Als Elvis starb, war das für meine Eltern eine gute Gelegenheit, mir den Tod zu erklären. Ich sehe mich im August 1977 in Sedrun auf der Treppe meiner Grossmutter stehen, am Horizont ein heller Stern, und irgendwie hab ich im Hinterkopf, dass man mir weismachen wollte, dass Herr Presley nun auch so ein Stern sei. Als Lennon 1980 starb, heulte ich zu “Karrussell” im Schweizer Fernsehen wie ein Schlosshund.
Von Michael Jackson hab ich via Facebook erfahren – weitaus weniger erinnernswert. Woran werden wir aber zurückdenken in 20, 30 Jahren? An die schrägen Eskapaden seiner späten Jahre, an seine Auftritte als Kinderstar (das ist nun nicht zweideutig gemeint…), an den Affen Bubbles, an seine im Lauf der Jahre ausgeblichene Hautfarbe?
Nee, hoffentlich an seine trotz allem coolen Songs! Jackson-Musik pflästert meine Kindheit und Teenie-Zeit, da gibts kein Entkommen: “Don’t Stop ’Til You Get Enough” war der erste Song auf Schawis Radio 24 vom Pizzo Groppera, bei “Beat it” (als “Eat it” übrigens wunderbar verballhornt von Weird Al Yankovic) hatte ich mit elf eine Bronchitis und hörte den Song im Bett ständig am Radio, “Billie Jean” fing mir erst später so richtig an zu gefallen, “Making of Thriller” schauten wir uns immer wieder auf dem Video-2000-Recorder an.
“We Are The World” hör ich zur Weihnachtszeit heute noch gern, zu “Bad” tanzte ich als 15jähriger mit Nina (schon leicht verängstigt, “Fat” zu werden), “Dirty Diana”, “Smooth Criminal” und “Another Part of me” durfte ich mit 16 schon selbst am Radio spielen, ja, “Bad” war sogar – zusammen mit “Joshua Tree” von U2 und “After Here Through Midland” von Cock Robin – die allererste CD in meinem Regal.
In der Single-Hitparade vom 1. Oktober 1988 (wir spielten sie bereits am Samstag, drum das verschobene Datum) tat ich, was man als Moderator nicht tun sollte – ich versuchte Jacko nachzuäffen… in diesem Sendungsausschnitt finden sich noch ein paar weitere Nostalgie-Bits als Erinnerung an den musikalischen und politischen Herbst 1988, als Michael Jackson gleich mit zwei Sings in den Charts war:
(Lieber in eigenem Player hören – MP3, 5.3 MB) |
In den 1990ern – nach “Remember The Time” und “Black or White” – hörte der Spass dann aber auf; alles, was folgte, war nur noch Schrott. Da schliesst sich der Kreis zu Elvis gewissermassen. Oder noch nicht ganz: 1994 heiratete Jackson Presleys Tochter.
Zu Unrecht etwas in Vergessenheit geraten ist aber das Duett mit seinem damaligen Freund und späteren Beatles-Songrechte-Gegner Paul McCartney, das zeitgleich zum DRS3-Start im Spätherbst 1983 rauskam:
Say Say Say, Paul McCartney & Michael Jackson (1983) | |
Und nicht zu vergessen auch Jacksons Refrain-Vocals im Song “Somebody’s Watching me” von One-Hit-Wonder Rockwell.
Auch Monsieur Fischer hat übrigens schon zurückgeschaut.
wunderbarer text! ich wünschte, ich hätte bereits solche worte gefunden… kompliment. ich bin noch nicht soweit, sauge derzeit alles auf und muss es morgen verarbeiten… aber wenn sogar ein harter junge wie larry king nach worten suchen muss…
Kann mich noch erinnern an die Zeit als wir stundenlang in deiner Bude vor dem CD-Player gesessen sind und das Album “Bad” rauf und runter gespielt und nachgesungen haben… Das war eines der letzten Alben, wo noch jeder Song ein Knaller war.
Bei Peter kann man übrigens seine persönliche Jacko-Top-Ten posten!