Nein, hier kommt noch nicht “Skifahren mit Meersicht” – aber “Skifahren mit Seesicht” ist auch nicht schlecht, und dieser Lift muss dringend empfohlen werden, solange noch genug Schnee liegt: Am 18. Januar besuchten drei Berner Freunde alter Skilifte den Dent de Vaulion.
Der Juraberg auf Waadtländer Gebiet (knapp rechts von der Bildmitte auf diesem Bild vom Flug Basel-Nizza am 8. Dezember 2011)…
… bildet den nordöstlichen Abschluss des Vallée de Joux. Wer eine 35-fränkige Tageskarte für die dortigen Skilifte kauft (L’Abbaye, L’Orient und Le Brassus – Bericht folgt), darf auch den Tellerlift am Vaulion-Zahn benützen.
Die Anlage wurde 1970 von Montaz-Mautino erbaut, die den bekannten Poma-Stangenschleppern zum verwechseln ähnlich sehen. Kein Wunder, Pierre Montaz war bis 1952 Monteur bei Jean Pomagalski. In dieser Juragegend gibt es fast ausschliesslich die ruppigen, aber schnellen “Franzosenlifte”.
Als wir uns als “Amis de téléskis vieux” zu erkennen gaben, nachdem man die wild fotografierenden und filmenden Fremdlinge als Industriespione verdächtigt hatte, war die Liftcrew äusserst zuvorkommend und liess die Anlage sogar noch etwas länger laufen. Sie seien fast alles Freiwillige, und der Lift diene vor allem dem lokalen Nachwuchs als Übungshang, erzählte uns das bärtige Lift-Original, das den Start jeder Fahrt höchstpersönlich mit einem kräftigen Zug an einem Seil auslöst.
Vor den Knirpsen zieht man den Hut, denn die Fahrt auf den 1483m hohen Berg ist genau der wilde Ritt, den man von dieser Art Lift kennt. Da kommt nicht jeder rauf – vor allem, wenn die Trasse ausgefahren, steil und eisig ist. Selbst die Kleinsten meistern das aber mit Bravour. Und wer doch rausfliegt, wird von Maman halt auf den Arm genommen und rauf spediert. Das klappt erstaunlicherweise problemlos, während dem Reporter von skiliftfotos.ch mehrmals beinahe die Kamera aus der Hand fiel.
Die Atmosphäre ist familiär, man kennt sich, und so bekamen wir an diesem Nachmittag allerlei Geschichten und auch weitere vieux-téléski-Empfehlungen zu hören. Très sympa, ça! Dazu gibt es schöne Waldpisten, die teils steiler sind als so mancher Alpenhang, abenteuerlich enge Fast-am-Baum-kleb-Wege (siehe Video), aber auch ideale Carvingabschnitte:
Im nahen Restaurant beim Ponylift existiert sogar eine Webcam. Die sollte allerdings weiter oben stehen, denn das Alpen- und Jurapanorama vom Gipfel ist schlicht sensationell. Säntis, Berner Alpen, Tödi, Matterhorn, Savoyer Alpen – und über allem thront majestätisch der Mont Blanc.
Auf der anderen Seite glänzen die Seen Joux und Brenet im Abendrot, während von Osten her die Nacht einbricht. Der Skilift ist längst abgestellt, die einzigen Geräusche machen der auffrischende Wind der nahen Warmfront und ein paar Flugzeuge.
Jammerschade, von hier Abschied nehmen zu müssen – aber schliesslich wollen wir noch etwas sehen auf der Abfahrt und freuen uns auf eine Pizza in Orbe zum Abschluss dieses perfekten Jura-Skitages.
Kurz vor dem Parkplatz, auf dem noch genau ein Mobility-Auto steht, geniessen wir nochmals das Abendrot hinter dem Weissberg und versichern uns gegenseitig: Wir kommen wieder.
Video des Skiliftes und der Pisten am Dent de Vaulion (18. Januar 2012). Mehr Bilder dieses Tages hier.
Die bisherigen Teile dieser Serie: Eggiwil / Marbach und Bumbach / Les Breuleux und Tramelan / Nachtskifahren Linden / Selital (Gantrisch) / Hohe Winde / Grandval / Engstligenalp / Langenbruck / Prés-d’Orvin / Faltschen / Aeschiallmend / Gantrisch-Gurnigel / Les Bugnenets-Savagnières / La Corbatière / Rüschegg-Eywald
Sehr interessanter Beitrag, hat mich soeben in meine Kindheit zurückversetzt. Damals hatte ich allerdings mehr Angst vor den bärtigen “Liftboys” als vor dem Lift selber 😉