Jetzt komme ich auch noch mit diesem iOS6-Maps-Trauerspiel. Es ist schon unfassbar, was Apple einem da für Schrott zumutet. Steve Jobs hat sich in seinem Grab sicher schon millionenfach umgedreht.
Wer im Zug von Basel nach Paris fährt, kommt seit einigen Monaten ziemlich sicher einmal an der Gare Belfort-Montbéliard TGV vorbei. Nur… auf den Kack-Karten von iOS6 würde dieser Bahnhof wohl “Beffert-Mömpelgard HGZ” heissen.
Beffert? Mömpelgard? Und dann auch noch… Brisanz? Bisaz? Byzanz? Bisang? – Nein: Bisanz!
Tatsächlich: “Mömpelgard” ist nicht etwa der Name eines Zwergenführers aus dem neusten Fantasyroman, sondern der veraltete deutsche Name für Montbéliard. Beffert ist natürlich nichts anderes als “veraltet/ungebräuchlich” für Belfort, und Bisanz heisst für Bewohnerinnen und Bewohner der Gegenwart schlicht Besançon.
Mag in der Schweiz “Berthoud” für Burgdorf oder “Freiburg” für Fribourg noch geläufig sein, so habe ich von Mömpelgard bis zum Aufstarten der Maps-App des neusten Apple-Betriebssystems noch nie was gehört.
Das gilt aber nicht für alle deutschen Ortsnamen. Unser in den 1980ern schon kurz vor der Penisionierung stehende Geo-Lehrer hat uns in der Sek beigebracht, dass Bellinzona zu deutsch “Bellenz” heisse. Unnützes Wissen ahoi. Apple wird doch nicht etwa…? – Doch, natürlich!
Wer also nach den iOS6-Karten navigiert, hat quasi die Arschkarte gezogen, wenn er nicht auch noch multilingual und historisch-geographisch gebüldet ist: Auf keinem Strassenschild der Welt wird je Bellenz oder Mömpelgard zu lesen sein, auch nicht Mailand oder Nizza.
Beim iPad ist es zu spät – da ist der Müll bereits drauf. Das iPhone wird allerdings erst auf iOS6 upgedatet, wenn Google Maps als App zur Verfügung steht. Immerhin ist Google Earth auch einigermassen brauchbar.
Ein Wermutstropfen: Apps wie Flightradar24 benützen leider die Schrott-Maps von iOS6. Besteht Hoffnung, dass Apple Erbarmen mit seinen Usern hat und zu Google Maps zurückkrebst?
Jawoll, Kartenjammer! Winzigster Trost: Bellenz, Mömpelgard und dergleichen lassen sich leicht ausschalten, unter Einstellungen / Karten / Kartenbeschriftungen / immer auf Deutsch: aus!
Aber meinem Deutschlehrer musste ich in der Quarta beibringen, dass es Fantasyroman und nicht etwa Phantasieroman heisst. [Edit Andi: Da haste völlig recht – “Phantasy” durch “Fantasy” ersetzt!]
Abgesehen davon: wieder mal das klassische “It’s not a bug, it’s a feature” Ding. Ist der Steve aus dem Haus, tanzen die Projektleiter…
Namibia wäre dann wohl “Deutsch Südwest”, kannst das mal verifizieren äh überprüfen?
Und wie ist das wohl in linguistisch zerrissenen Bürgerkriegsregionen, wo die obsiegende Partei alle Strassenschilder abändert? Etwa genau für diesen Zweck erdacht, die Funktion?
Oder für Ferien auf Grosskanarien (“Strand der Sonne”)?
Fragen über Fragen.
@db: Das kann man natürlich. (Obwohl es komisch ist, dass sowas defaultmässig aktiv ist…)
Aber Sedrun oder Dieni fehlen dann dennoch auf der Karte – stdattessen ist der ungebräuchliche deutsche Name “Tavetsch” der politischen Gemeinde Tujetsch drauf – die aber auf keinem Strassenschild steht. Zudem liegt die Gemeinde irgendwo auf dem Hügel Nual, und Andermatt wurde in die Flanke des Pazolastocks verpflanzt…
(Klicken für grosse Fassung)
Zudem gehört offenbar neu Rueras auch zur Alpenregion Jungfrau-Aletschgletscher, yeah!
Und der Gotthardtunnel ist kein Tunnel mehr, der führt einfach quer durch alles…
Da mir neue Funktionen wie “Anruf mit Nachricht beantworten” gefallen, habe ich iOS6 zwar installiert, aber dafür für 90 Franken Navigon im App Store geholt (damit habe ich immerhin brauchbare Maps von halb Europa auf dem Gerät, ohne dass ich im Ausland Roaminggebühren en masse abdrücken muss – das wird auch in den morgen beginnenden Ferien nützlich sein).
Mir fehlen vor allem die Tramstationen im Millionenzüri. Da habe ich noch kein Ein/Aus gefunden und weiss nun weder ein noch aus.
Also ich finde eigentlich v.a. wesentlich,dass ‘biel’ richtig geschrieben ist,und das ist der fall.