Anzeiger Region Bern: Achtung, Stopp-Kleber werden bald missachtet!

Oh nein, oh nein, oh nein: Bisher genügte ein Kleber auf dem Briefkasten, um den reichlich nutzlosen “Anzeiger” nicht regelmässig im Altpapier entsorgen zu müssen. Nun wird einem barsch mitgeteilt:

Amtlich bewilligtes Spamming: Ab 2008 sollen wir unerwünschtes Altpapier sammeln müssen? NEIN DANKE!

Wenn der Anzeiger so extrem superwichtig sein soll – wieso war es denn bisher möglich, mit einem Kleber am Briefkasten den Anzeiger problemlos abzulehnen?

((Ergänzung: Das offizielle Verzichtsformular kann hier als PDF heruntergeladen und kostenlos an den Anzeiger-Verlag versandt werden.))

In meinen inzwischen 14 Jahren in Bern hatte ich noch nie Nachteile als Folge der Nichtbeachtung dieses ach so wichtigen Publikationsorgans. “Will die Bürgerin oder der Bürger nicht Gefahr laufen, aus Unkenntnis einen Rechtsnachteil zu erleiden, muss sie oder er also den Amtsanzeiger lesen oder lesen lassen”, ist hier zu lesen – nein, danke… mir genügt die Tageszeitung, denn wenn wirklich etwas wichtig ist, steht es dort, und ich kann bei Bedarf die zuständige Behörde kontaktieren.

Auf was für einem antiquierten Verständnis vom Verhältnis zwischen BürgerInnen und Staat basiert diese Aussage bitte?

Das ganze ist wohl auf dem Mist der Post gewachsen, die ja auch andere Willensäusserungen auf dem Briefkasten gern missachtet und nun mit vermehrten Post-Zurückbehalte-Aufträgen fette Kohle machen wird.

Konnte man bisher einfach die Tageszeitung abbestellen bzw. umleiten und zwei Wochen in die Ferien verschwinden (die in dieser Zeit anfallende Post füllte den Briefkasten nicht annährend), erhält man nun unerwünschterweise die mehrfache Menge Papier geliefert; der Briefkasten wird aus allen Nähten platzen.

Vollends birnenweich war auch die Aktion der Berner Kulturagenda (ja, die mit der belgischen URL), sich neu der “Anzeiger”-Zustellung anzuschliessen – mit der Folge, dass viele Leute dieses gute Angebot nicht mehr bekommen, da die meisten mir bekannten kulturell interessierten Leute auch einen “Stopp-Anzeiger”-Kleber am Briefkasten kleben haben.

Eine Kontaktangabe für Beschwerden fehlt natürlich auf der Mitteilung, und auf der Anzeiger-Kontakt-Seite finden sich weder eine Postadresse noch eine Telefonnummer.

Nee, so geht das nicht – darum: Wird Ihre Willensäusserung auf dem Briefkasten tatsächlich missachtet, schicken Sie ab 2008 einfach das unerwünschte Anzeiger-Altpapier regelmässig unfrankiert zurück an:

Anzeiger Region Bern, Postfach, 3001 Bern

Bis dort eine Lösung gefunden wurde, diesen amtlich bewilligten Spam zuverlässig zu unterbinden, der das Annahmeverweigerungsrecht der KonsumentInnen noch krasser missachtet als teiladressierte Werbung – da die Papiermenge ungleich grösser ist.
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Edit Januar 2008: Hier und hier gehts weiter.

