Kaum brauchbare Notebooks auf dem Markt

Zusammenfassung: Anspruchsvolle Anwenderinnen und Anwender, die täglich mehrere Stunden am Bildschirm verbringen, finden derzeit kaum brauchbare Notebooks. Fast jedes Gerät weist in mindestens einem zentralen Punkt Usabilitymängel auf, die das Gesamtbild zu “unbrauchbar” abwerten: Mal eine zu kleine Festplatte, mal eine zu hohe Auflösung usw. Schliesslich habe ich mir ein HP-Businessnotebook zusammenstellen lassen – das auch nicht perfekt ist, aber dem Idealfall recht nahe kommt.

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Der Support für Windows XP ist endgültig Geschichte – Microsoft zwingt hunderttausende unbescholtene User, bestens funktionierende Hardware entweder zu Elektroschrott werden zu lassen oder zu stundenlangem Um-/Neukonfigurieren.

So musste ich kürzlich auch mein noch bestens laufendes fünfeinhalb Jahre altes Notebook in Zwangspension schicken. Klar: Gewissen Macken werde ich nicht nachtrauern. Die Auflösung von 1366×768 Pixeln ist heute an der unteren Grenze, der Systemstart dauerte eine kleine Ewigkeit, der Bildschirm hatte die von Sony-Vaio-Geräten bekannten Flecken, der Lüfter war laut, die vereinzelten WLAN-Abstürze (aufgrund der Tatsache, dass Windows XP nur halboffiziell lief – das Auslieferungs-OS wäre damals Vista gewesen) nervten.

Dennoch hatte das kleine, leichte Gerät alles, was ich brauchte. Vor allem aber verkommt ein Neukauf momentan zu einer Tortur:

Windows 8? Würg! Mag ich nicht. Jedesmal, wenn ich auf einem 8er-Rechner ohne “Classic Shell” hocke, habe ich inzwischen nach wenigen Minuten einen Tobsuchtsanfall.

Keine separaten Tasten neben dem Touchpad, sondern “alles in einem”? O welch beschissener Designschnickschnack! Ach, was für ein Usability-Müll, was für ein Haptik-Nuller! Hier tritt der Tobsuchtsanfall nach wenigen Sekunden ein, wenn ich unbeabsichtigt Ordner irgendwo hin verschoben habe, da gerade zwei Finger auf dem Pad waren und die schrottreife Software nicht erkannte, dass meine Fingerbewegung keine Geste bzw. Klick war.

Unbrauchbar: Touchpad ohne separate Maustasten

Glossy Monitor? Schön, aber ich will keine Spiegelbilder sehen, sondern den Content aus dem Rechner.

Ultrabook ohne Brenner? Nun gut. Da brauch ich aber einen externen Brenner. Viele Kunden wollen nach wie vor Backups auf physischen Datenträgern (ob das sinnvoll ist, lassen wir mal beiseite – es ist einfach so). Aber, OK, diese Anforderung habe ich inzwischen gestrichen.

Touchscreen? Wozu? Dafür habe ich ein Tablet und Smartphone. Da ist das sinnvoll. Aber auf meinem Notebookscreen will ich garantiert keine Fingerabdrücke – ieks, wie ich das hasse.

Riesen-Auflösung à la QHD+? – Hey, ich will ohne Lupe arbeiten können! Alles, was über 2000 Pixel in der Breite misst, ist für den täglichen Gebrauch bei meiner Wunschgrösse von 13-14 Zoll schlicht unbrauchbar. Manchmal frage ich mich schon, wer so einen Usability-Quatsch plant.

SSD statt konventionelle Harddisk? Super! Gerne! Nur… allein schon die 320er-Platte auf dem alten Notebook war randvoll. Die standardmässig verbauten 128GB und 256GB genügen also sicher nicht; Cloudspeicher interessieren mich nicht, ich brauche meine Daten jeweils umgehend, wenn ich sie abrufen will. Ein Notebook mit einer defaultmässigen Konfig von 1TB SSD existiert schlicht nicht.

