Ein freudscher Vertipper in den heutigen PC-Tipp-News – das “Fetnetz” ist wohl ein besonders gut geölter Internetzugang, der stets läuft wie geschmiert?
Tatsächlich ist es so, dass Sunrise mit “click&call” zwar ein interessantes Paket bringt, aber daneben auch fe(t)te Kohle machen will: Wer von diesem Angebot profitieren möchte, muss neu eine Verbindungsaufbaugebühr berappen. Sowas lieben wir doch besonders, wenn sich am anderen Ende ein Anrufbeantworter meldet, auf den wir gerade nicht sprechen möchten.
Ich höre Sunrise noch proleten, dass es diese Abzockermethode ihnen eben nicht gebe… aber eben, seit ein Ex-Swi$$kommer am Drücker ist, sind solche Entwicklungen wenig verwunderlich.
Auch die Tarife für Anrufe ins Mobilnetz sind tendenziell gestiegen, auf einheitlich 35 Rappen pro Minute (plus horrende 10 Rappen Connection Fee). Früher waren zwar Anrufe auf Fremdnetze im Hochtarif teurer, Anrufe aufs eigene Sunrise-Mobilnetz aber billiger. Und natürlich sind bei den 1000 Gratisminuten pro Monat (die aber werktags ausgerechnet tagsüber nicht gelten) Anrufe aufs Mobilnetz ausgeschlossen.
Einmal mehr also ein kompliziertes Telekom-Angebot, bei dem man nicht einfach sagen kann “super, nehmen wir” – sondern sich zuerst dumm und dämlich rechnen muss und es drum vielleicht einfach sein lässt, selbst wenn man es endlich in der Hand hätte, nie mehr diese dummen Swisscom-Rechnungsbeilagen entsorgen zu müssen.
Schuld an dieser Misere ist natürlich nach wie vor die Swisscom, die sich seit Jahren gegen die Liberalisierung der letzten Meile sträubt und leider durch alle Instanzen geht.
Ein Rechnungsbeispiel: Ich habe bei Sunrise Festnetz, ADSL und Mobile. Ich darf also für “click&call” noch 10 Franken Rabatt abziehen, macht dann 69 Franken – gegenüber 74, die ich heute für den (grrrr) Swisscom-Anschluss und Sunrise ADSL bezahle.
Das heisst, ich spare 5 Franken. Allerdings telefoniere ich derzeit noch 60 Minuten pro Monat gratis ins Fest- und Sunrise-Mobilnetz (alte Option “Select 60”). Ich bleche keine Verbindungsaufbaugebühren. Allgemein telefoniere ich kaum ab dem Festnetzanschluss – und wenn schon, dann auf Handys, würde also neu satte 10 Rappen Grundgebühr pro Anruf plus 35 Rappen pro Minute machen, je nach Ziel und Dauer mehr als heute. Wann telefoniere ich genau; in der “1000-Minuten-Gratis-Zeit” oder tagsüber? Ich bin oft weg, könnte also durch die geringere Grundgebühr tatsächlich sparen – oder hebt sich das durch die fiesen Tricks von Sunrise wieder auf, wirds gar teurer?
Ich weiss es nicht, und ehrlich gesagt will ich es auch nicht so genau wissen – ich will einfach das beste Angebot für meine Bedürfnisse, ohne stundenlange Zahlenbeigereien.
Spare ich? Lege ich drauf? Keine Ahnung. Ohne detaillierte Analyse meine Rechnungen bin ich aufgeschmissen. Wieso macht mir Sunrise nicht einfach eine massgeschneiderte Berechung auf Basis meiner letzten zehn Rechungen, “soviel haben Sie gezahlt, soviel hätte das mit click&call gekostet”?
Schwach. Und dieser Laden soll der grösste Konkurrent der Swisscom sein? – Sunrise, aufwachen.
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Edit April 2008: Sunrise ist tatsächlich aufgewacht!
Jetzt gehts los – DAS nenn ich eine gute Reaktion für bestehende Sunrise-Kunden, die Festnetz, ADSL und Mobile schon bei der Firma betreiben. Chapeau! Die Kampgane dafür ist zwar birnenweich – aber was solls, hier lässts sich sparen.
Edit April 2008: Die letzte Swisscom-Rechnung, so schön…
Anderes Thema: Die Redaktion des PC-Tipp-Newsletters sollte vielleicht wieder mal einen Sprach-Refresher besuchen. Was in letzter Zeit geboten wird, ist teils von mässig sprachbegabten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern verfasst oder strotzt vor Flüchtigkeitsfehlern. Aktuelle Beispiele von Ende Februar 2008:
– “…den Begriff Web 2.0 schon zumindes einmal gehört.”
