstand vor einem Jahr. Inzwischen sind praktisch alle genannten Unzulänglichkeiten behoben worden. Ich konnte soeben die HDClone-Version 3.9 Professional Edition testen; meine 320GB-Harddisk ist unter laufendem Windows in 3 Stunden und 23 Minuten kopiert, mit der Boot-CD in 2 Stunden 46 Minuten.
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Mein neuster Konsumseitentext in der Berner Zeitung ist eigentlich eine verzweifelte Aufforderung an alle, die auf Erfahrungen mit Bekannten beruht, die mich in den letzten Jahren wegen Daten-Totalverlusten angegangen sind.
“Du, meine Festplatte ist wohl defekt, was muss ich tun?” – “Ich habe vor Wut über dieses Scheisswindows auf meinem Compi herumgeschlagen, er macht nun so komische Geräusche und startet nicht mehr.” – Die Frage nach dem Backup lautet meistens: “Öhm… Backup?”
Solche und ähnliche Stories lassen den Blöker erschaudern. Inzwischen ist seine Datensammlung auf stattliche 200 GB angewachsen, Erinnerungen aus Jahrzehnten liegen auf der Hartscheibe: Digitalfotos aus Ferien und Alltag, Familiendiascans aus Zeiten weit vor seiner Geburt, Artikel, Arbeiten, SMS-Archive, Kundenwebsites, Videos, alle Mails seit 1996 undsoweiter – eine mittlere Katastrophe für einen Nostalgiker und Sammler, wäre dieser Schatz plötzlich weg.
Doch auch wer es nicht auf eine randvolle Platte bringt, hat keine Lust, beispielweise Liz-Arbeiten unfreiwillig nach Dev/Null zu senden, wie Freaks die Übertragung in die Ewigen Byte-Jagdgründe nennen.
Es existieren viele Backup-Strategien. Etliche davon sind im heise-Artikel aufgezählt, den ich als Vorbereitung zu meinem BZ-Text konsultiert habe. Die Frage war: Welche Methode ist für einen Normalo-Consumer die richtige?
So richtig überzeugte mich keine Methode; siehe Text. Ich entschied mich dann für eine, die zwar gewisse Anfangshürden hat – wenn man die aber (allenfalls mit Starthilfe eines versierten Nachbarn) genommen hat, ist sie imho unschlagbar, praktisch und zeitsparend: Die 1:1-Kopie der ganzen Festplatte.
Für mich begann die Freundschaft zu HDClone, als ich eine neue Festplatte ins Notebook baute. Wie konnte ich die Datenpartitonen möglichst 1:1 rüberretten? Schnell fand ich im Internet die Lösung: HDClone von Miray Software. Und ich wurde nicht enttäuscht.
Miray ist eine Münchner Firma mit 15 Mitarbeitern und rund einer Million Euro Jahresumsatz. Das Unternehmen entwickelt kleine, aber feine Software und Minibetriebssysteme, die vor allem für Profis praktisch sind. Daneben sind – nebst des Klon-Programms – aber auch Tools zum “Shreddern” von Festplatten oder zur Überwachung von verschiedenen Komponenten im “Stand-Alone”-Sortiment.
HDClone kopiert nicht nur, sondern rettet notfalls auch: Laut Michael Haunreiter von Miray ist eine der Hauptstärken des Tools gegenüber der Konkurrenz, dass HDClone selbst von defekten Sektoren immer zuerst zu retten versucht, was noch zu retten ist.
Das Vorgehen ist einfach: HDClone runterladen (je teurer, desto schneller ist das Programm – ab 39 Euro sind vernüftige Kopien möglich, es exisitiert aber für Geduldige auch eine langsae Gratisversion), einen selbstbootenden Datenträger erstellen, z.B. eine CD (der PC wird dann ab diesem Medium gestartet statt ab der Festplatte), ggf. das BIOS so anpassen, dass vor dem Start ab HD eben gecheckt wird, ob der Rechner ab CD booten könnte, CD einlegen, neustarten – und den Anweisungen auf dem Monitor folgen.
Benötigt werden dafür nebst der Software lediglich zwei Harddisks, die zumindest gleich gross sind die wie zu kopierende Platte. Wieso zwei? – Nun, doppelt genäht hält erstens besser, zweitens sollte man mindestens eine Kopie örtlich getrennt von da aufbewahren, wo sich das Original befindet (aber bitte sicher vor Dieben). So ist im Falle von Feuer, Wasserschäden, Einbrüchen usw. immer eine einigermassen neue Fassung im Trockenen. Selbstredend wird beim Klonen das existierende Backup komplett überschrieben.
