Die erste AIDS-Aufklärungsstunde

Eigentlich sollte heute die Rede von Luxor sein, vom Hatschepsut-Tempel. Zehn Jahre ist es her, dass plötzlich alle wussten, was Photoshop ist, wie eine Tonwertanpassung funktioniert, wie man Teile eines Bildes freistellt und einfärbt. Das war natürlich höchst dégoûtant.

Drum blicken wir lieber 20 Jahre zurück.

Polo Hofers “Stop AIDS” löste 1987 einiges aus: Plötzlich getrauten wir uns Wörter wie “Pariser” auszusprechen, auch wenn wir noch nicht so recht wussten, was ein “Seitensprung” ist. Verglichen mit 2007, wo “figg di” soviel heisst wie “hau ab” für uns damals und niemanden mehr ernsthaft zu schockieren scheint, war ein Informationsabend für Eltern zum Thema AIDS schon ziemlich revolutionär – schliesslich würde man über Dinge sprechen, die heute “Safe Sex” heissen. Hui.

Internet? Pornodownloads? Foren, Chats? Gabs nicht. Doktor Sommer war das Mass aller Dinge, oder die nackte Familie im Bio-Buch – vermutlich die meistabgegriffene Seite eines Schulschmökers.

Für meine Lokalradio-Schülersendung interviewte ich eine Woche nach der Informationsveranstaltung den damaligen Rektor der Sek Sissach, Dieter Kaufmann. Amüsant: Im ländlichen, oberen Kantonsteil getrauten sich die Menschen offenbar mehr zu fragen als im urbanen unteren…

(Lieber in eigenem Player hören – MP3, 4.7 MB)

Auch in unserer Schülerzeitung FGOI nahmen wir das Thema auf (PDF, 2.6 MB), siehe ab Seite 9.

An dieser Stelle sei nochmals an den in diesem Post erwähnten und in diesen Videos sichtbaren André Ratti erinnert, den ersten Präsidenten der AIDS-Hilfe; er starb 1986 an der Immunschwäche.

Und natürlich an die Songs des Spätherbstes 1987: Chris Reas “Windy Town” passte schön zur oftmals nebligen Stimmung, ebenso wie “Wonderful Life” von Black. George Michaels “Faith” mit dem langen Intro lockte zum timen. Der Servierboy von Stock, Aitken und Waterman durfte kurz mal singen – Rick Astley war geboren. MARRS pumpten das Volumen auf – das waren ganz neue Klänge.

Doch was “J.O.S. Days” sind, darüber rätsle ich bis heute. Muss etwas mit Fussball zu tun haben. Falls jemand nächstens Henk Hofstede trifft, bitte nachfragen… Für mich ist “J.O.S. Days” der beste Song auf einer der besten Platten der 1980er-Jahre, “In The Dutch Mountains” von den Nits.

Und um den Bogen zu “Safe Sex” wieder zu schlagen: “Etienne” von Guesch Patti tauchte im Herbst 1987 auch langsam in “Zap Hits” auf TSR auf (wenn nicht grad die Sportkette sendete). Der 15-Jährige glotzte staunend den Videoclip – und realisierte erst etwa 20 Jahre später, WAS die Dame da Unziemliches von sich textete. Ein glasklarer Fall für Babelfish.

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