Meine Wunschliste vor dem Neukauf war also klar: Windows 7 Pro 64bit, matter Bildschirm, 1TB SSD, min. 16GB RAM, max. 1920 Pixel Auflösung in der Breite, vom Touchpad abgetrennte Maustasten unterhalb des Pads, ein über 120° aufklappbarer Monitor wegen meines Notebookhalters (den ich aus gesundheitlichen / ergonomischen Gründen benötige), Gewicht unter 1500g, möglichst geringe Geräuschkulisse.

Fazit: Selbst in einem gut assortierten Laden gibt es kein Laptop, das diesen Ansprüchen genügt.

Auch wenn ich 2000+ Franken auf den Tisch zu blättern bereit wäre: There is no such device.

Ein Latitude von Dell vielleicht? Das hat immerhin noch separate Maustasten und bietet Windows 7. Aber: 4GB RAM und keine SSD (bei den grösseren Platten)? Nur ein i5-Prozi? Nein danke!

Ein zufällig abgemachtes Nachtessen mit zwei alten Studienkollegen brachte die Lösung: Thomas hatte sich genau die gleichen Gedanken wie ich gemacht und liess sich bei einer auf Geschäftskunden spezialisierten IT-Firma ein HP-Notebook custommässig zusammenstellen. Netterweise durfte ich sein Gerät ausprobieren und kam zum Schluss: Das ist das einzige, das derzeit in Frage kommt. Zudem sind netterweise Ende letztes Jahr 1-Terabyte-SSD auf den Markt gekommen.

Das HP Elite Book 9470m, das ich bei einem Kollegen netterweise testen konnte, erfüllt fast alle Kriterien.

HP Elite Book 9470m mit Dockingstation und der Verpackung der verbauten 1-Terabyte-SSD Samsung EVO 840

Nur hat es keinen besonders angenehmen Bildschirm; er ist zwar matt, aber mit einem augenfälligen Bildqualitäts-Unterschied, sobald man den Betrachtungswinkel auch nur minim ändert. Bei geringen Vibrationen sieht das aus wie ein Flackern. Zudem wirken einfarbige graue Flächen schnell einmal “regelmässig gefleckt” und flackern leicht – leider vor allem Scrollbalken, die man fast in jedem Fenster hat.

Grummel: Bildschirme sind nach wie vor die Achillesferse eines Notebooks. Die einen verbauen viel zu hohe Auflösungen und fast nur noch spiegelnde glossy Screens, Sony hat zwar seit Jahren sensationelle Bilder abgebende Monitore (die aber nach wenigen Wochen Flecken bekommen), und wenn man dann mal einen matten Moni findet, ist er von minderwertiger Qualität. Pff.

Und sonst? – Der Lüfter ist zwar auf Normallast nicht besonders laut, zischt aber ausgerechnet in einem unangenehmen Frequenzbereich. Finden übrigens auch andere: Link 1, Link 2.

Beides habe ich halbwegs umgangen: Ich habe eine Dockingstation und einen Monitor dazu gekauft – so ist das Notebook nicht unmittelbar vor dem Gesicht und der Lüfter kaum mehr hörbar, ausserdem ist auch gleich das Kabelchaos gelöst. Praktisch. Unterwegs kann ich mit dem minderwertigen Monitor leben.

Auch der Fingerabdrucksensor fürs Login ist eine nette Sache. Leicht störend ist der von IBM-Lenovo bekannte “Maus-Chnubel” (Trackpoint) in der Mitte – leider gibt’s das Gerät nicht ohne. Kann ich aber verschmerzen, da ich ohnehin meist eine externe Tastatur und Maus benutze. (Das interne Keyboard des HP ist allerdings toll; die Tastaturanschläge sind nur unmerklich hörbar).