– “Mehr als 25 Prozent der Befragten liest täglich…”
– “…setzt darauf, dass für Empfehlungen mehrere Tausend Franken locker gemacht werden!” (Inflationärer Gebrauch des Ausrufezeichens an einem Ort, wo es ganz sicher überflüssig ist)
– “Die Idee dazu stammt vom gerade wenige Tage alten Unternehmen XXXX, welches das (…) letzte Woche lanciert hat – nach zehn harten Entwicklungsjahren.” (Holpriges Deutsch, zudem offenbar dem PR-Jargon der Medienmitteilung auf den Leim gekrochen)
– “Über Umwege also, sollen sie dem potentiellen Arbeitgeber zugeführt werden.” (Auch nach den neuen Regeln kommt da ganz sicher kein Komma)
– “…ist überzeugt, dass Prämien im vierstelligen Bereich den «Hobby Headhuntern» Anreiz bieten, eine…” (Wenn schon: “Hobby-Headhuntern” – den korrekten Gebrauch des Bindestrichs verlernen leider immer mehr Menschen.)
– “Weitere Studienergebnisse waren, dass beinah alle der Teilnehmer das Internet täglich zur Informationsbeschaffung heranziehen…”
– “Die gewohnten E-Mail-Dienste (…) gehen über Board.”
Ja was denn, übers Mainboard oder was? Sorry – aber solche Böcke gewöhnen wir schon Nicht-Journis in einem Einführungskurs ab und bringen den Leuten ein wenig Perfektionismus bei… gibts denn beim PC-Tipp kein internes Gegenlesen?
Eine Redaktorin oder ein Redaktor muss übrigens Österreicher(in) sein – er/sie schreibt konsequent (wie in unserem östlichen Nachbarland üblich) “um 5 Franken” statt “für 5 Franken”. Dummerweise verstehen wir hierzulande darunter “rund 5 Franken”…
Weitere Stilblüten aus den PC-Tipp-News vom 3. und 4. März 2008 – offenbar will man intern wirklich nichts tun…
– “Der Bundesrat will die Verantwortlichkeiten von Internetanbietern gesetzlich nicht regeln. Obwohl die Menschen unerwünschten, pornografischen und gewalttätigen Inhalten mit Sorge entgegen blicken. Fachleute werden am 11. März diese Problematik und möglichen Auswegen in einer Forumsdiskussion nachgehen.” (Stil oder was?)
– “Ob es sich unter MacBidouille.com nun tatsächlich um das neue Swisscom-Prospekt handelt oder nicht, bleibt…” (Das Prospekt ist hoffentlich besser als dem Schreiberling.)
– “Nach einem Sicherheitsreport von Secunia, tritt die Lücke nur in Suns Solaris 8 auf.” (Tschüss, Kommaregeln!)
– “User aus deutschsprachigen Ländern werden aktuell auf facebook.com unter ihrer Landessprache begrüsst.”
“Unter” irgendwas sind hier vor allem Stil und Grammatik. Müssen wir dieses Geholper wirklich täglich über uns ergehen lassen? Ich schiesse nur sehr ungern gegen Schreib-KollegInnen, aber langsam gehen mir diese ständigen Aussetzer im an sich praktischen Newsletter auf den Geist.
Und es geht gleich weiter – die “PC-Tipp-News” schlagen auch am 5. März voll zu!
– “Alle Ergebnisse führten zur Software (…), welche Lösung verspricht.”
– “… entwickelte (…) einen Algorithmus zur äusserst genauen Objekterkennung mittels Fotobilder.”
– “Das Musik- und Internet-Handy (…) beispielsweise gibts bereits um durchschnittliche 293 Euro. Das exklusive Teil wurde damals um über 400 Euro präsentiert.” (Haaaallloooo… zum x-ten Male – das heisst nur in Österreich “um”!)
– “Glupod, das neue Online-Game hält besonders nachhaltige Preise für seine Spieler auf Lager.” (Kommaregeln adieu! Eines von mehreren Beispielen heute.)
Die PC-Tipp-Newsletter-Nervparade vom 10. März 2008:
– “Microsoft ändert seine Meinung auch in Bezug auf Mini-Notebooks. Der Software-Konzern hatte Asus bei ihrer ersten Anfrage eine Abfuhr erteilt – das EeePC-Konzept wäre nicht zukunftsträchtig. Aus diesem Grund wurde der erste EeePC mit Linux ausgestattet. Der durchschlagende Erfolg des Kleinst-Notebooks hatte nun für ein Umdenken der Software-Gigantin gesorgt. Vista habe höhere Hardware-Anforderungen und würde die magere Speicher- und Prozessorausstattung der neuen Gerätekategorie überfordern, verteidigte Microsoft den XP-Einsatz im EeePC.” (Adieu, consecutio temporum! Willkommen, umständlicher Konjunktiv!)
