Am Samstag schnupperte ich wieder mal etwas Oberbaselbieter Landstimmung – am Grümpelturnier des FC Bubendorf.
Wie es der Zufall so will, war das Bubendörfer Fussballturnier mit einem Vierteljahrhundert-Jubiläum aus dem Leben des Bloggers verknüpft. OK-Chef war nämlich Stephan Buess…
… der nicht nur als schlangenbändigender Polizist bekannt ist (und sein Bruder Remo als Ex-Fussballer beim FCB und in Australien), sondern auch als Teilnehmer des ersten Grümpelturniers in unserem gemeinsamen Heimatdorf Itingen.
Und das ist wieder mal eine lange Geschichte.
Freund Patrick – besser bekannt als “Tanner” – und ich waren als Teenies voller Tatendrang. Wir gaben zusammen sechs Jahre lang eine Schülerzeitung heraus und organisierten im Dorf Sportveranstaltungen. Der Kommentar in der “Basellandschaftlichen Zeitung” zu unserem Quartier-Strassenlauf im Herbst 1985 (in diesem PDF abrufbar) spornte uns derart an, dass wir im schneereichen Winter 1986 ein Skirennen auf die Beine stellten. Irgendwie bekamen wir Spass an der Sache, es musste eine noch grössere Nummer her, und so gedieh rasch die Idee eines Grümpelturniers.
(Für Nichtschweizer: Ein Grümpelturnier ist ein Spass-Fussballturnier aus meist spontan im Freundes- und Bekanntenkreis zusammengewürfelten Mannschaften. “Grümpelis” sind auch immer auch ein soziales Happening, bei dem zahllose Bratwürste gegrillt werden und wo reichlich Bier fliesst. Oftmals gibts am Abend auch noch Konzerte.)
Was Tanner und ich, knapp 14 Jahre alt, nicht wussten: Die lokale Fasnachtsclique plante ebenfalls ein Grümpeli, aber erst im August. Die waren natürlich alles andere als begeistert von der Schüler-Konkurrenz, die das Datum zwei Monate vor ihrem Turnier festsetzte. Und zwei Grümpelis in so kurzer Frist, war das sinnvoll? Ich habe keine Ahnung, was genau hinter den Kulissen alles ablief; man hörte, dass an den Stammtischen nicht sehr nette Worte fielen, doch vermutlich gabs ein paar gute Erwachsenen-Seelen, die sich für uns Kids einsetzten – die Gemeinde bewilligte alles, und so konnten wir mit der Akquirierung von Mannschaften beginnen.
Im Nachhinein grenzt es an ein Wunder, dass wir das alles neben der Schule hinbekamen – aus der Distanz von einem Vierteljahrhundert müssen wir aber vor allem unseren Eltern sowie vielen weiteren Helferinnen und Helfern aus Itingen dankbar sein, die vorher und am Wochenende selbst Grossartiges leisteten. Unser damaliger Speaker ist übrigens heute aktiver denn je.
Das ganze war für uns jedenfalls sowas wie die Feuertaufe im Projektmanagement, lange bevor man das so nannte. Pokale organisieren, Schiedsrichter anstellen, Schülerrabatte bei den Essenslieferanten rausschinden, Beizenmaterial mieten, Plakate aushängen…
Natürlich wurde die Veranstaltung auch medial begleitet – die Artikel für die “Volksstime” verfassten wir gleich selbst:
Die Ausgabe 1987 war dann schon fast Routine und wurde ebenfalls zu einem Grosserfolg, 1988 fand (wegen Regens in der Turnhalle) auch schon unser letztes FGOI-Grümpeli statt, da sich unsere Wege getrennt hatten – statt beide in Sissach gingen wir nun in Liestal und Basel zur Schule, und die FGOI-Zeitung war auch Geschichte.
Tanner und ich waren alles andere als organisatorische Vorbilder – er spielte in einer Mannschaft mit, ich lief den ganzen Tag mit der Videokamera herum. Aus heutiger Sicht glücklicherweise – denn zum 25-jährigen Jubiläum unseres ersten Ütiger Grümpeli habe ich das VHS-Videoband aus der Archivkiste gegraben und fit fürs Internet gemacht. Die Fussballhelden von damals sind ab sofort auf YouTube abrufbar.
Ein wunderbarer Einblick ins Dorfleben meiner Kindheit – ein grossartiges ungeschnittenes Stück Nostalgie, auf dem zahllose Schulkolleginnen (heute quer übers Land verteilt oder immer noch in Itingen daheim), ihre Eltern, Badi-Bekanntschaften, Dorforiginale, Leute aus umliegenden Orten zu sehen sind. Und auch ein gutes Stück iPhone- und internetfreie Teenager-Kultur der 1980er-Jahre!
Die weiteren Teile sind hier abrufbar: Teil 2 / Teil 3 / Teil 4 / Teil 5 / Teil 6 / Video vom Mai 1986 mit Trainingsspiel
Sieger der Erwachsenenkategorie wurden übrigens die “Engel-Brothers”, keine geringeren als meine Onkels und mein Grossvater selig mit Verstärkung – zu dessen Ehren nahm unser Familienteam am Bubendorfer Grümpeli vorgestern als “MTK Pischti” teil (in Anlehnung an seinen ungarischen Übernamen). Genau, auch Prinz William war dabei:
Peter war als einziger 1986 und 2011 im Team, damals 25, heute 50 – links im Bild mit “Pischti”, dem Namensgeber der 2011er-Mannschaft:
Der Pokal – ein Sedruner Bergkristall (gute Besserung auf diesem Wege an Dosi, der kürzlich beim Strahlen im Val Curnera verunglückt ist; er hat die Trophäen fürs Grümpeli 1986 designt) – blieb also sozusagen in der Familie.
Die Videos des Turniers der “Ütiger Rueche”, das nach den Sommerferien 1986 stattfand, ist schon länger auf YouTube abrufbar, und wenn wir grad dabei sind – auch die Bilder der ersten Ausgabe von “Dr schnällscht Ütiger” kommen diese Woche auch noch aufs Netz.
Hier schliesst sich der Kreis für heute endgültig – auch Tanner (rechts) und Stephan Buess (hinter ihm stehend)…
… haben 1986 am ersten Sprint teilgenommen. Am Mittwoch ist die diesjährige Ausgabe. Mit den Söhnen Tanners am Start.
Find i guet! Isch mini Idee gsi:))