Mühsam, aber zu überleben: Trackpoint mitten auf der Tastatur

HP bietet standardmässig maximal auch nur eine 256GB-SSD, aber Firma Business IT war äusserst zuvorkommend und baute mir die aktuelle 1TB-SSD von Samsung ein. Das Unternehmen kann ich mit bestem Gewissen weiterempfehlen. Der Kontakt verlief ausgezeichnet.

Achtung: Das Nachfolgegerät von HP weist bereits das unbrauchbare “Alles-in-einem”-Touchpad ohne separate Tasten auf! Das HP Elite Book 9470m, das auch Old-School-Typen wie mich fast gänzlich zu überzeugen vermag, gibt es vermutlich nur bis Ende Mai 2014 – so hurry up! Ich vermittle bei Bedarf gerne eine direkte Ansprechperson, PM genügt.

Meine Konfiguration kostete etwas über 3000 Franken (wer “nur” die Standardkonfig ohne Extras nimmt, bezahlt natürlich deutlich weniger): i7-3687U-CPU, 16GB RAM, 1TB-SSD, Win7 Pro 64, 4-Zellen-Akku 52 Whr, Dockingstation, Fingerprint-Reader, 4 Jahre Next-Day-OnSite-Garantie, Assemblierung (Harddisktausch / betriebsbereiter OS-install).

Ein sehr stolzer Preis; dieses Jahr wird es also keine grossen Ferien geben.

Dafür gebe ich gerne zu, dass ich inzwischen meinem antiken VAIO keine Träne mehr nachweine. Auch den Look von Windows 7 konnte ich mit Classic Shell (das ich auch für Win7, nicht nur 8, wärmstens empfehlen kann) sehr nahe an das gewohnte “klassische” Aussehen von Windows 2000 / XP heran führen. Die Umgewöhnung punkto OS hält sich also in Grenzen. Die Konfiguriererei dauerte aber natürlich Stunden bis Tage. Nun, sei’s drum. (Wenn wir noch fertignörgeln wollen: Silber statt schwarz? Unschön, aber eine reine Äusserlichkeit.)

Der Systemstart kommt dank SSD zeitlich fast an Win8 heran, der i7 und eine Menge RAM sorgen für äusserst flüssiges Arbeiten, die Dockingstation ist praktisch. Fast sämtliche in den Jahren liebgewonnene Software ausser Office 97 habe ich auf Win7 zum Laufen gebracht. LibreOffice tut’s aber auch. Und die Neukonfig war eine willkommene Motivation, den Dinosaurier Eudora durch Mozilla Thunderbird zu ersetzen.

Das alte Sony Z11-MN und das neue HP Elite Book 9470m

Insgesamt bereue ich keine investierten Franken und Stunden. Das neue System ist wirklich eine flotte Sache.

Dass ein gewöhnlicher Bildschirmarbeiter im IT-Garten des Herrn aber im normalen Handel schlicht kein brauchbares Notebook findet (und dass auch Windows 8.1 mit Bordmitteln nicht auf die in 20 Jahre lang eingewöhnte Oberfläche zurückgestellt werden kann), ist ein Armutszeugnis für die Industrie.

Ein Kommentar

  1. Naja, ich mag HP wirklich nicht. Bisher hatte ich noch nie wirklich gute Erfahrungen mit den Kisten. Die Business-Linie (Subnotebook) zickten und waren alle nach rund drei Jahren im Eimer.
    Von den Consumer und PC sprechen wir jetzt mal nicht.
    Ich trage mein MacBook Air mit mir herum. Dank 480 GB SSD mit genügend Kapazität für unterwegs.
    Und zu Hause, weniger tragbar, steht ein in den USA günstig erworbenes Lenovo Thinkpad W530 mit i7, 32 GB RAM, 15.6 FHD inkl Colorcalibrator und 256 GB SSD (Programme, OS) und einer 640 GB Harddisk (Daten).
    Da bin ich wohl Thinkpad vorbelastet, immerhin habe ich wohl schon mehr als 10 Jahre damit hinter mir.

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