– “Sun bastelt an der Java Virtual Machine (JVM) fürs iPhone.” (Schön, dass die gerne basteln – als Sun-Mensch käme ich mir aber angesichts dieses Attributs ganz schön verarscht vor.)
– “Im Internetserverwettlauf nimmt Apache leicht zu.” (In welchem Wort-Ungeheuer wird wer genau dicker, bitte?)
– “Insgesamt bedeutet das, dass Apache hinter der Hälfte aller Webseiten stünde. Zu diesem Ergebnis kamen die Statistiker von Netcraft in ihrem Serverranking von Februar 2008. Aufschwung würden jedoch auch kleiner Server wie Litespeed verzeichnen. Dieser wird vorrangig von der Blogger-Szene genutzt.”
Well… wir motzen nicht nur, wir versuchen auch, es besser zu machen – der JacoBlök-Vorschlag für den letzten Abschnitt ohne Passiv, Konjunktiv, hässliche “das-dass” und Tippfehler: “Die Hälfte aller Webseiten läuft somit laut Netcraft auf einem Apache-Server. Auch kleine Server wie Litespeed holen aber auf; diesen setzen vor allem Blogger ein.”
(Korrekt wäre eigentlich “Websites”, nicht “Webseiten”, aber Anglizismen vermeiden wir wenn möglich, das geht in Ordnung. Mögliche ausführlichere Variante des ersten Satzes: “Die Hälfte aller Webseiten läuft somit auf einem Apache-Server, wie Netcraft letzten Monat in einer Studie festgestellt hat.” Und eine etwas verschachtelte Alternative für den letzten Satz: “Auch kleine Server wie Litespeed, den vor allem Blogger einsetzen, holen aber auf.”)
Geht doch, oder? Hat man beim PC-Tipp soooo wenig Zeit, sich über solche Dinge den Kopf zu zerbrechen?
Ausserdem empfehlen wir wärmstens: “Stilistik für Journalisten” von Josef Kurz, Daniel Müller, Joachim Pötschke und Horst Pöttker, Westdeutscher Verlag, Wiesbaden.
Natürlich gehts auch am 11. März fröhlich weiter mit den Stilblüten:
– “Spammails, die über Google-Konten verschickt werden, haben sich im letzten Monat verdoppelt.” (Wohl eher die Anzahl der Spammails, oder?)
– “Mitte Februar wurde bekannt, dass das Google-Captcha-Verfahren (Completely Automated Public Turing) geknackt werden konnte.” (Ja, aber das heisst wenn schon “Completely Automated Public Turing test to tell Computers and Humans Apart” – “Captchas” heissen ja nicht “Capts”.)
– “An der OpenExpo in Bern stehen morgen Experten kostenlos zur Verfügung, die Linux auf mitgebrachten Computer installieren.” (No comment.)
– “Swisscom macht aus ihrer neu lancierten Bluewin-Seite kein Geheimnis.” (OK – und was ist der Sinn dieses Satzes?)
– “Das Kontaktformular der gestern lancierten Bluewin-Seite verfehlt ganz offensichtlich sein Ziel und landet nicht bei Swisscom, sondern bei einem ihrer Kunden.” (Es dürfte den meisten neu sein, dass die Formulare irgendwo landen und nicht der vom User in die Formulare eingefüllte Inhalt.)
– “Mittlerweile hat der Mailgenervte bereits über tausende Nachrichten erhalten, die im Grunde Bluewin gelten.” (Attacken gelten vielleicht schon jemandem; Mails kaum. OK, etwas spitzfindig.)
– “Sunrise kooperiert bei ihrer Mailumstellung mit Google.” (Nur bei der Umstellung? Nein, natürlich generell.)
– “Bestehende Konten werden nach gewisser Zeit einfach gelöscht…” (Ich wiederhole mich: Lest ein Stilistik-Buch! Bitte!)
– “Zudem ist es ab sofort nur noch möglich, pro Telefonanschluss einen Mailaccount zu kreieren.” (Aha, und sonst kann Sunrise gar nichts mehr? – Gemeint ist vermutlich: “Zudem ist ab sofort nur noch ein Mailaccount pro Telefonanschluss möglich.”
Wir haben der Redaktion übrigens – anstatt diese Liste fortzusetzen – fairerweise geschrieben und uns über diese Sprachquälereien beklagt. Man gelobte Besserung.
Und bezeichnete wenig später Simonetta Sommaruga als “Simonette”. Im selben Text stand auch: “Dieser Gerätemonopol” – doch von DEM Monopol war nicht die Rede…
Wieso testet man Leute, die des Schreibens mächtig sein sollten, nicht einfach, bevor man sie anstellt? Siehe auch hier…