Vintage-Skifahren, Teil 5: Nachtskifahren in Linden bei strömendem Regen

Echte Skinostalgiker sind hart im Nehmen: Auch wenn eine drei Stunden zu früh eingetroffene Warmfront sie durchnässt, bleiben sie selbst spätabends bis zur letzten Fahrt auf der Piste. Für etwas sind Skiklamotten schliesslich wasserdicht.

Nachtskif(f)ahren am Skilift Schindelberg, Linden (Februar 2009)

Die perfekt präparierten Carving-Autobahnen in Linden (dem Bern wohl nächstgelegenen Skigebiet mit Nachtbetrieb, via A6-Ausfahrt Kiesen in rund 30 Minuten aus der Innenstadt zu erreichen) sind zwar nicht so abwechslungsreich wie mein bevorzugtes Nachtskigebiet am Balmberg, aber bei dem Sauwetter gestern Abend wars genau das Richtige.

Nachtskifahren am Skilift Schindelberg, Linden (Februar 2009)

Meteorolgisch konnte der Ski-Abend kaum spannender verlaufen: Unten schneite es, in Linden oben regnete es – teils in Strömen, wobei auf den Skikleidern und Stöcken der Regen während der Fahrt wieder gefror. Zeitweise hüllten wirbelbildende Nebelschwaden die Piste ein, als die Warmluft aus Westen auf die Kaltluft über der Schweiz stiess, zeitweise riss es so sehr auf, dass man bis ins Aaretal sah. Mal war der Wind mild, mal eiskalt. Die Piste wurde immer weicher, gefror aber gegen 22 Uhr beinahe wieder leicht. Schade, dass der Vollmond kaum durchdrückte.

Nachtskifahren am Skilift Schindelberg, Linden (Februar 2009)

Der Abend begann mit einem Faszinosum; die Parkplatzkatze schien Schnee heiss zu lieben und liess und kaum zur Skiliftkasse gelangen – sie spielte mit den Skiern wie andere mit Mäusen. Löcher in den Schnee graben? Nach Schneebällen springen? Gern!

Büsi beim Skilift Schindelberg, Linden (Februar 2009)

Anschliessend gabs das voll krasse Emmentaler Nachtskif(f)ahrprogramm an diesem Ort, wo Tom Lüthi herkommt und die Personenfreizügigkeit am Sonntag mit 64 Prozent abgelehnt wurde: Schlagermusik bei der Holzhaus-Talstation, ein antiker Skilift von 1950 (Fabrikat Gerhard Müller, mit Totpunktausstieg, 1965 aus Sörenberg hierher versetzt), Glühwein mit Schunkelsound in der Pistenbar beim Bauernhaus mitten auf der Piste, Scheinwerfer-Schummerlicht, Glockenschläge aus dem nahen Dorf, der Geruch von Misthaufen in der Nase bei der gemächlichen Bergfahrt, Regentropfengeräusche auf der triefenden Skijacke.

Schindelberg, wir kommen wieder.

YouTube-Video vom Nachtskifahren in Linden BE:

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Die weiteren Teile dieser Serie: Eggiwil / Marbach und Bumbach / Les Breuleux und Tramelan / Grandval