10 Jahre Websitemacherei

Ziemlich genau vor zehn Jahren ging meine erste Website online – diejenige des Instituts für Medienwissenschaft der Universität Bern (das heutige ikmb), wo ich von 1996-2001 mein Unwesen trieb.

Der Chef sagte dem 24jährigen Hilfsassistenten mit den grauenvollen Think-Pink-Hemden im August 1996, er solle “mal so eine Homepage” machen; den Grundstein gelegt IMW-Website anno 1996 (Klicken für Ausflug in die Netzvergangenheit)hatten zuvor einige netzophile Studierende. Ich verfeinerte (aus heutiger Sicht: verschlimmbesserte) den Auftritt mit einem Programm namens “GNN Press” und staunte, als wenig später unter der Adresse http://ubeclu.unibe.ch/imw nach dem Hochladen mittels eines rätselhaften Tools namens FTP tatsächlich eine Website erschien. (Auf “ubeclu” lagen damals die meisten Uniwebsites.)

Zu Beginn des Wintersemesters 1996/97 war es soweit: Die Ur-Fassung hab ich zwar nicht mehr, aber dafür eine sanft renovierte Fassung von 1997. Ein Freund – heute unter dem Namen “Omo Sherif” besser bekannt – feedbackte am 24. Oktober 1996: “Gute Sache im Internet. Mach weiter so!!” Die Icons bestanden übrigens mangels Software (oder Wissen) aus in Word geschriebenen, ausgedruckten und eingescannten “Schildern”…

Damals waren Internetseiten und E-Mail eine mittlere Sensation, und Teammitglieder frotzelten laufend “der Jacomet hat ja eh immer das Mailprogramm offen, unglaublich, da machts dann grad ‘pling’ wenn so ein Mail kommt – öhm, kostet das eigentlich was, ein Mail zu verschicken?”

Dumm war nur, dass mein 486er mit Windows 3.11 ständig abstürzte, wenn jemand ein Attachment über 500 KB schickte. Zudem hatte ich nur einen 640×480-Monitor – dennoch stand auf der Startseite “Best viewed with Netscape/Explorer 2.0 or higher, 800 x 600 high resolution”. Usability und Farbpsychologie? Bitte?

Links auf andere Websites setzen war ein unglaublich gutes Gefühl – dass am Bildschirm plötzlich Seiten aus einer ganz anderen Welt erschienen, war in der Webpublishing-Pionierzeit schier unfassbar. Ich war unheimlich stolz, unter einem Bild von sich die Zähne putzenden Studis einen Link zur Colorado Dentist Association gemacht zu haben.

Surfen daheim war noch alles andere als einfach – die Uni bot damals für Studierende einen Dialup-Access mit 14’400 bps an, der aber ständig besetzt war. Surfen konnte man damit aber nur auf uniinternen Sites…

Ein anderer Freund schrieb im Oktober 1996: “Das Thema Internet gewinnt immer mehr an Aktualitat. Vor einigen Jahren waren ausgesuchte Informatiker und Informatikerinnen stolz auf ihre Visitenkarten, auf welchen das magische Zeiche @ (deutsch: Affenschwanz englich: at) vorhanden war. Damals prahlte Mann und Frau mit einer eigenen E-Mail Adresse um elektronische Botschaften zu erhalten. Die Zeiten andern sich rasant – und wer heutzutage nicht uber eine sogenannte Homepage im World Wide Web (WWW) verfugt, betreibt eh kein ernstzunehmendes Business. Unterdessen surfen in der Schweiz 700’000 aktive und weniger aktive Leute im Internet herum; eine stolze Zahl – weltweit sollen es bereits uber 50 Millionen sein.”

Er schickte dann auch grad die erste URL des Berner Alternativradios “RaBe” mit: http://ourworld.compuserve.com/homepages/radio_rabe

Genau: Compuserve, HotMetal Pro, HotDog, Suchen mit Hotbot und Altavista… und dazu eine kurze, handliche Mailadresse andreas.jacomet.1@sm-philhist.unibe.ch – das waren noch Zeiten.

9 Kommentare

  1. Hätte dran denken sollen, jetzt ist’s wieder auf (aber wohl zu spät). Ich mache bei allen älteren Artikeln die Kommentare zu, wegen der Spammer. Sorry!

  2. @Matthias: SpamKarma ist ein wunderbares Tool für WordPress, seit ich das einsetze, hab ich null Probleme… gibt sicher auch sowas für dein Dings!

    @xeophin: Das war ja aber schon recht gut für damalige Verhältnisse. OK… etwas farbig vielleicht 😉

    Mühsam nur, dass das WebArchive fast nie Bilder mitspeichert…

  3. @xeophin, sieht doch gut aus!
    @blöker, ich habe SK installiert. Aber schon nur die Vorstellung, dass irgendwelche Pisser bei mir überall reinpinkeln, macht mich krank. Darum gebe ich ihnen möglichst wenig Gelegenheit. Scheint auch tatsächlich das Spamvolumen insgesamt stark zu verringern, wenn nicht so viele Beiträge angegriffen werden können.

  4. @blöker: Ein bisschen *sehr* farbig, ja 😉 Hat natürlich auch damit zu tun gehabt, dass schon das Original-Logo ziemlich viele Farben hat; da hat man sich mit zwei-drei Farben mehr schon fast quer durch die Farbschachtel gewühlt …

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