Vor 20 Jahren: Auf dem GR20 in Korsika

Als ich mir letzte Nacht nach getaner Arbeit morgens um halb vier noch einen Drink vor dem Einschlafen gönnte, lag da so ein trashiges Hochglanzmagazin des Pays de Fayence auf dem Tisch – wie so vieles hier nach dem Motto “je südlicher, desto selbstgemachter das Design”.

Doch der Text “L’île de beauté” packte mich – nicht nur, weil man von hier aus an klaren Wintertagen die höchsten korsischen Berge am Horizont sieht. Wunderbare Fotos aus Korsika mit Beschreibungen, die mich schwer an meine Teenie-Zeit erinnerten. Interrail, Couchette-Sechserabteile, vollbepackte Tramperrucksäcke… höchste Zeit für einen Nostalgieblog!

Denn es ist genau 20 Jahre her, dass fünf 18- bis 20-jährige Baselbieter SchülerInnen und Radiomacher per Bahn, Schiff und Tuckerbähnli einen Teil einer der berühmtesten Wanderstrecken der Welt absolvierten, der “Grande Randonnée 20”, kurz GR20, ein anspruchsvoller Höhenweg quer über die Berggräte Korsikas.

Ich erinnere mich vage, dass alleine mein Rucksack über 20 Kilo wog – schliesslich war da noch die Strandausrüstung für die anschliessende Erholungswoche in Ajaccio dabei.

Angesichts dieses unvernünftigen Gewichtes am Rücken erfüllt mich die Beschreibung aus dem Fayencer Heftli grad chli mit Stolz: “On en parle comme du sentier de randonnée le plus dur d’Europa et nombreux sont ceux qui viennent s’y frotter. Il se conçoit comme une randonnée de montagne qui nécessite une très bonne condition physique et des aptitudes à la marche en terrains accidentés. L’oublier serait se mettre en difficulté, voire en danger.”

Das mit der “aptitude” war und ist für einen halben Bündner weniger das Problem – die “condition” wäre heute hingegen ein grosses Problem (vom mittlerweilen kaputten Knie ganz zu schweigen). Also schaue ich mit Wonne, aber auch etwas Wehmut, auf die anstrengende, aber wunderbare Wanderreise nach Korsika im Juli 1990 zurück, auf der mitunter so manches Sendekonzept oder manche Idee für ein Radiosignet entstand.

Der Autor am Bahnhof Basel SBB, Sommer 1990

Aufbruch am Bahnhof SBB in Basel, Klein Blöker (18) steht bereits eine gewisse Sorge über die schweren Rucksäcke ins Gesicht geschrieben.

Italienische Lokomotive, Sommer 1990

Das waren noch Lokomotiven!

Bahnhof Livorno, Sommer 1990

In Livorno posiert unser frohes Wandergrüppli – weiter gehts per Schiff nach Korsika, natürlich hatten wir keine Sonnencrème dabei und verbrutzelten uns auf der Überfahrt jäm-mer-lichst!

Bastia, Sommer 1990

Wandelnde Rucksäcke in Bastia auf dem Weg zur Unterkunft.

Bahnfahren in Korsika, Sommer 1990

Mit dem Dieselzug gehts in Landesinnere – die Bahnlinie wurde Ende des 19. Jahrhunderts gebaut.

Bahnfahren in Korsika, Sommer 1990

Auf dem Weg nach Vizzavona, wo wir übernachtet haben und anschliessend zum GR20 hochgekraxelt sind.

Auf dem GR20 in Korsika, Sommer 1990

Die erste Nacht auf dem GR20, Refuge “U Renosu” – sieht heute etwas anders aus, aber der Poma-Skilift steht auch heute noch. Hier gabs sogar TV-Empfang, so konnten wir das Abendspiel der Fussball-WM in Italien angucken…

Auf dem GR20 in Korsika, Sommer 1990

Unterwegs zwischen Renosu und der Usciolu-Hütte.

Übernachten am Bahnhof Nice, Sommer 1990

Weil die Fähre Verspätung hatte, verpassten wir den Nachtzug Nizza-Genf ganz knapp – und übernachteten unter freiem Himmel am Bahnhof von Nizza. Dabei schlief ich mit angezogenem Walkman ein; der wurde natürlich in der Nacht prompt von meinem Bauch weg geklaut. Schade – war ein kultiges 80er-Modell und ziemlich Hi-End für damalige Verhältnisse.

Ein Song steht wie ein Monument für jene Ferien – sowas wie “M6” hatten wir damals noch nicht auf dem Kabelnetz, damals brachte die Station den ganzen Tag Videoclips, so auch das wunderbare “Soleil d’Hiver” von Niagara.

Niagara mit “Soleil d’Hiver”. Für weitere wunderbare französische Popsongs der 1980er sei auf diesen Beitrag verwiesen.

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