19 Kommentare

  1. DANKE! das thema stadtanzeiger werden wir in der januar-ausgabe bringen! das ist eine frechheit, die ich nicht annehmen kann. wir machen sogar im ensuite eine werbeaktion dagegen!

    wenn der anzeiger nur aus einem blatt amtsmitteilungen bestehen würde, wäre das ja noch akzeptierbar. wenn es die möglichkeit gäbe, per mail den anzeiger zu erhalten – also, die amtsnachrichten, so wäre das schon fast super. aber dass ich die gesammelten wohnobjektinserate und arztpraxen, maler und zweideutigen inserate zwangsbedingt ins haus gestellt erhalte, akzeptieren ich nicht.

    wer lust hat, darf mitmachen! schreibt leserbriefe für ensuite – bis zum 27. dezember sammeln wir! wir nehmen auch grössere texte entgegen – einfach auf voranmeldung… alles klar?

    leserbrief@ensuite.ch oder an die redaktion…

    danke jacoblök für den beitrag und gruss von monique, die sich ebenfalls grad mit mir aufregt… 🙂

  2. Gruss zurück 🙂

    Ich habe die Leute vom Anzeiger um eine Stellungnahme an dieser Stelle gebeten. Wollen wir doch einmal schauen, wie gut die kommunizieren oder zumindest bald einmal auf eine Mitteilung verweisen, die hoffentlich bald herauskommt und den Inhalt “natürlich verzichten wir auf die Zustellung…” trägt.

    Es beruhigt mich zu hören, dass ich nicht der einzige bin, der sich über diesen konsumentenfeindlichen Plan aufregt. Danke euch allen für die Aufnahme des Themas und die Weiterverbreitung.

  3. Ich bin da ganz pragmatisch: Sollte ich den Anzeiger in meinem Briefkasten vorfinden, nehme ich ihn sachte heraus und trage ihn über die Strasse zur “gelben Entsorgungsstelle” (Postbriefkasten). Ohne Rücksendeadresse, ohne nichts. Einfach einwerfen… Un weg ist er. Und jemand anders kann sich damit herumschlagen.

  4. Ich habe inzwischen eine freundliche, aber wenig ermutigende Stellungnahme eines Verantwortlichen des Anzeigers Bern erhalten. Leider lehnt es diese Person ab, dass der Text hier abgedruckt wird. Auch so kann man kommunizieren… und das im Jahre 2007! – Ich bin aber sicher, dass die betreffende Person euch ein CC schickt, wenn ihr sie lieb bittet. Mailt einfach an info – at – anzeigerbern.ch

    Und sobald Ihr unerwünschte Post erhaltet, wählt aus den folgenden Möglichkeiten:

    – “Keinen Anzeiger” auf den Briefkasten schreiben, falls das da nicht schon lange steht. Laut dem weiter unten zitierten BZ-Artikel reicht das.

    – Wenn das nichts bringt (was zu vermuten ist): Zusätzlich am Mittwoch und Freitag dieses PDF über den Briefkastenschlitz kleben.

    – Das Zustellpersonal kann nichts für die Unfähigkeit der Chefs und muss den Unsinn ausbaden. Dennoch: Leider sind sie die “ausführenden” Leute. Darum: Wenn die obigen Ideen nichts nützen, Briefkasten noch unmissverständlicher anschreiben, dass definitiv KEIN Anzeiger gewünscht wird und ihr umgehend Anzeige erstattet, wenn dennoch ein Anzeiger im Briefkasten landen sollte.

    – Wenn dies auch nichts fruchtet, Ton verschärfen und mit einer Klage gegen den Pöstler / die Pöstlerin drohen und auf die (natürlich nicht vorhandene) Videoüberwachung am Briefkasten hinweisen. Unmissverständlich schreiben, dass er/sie ihn wenigstens selbst entsorgen sollte; auf ggf. vorhandene Altpapierbeige im Gang verweisen.

    – Diese Methoden wiederholen, bis der Pöstler / die Pöstlerin sich dran hält. (Ziel: Pöstler soll Rückmeldung an die Zentrale machen)

    – Zusätzlich: Anzeiger kommentarlos oder verziert mit möglichst viel “Spam”-Schriftzügen in den nächsten Postbriefkasten werfen. Dasselbe auch mit Anzeiger tun, die ihr irgendwo im Altpapier usw. findet.

    – Anzeiger in ein gebrauchtes C4-Couvert stecken und unfrankiert senden an Anzeiger Region Bern, Postfach, 3001 Bern. Eventuell Brief verfassen und kopieren, dass ihr den Anzeiger nicht wünscht; Brief stets beilegen.