Edit Oktober 2009: Mit der seit einigen Wochen erhältlichen Version 3.8 entfallen zumindest bei meinem Laptop alle untenstehenden Schwierigkeiten aus der Ur-Fassung des Textes. Eine Harddisk kann sogar ein laufendes Windows ohne Bootmedium geklont werden.
Wer also mit den älteren Fassungen nicht zurecht kommt, sollte dringend Version 3.8 erwerben – sie ist in vielem massiv besser geworden.
(Zurück zum Originaltext vom Mai) Nebst dem für Laien etwas ungewohnten Start sind (je nach System) noch andere Hürden zu überwinden: Gewisse Festplattencontroller neueren Datums – zum Beispiel bei meinem Sony Z11MN – machen Probleme. Nix ist mit Booten ab CD; das interne Laufwerk wird nicht erkannt. Der Support von Miray lieferte dazu ausgezeichnete Unterstützung, nur – ein Alltagsanwender wäre damit aufgeschmissen: Zuerst die CD mit Windows XP holen, mit Admin-Tools SP2 und SP3 einspielen, mit der Software “PE Builder” HDClone und die korrekten Festplatten-Controller (via Google gefunden) einbinden, schliesslich das Betriebssystem Bart PE auf eine CD brutzeln und damit booten (was allerdings lange geht).
Die letztgenannte Klippenumschiffung ist für Bastelfreaks eine Wonne, aber definitiv nichts für Laien:
a) Eine WinXP-DVD ohne mindestens SP1 wird nicht akzeptiert von BartPE; entweder man hat eine neue, oder man muss bei Microsoft das SP für Admins downloaden, sein eigenes XP auf die HD kopieren und mit dem SP slipstreamen.
b) Bart PE, mit WinXP SP3 hergestellt, führt auf meinem Rechner zu einem Bluescreen. Also lange googeln, und das finden, Anweisungen auf dieser Seite befolgen.
c) Mit den korrekten Mass Storage Drivers startet der Rechner mit BartPE. Aber… das etxerne Laufwerk für die Clone-Kopie wird nicht erkannt. Lösung: Googeln… das da finden, das Laufwerk von Beginn an anschliessen und… tataaaa, es geht!
Michael Haunreiter kennt diesen Schwachpunkt, kündigt aber Abhilfe an – man sei in Verbindung zu Treiberherstellern und kläre auch die rechtliche Situation bezüglich Windows-Lizenzen ab. Ziel sei eine fixfertige CD mit einem auch für Laien problemlosen Handling. (Edit Oktober 2009: Klappt mit Version 3.8 nun alles bestens.)
Ideal wäre für wenig versierte Consumer vermutlich eine Lösung, die unter Windows, Mac OS oder Linux gestartet wird und mit einer Step-by-Step-Anleitung einen Neustart ab CD einleitet. Damit ist auch eine der Stärken erwähnt: HDClone arbeitet OS-unabhängig, da es sein eigenes kleines Betriebssystem mitbringt.
Es sei ausdrücklich festgehalten, dass die obgenannten Probleme auf den meisten Rechnern nicht auftreten sollten. Michael Haunreiter stellt ausserdem in Aussicht: Mit der Version 3.8, die im August erscheinen wird, ist es möglich, eine sogenannte ‘HotCopy’ zu erzeugen, also unter Windows im laufenden Betrieb ein Backup der Systemfestplatte (und auch aller anderer benutzter Festplatten) zu erstellen.” (Edit Oktober 2009: Klappte in unserem Test problemlos.)
Momentan ist es mit HDClone 3.7 möglich, alle Partitionen ausser die Systempartition (unter Windows meistens das altbekannte Laufwerk C) im laufenden Windows-Betrieb zu kopieren. Das Tool erlaubt es übrigens auch, Images zu erstellen, Laufwerke in einzelne Partitionen des Backuplaufwerks zu klonen und vieles mehr.
Erwähnt sei auch, dass es wenig bringt, ein schlecht gepflegtes System zu klonen – wer ein zerschossenes, virenverseuchtes Windows hat, kopiert den ganzen Schrott natürlich mit. Da rettet kein
einziges Backup vor späteren Verlusten. Ab und zu von den wichtigsten Daten eine Kopie auf andere Datenträger zu ziehen kann auch nie schaden.
Hier aber nochmals der Appell an alle, die mehr als ein paar unwichtige Worddokumente besitzen: Macht umshimmelsgottswillen Backups! Pflegt euer System! Wirklich! Diese Zeit und dieses Geld sind ausgezeichnet investiert. Schliesslich bezahlt ihr ja auch einen Haufen Geld für Versicherungen und putzt ab und zu die Wohnung.
Der natürlich etwas leichter formulierte und von Details befreite Text war am letzten Dienstag in der BZ zu lesen (Originalseite als PDF hier).