    – Das Amt für Gemeinden und Raumordnung (AGR), das als Aufsichtsbehörde über die Anzeiger im Kanton Bern amtet, mit Beschwerdebriefen und -mails zudecken, ebenso den Verlag Anzeiger Region Bern (via dieses Formular) und die Berner Stadtverwaltung (da diese rückständige Stadt immer noch kein Web-Kontaktformular hat und von Usability noch nie was gehört hat, an info – at – bern-ch schreiben). Freundlich, aber bestimmt bleiben.

    – FreundInnen und Bekannte bitten, dasselbe zu tun.

    – Wer viel Zeit (und Geld) hat bzw. wenn alles nichts fruchtet: Der Post und dem Verlag des Anzeigers eine Rechnung für den zusätzlichen Entsorgungsaufwand senden. Angemessene Zahlungsfrist setzen; bei Nichtbezahlung mahnen und anschliessend die Betreibung einleiten. Wenn Rechtsvorschlag erhoben wird, Medien einschalten. Ziel: Möglichst publikumswirksame Posse inszenieren, damit die Verantwortlichen zur Vernunft kommen.

    Manchmal nützen Guerillamethoden schneller und besser als langwierige Briefwechsel mit Behörden, welche nicht auf Wünsche der BürgerInnen bzw. KonsumentInnen eingehen wollen.

  5. Die “Berner Zeitung BZ” hat am 29. Dezember 2007 auf meine Anregung hin das Thema aufgenommen und, wie ich gehofft hatte, auch das Amt für Gemeinden und Raumordnung (AGR) befragt – die Namen unserer Blogs werden zwar diesmal weggelassen, aber es geht ja um die Sache:

    (…) Post-Sprecher Richard Pfister bestätigt dies: «Für die Post gilt generell: Amtliche Anzeiger werden zugestellt – auch in Briefkästen mit ‹Stopp›-Klebern.» Die Post habe mit Konsumentenorganisationen und anderen Verteilfirmen gemeinsam festgelegt, dass die «Stopp»-Kleber nur für kommerzielle Sendungen gelten.

    Danke, Herr Pfister – wieso bekomme ich dann ständig weiterhin teiladressierte Sendungen?

    Weiter aus dem BZ-Text:

    «Der Anzeigerauftrag ist für die Post ein Auftrag wie jeder andere», erklärt Pfister. «Massgeblich sind für uns die Wünsche des Auftraggebers.»

    Ach so, das versteht die Post unter Konsumentenfreundlichkeit. Gut zu wissen!

    Ernst Zürcher vom kantonalen Amt für Gemeinden und Raumordnung gibt zu bedenken, dass jeder verpflichtet wäre, den Anzeiger zu lesen. (…) Doch: «Zwingen zum Lesen kann man niemanden.» Darum findet Zürcher den Zwang zur Annahme nicht sinnvoll. Er meint, dass man auf die Zustellung verzichten könnte, wenn die Willensäusserung unmissverständlich ist: «Es braucht auf dem Kleber explizit das Wort Anzeiger.» Noch besser wäre laut Zürcher, wenn derjenige, der den Anzeiger nicht will, eine Verzichtserklärung zuhanden des Verlegers verfasst.

    Dummerweise widersprechen sich die Post und das AGR; es bleibt wohl abzuwarten, wie sich die einzelnen PöstlerInnen verhalten, wenn sie einen Kleber sehen. Ich hatte bisher keinen Anzeiger im Briefkasten und musste demnach auch nicht zu “ekligen” Methoden greifen.

    Wir finden: Wozu lange Briefe schreiben, wenn eine Mitteilung auf dem Briefkasten unmissverständlich ist?

    PS: Heute Morgen wollte mich jemand von der “Post” anrufen – ich hab noch geschlafen. Womöglich in dieser Sache? Wenn ja – liebe Post: HIER ist der Ort, wo das diskutiert wird, Sie können sich gerne jederzeit frei und unzensuriert in diesem Blog äussern. Andere Organisationen schaffen es auch, in Blogs, wo sie kritisiert werden, Kommentare zu posten.

  6. Es geht los – heute lag der erste Anzeiger im Briefkasten, trotz der eindeutigen Aussage “Kein Anzeiger” auf dem Briefkasten. Ich werde nun vorerst gemäss dem BZ-Text einige Leute kontaktieren und der Pöstler wird am Freitag eine geharnischte Meldung vor meinem Briefkastenschlitz finden. On verra – wir bleiben dran, bis das Gespamme aufhört.

  7. Auf der Homepage des Anzeigers steht immer noch: “Dieses wird als einziges Organ zu 100% an alle Haushaltungen, Firmen und Verwaltungen kostenlos verteilt.” Bei unserem Wohnblock wurden sämtliche Kleber, die sich gegen einen Anzeiger ausgesprochen haben, von der Hausverwaltung entfernt. Solange der Anzeiger nicht öffentlich bekannt gibt, dass die Kleber an den Briefkästen beachtet werden, solange wäre es sinnvoll man würde den Anzeiger einfach annehmen und dann in den nächsten Postbriefkasten werfen. Ich klebe erst wieder einen Stop-Anzeiger-Kleber an den Briefkasten, wenn öffentlich bekannt wird, dass diese auch beachtet werden. Solange betrachte ich es am effektivsten, wenn alle die den Anzeiger nicht wollen, ihn in den nächsten Postbriefkasten werfen würden. Eine Reaktion des Anzeigers erfordert hier eine entsprechende Gegenreaktion. Macht bitte mit.

  8. Hallo,

    Das ging aber schnell, bin richtig erstaunt.
    Habe es eben eingescannt:

    Verzicht auf Zustellung des Anzeiger

    DOWNLOAD:
    https://workupload.com/file/b9kzsaG

    Front & Rückseite des Antrages + Begleitbrief

    Ich habe den Antrag für alle Parteien (9) bestellt
    und auch das hat geklappt. (Separat Adressiert)

    Nun lass ich mich Überraschen ……

    N M P

  9. Merci vielmals für Deinen (leider) immer noch aktuellen Blogeintrag. Habe mir heute die Mühe gemacht der Anzeiger Redaktion ein Mail zu schreiben…

    Vielen Dank für Ihre Information. Wissen Sie was? Ich habe mittlerweile eine viel einfachere Lösung gefunden, als Ihnen eine Verzichtserklärung zu unterschreiben. Ich stecke Ihnen die Werbung einfach wieder in Ihren Briefkasten. Cool oder? Eventuell fällt Ihnen in der Zeit, in der Sie Ihre Post von meinen Exemplaren trennen, ein, wie ein Aufkleber “Kein Anzeiger” zu interpretieren sein könnte.

    Für die Ausgabe vom 14. März habe ich mir die Mühe gemacht, die amtlichen Mitteilungen von der Werbung zu trennen. Gezählt habe ich sieben Seiten amtliche Mitteilungen und 25 Seiten Werbung plus Mediamarktprospekt. Ich empfinde es als Frechheit mir meinen Briefkasten mit Ihrer Werbung zu verstopfen. Sobald Sie ein werbefreies Angebot für den Bezug der amtlichen Mitteilungen entwickelt haben, würde ich mich freuen wieder von Ihnen zu hören.

  10. Unglaublich, aber wahr: 15 Jahre nach den Original-Blogbeiträgen rund um den Anzeiger Bern wird die Publikation tatsächlich endlich doch noch eingestellt. Dass mich der Anzeiger-Chef seinerzeit wegen dieser Beiträge bei meinem damaligen obersten Vorgesetzten (dem Staatsschreiber des Kantons Bern) angeschwärzt hat, entlockt mir heute ein Schmunzeln. Dass mein Boss damals nur meinte “was du privat machst, geht mich nichts an”, finde ich aber immer noch stark.

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