Wer mit dem Postauto von Brig nach Domodossola fährt, erspäht die Talstation dieses Mini-Skigebietes bei der Haltestelle “Rothwald, Schutzhaus”: Eine klassische Städeli-Konstruktion, wie sie der Zürcher Oberländer Hersteller Mitte der 1970er-Jahre zu Hauf erstellt hat.
Offensichtlich gab es hier früher eine Tankstelle und einen Kiosk – alle Gebäude hier haben schon bessere Zeiten erlebt.
Die Hauptanlage Rothwald-Bodmen weist etliche Besonderheiten auf, die Skiliftfans das Herz höher schlagen lassen: Als Gehänge kommen die “Bügel-Könige” von Städeli zum Einsatz. Die in den späten 1970ern entwickelten “SL-HX” sind die sanftestanfahrenden Betriebsmittel der Geschichte. An diesem Lift findet man sie sogar mit den selteneren doppelt angewinkelten Armen, die beim Vorgänger SL-9H üblich waren.
Gleich nach dem Start auf 1752m kommt eine relativ enge Brücke – “usem Lift gheie” ist hier nicht ratsam. Danach geht es anderthalb Kilometer mehrheitlich sehr steil durch einen Lärchen-/Tannenwald.
Kurz vor einer klassischen Städeli-Bananenkurve (Ablenkung durch schräg gestellte Rollen an einer Rundrohrmastenkonstruktion) finden wir die erste von zwei einfach geführten Portalstützen an dieser Anlage, die ansonsten die klassischen T-Gittermasten aufweist, wie wir sie z.B. bestens von Champatsch II in Scuol oder Arsat in Les Mosses her kennen.
Die Bergstation auf 2224m wiederum kombiniert zwei klassische WSO-Umlenkstationselemente:
Dazu kommen verschiedene Rollenbatterietypen, darunter viele Wechsellastkonstruktionen, die den Lift ordentlich klingen und klappern lassen.
Kurzum: Die Vielfalt an Stützen und Rollen sowie die Steilheit und die Kurve machen diesen Lift zu einem ganz besonderen Exemplar für Ferrophile.
Nun werden aber die meisten Leserinnen und Leser nicht zur Huldigung dieses Meisterstücks von Walter Städeli, sondern der Landschaft wegen hierher fahren. Auch das lohnt sich sehr. Schöner als Alpinforum-User “Harzwinter”, der vor sieben Jahren in Rothwald zu Besuch war, kann man es nicht beschreiben – darum hier sein Zitat:
Von der Simplonstraße aus sieht man vom Skigebiet Rothwald-Wasenalp überhaupt nichts. Auch nach dem Hochstiefeln zur Talstation des schweren WSO-Schlepplifts Bodmen sieht man nicht mehr als dessen steile Waldtrasse. Er schaufelt die Skifahrer rund 450 Höhenmeter hinauf auf die Alpfläche Burst unterhalb des prägenden, 3246 m hohen Wasenhorns, das von hier ganz anders aussieht als von der Bettmeralp.
Der zweite Skilift im Gebiet könnte nicht unterschiedlicher ausfallen: Der flache SCHL Kastelegge erschließt direkt nur eine kurze blaue Piste, indirekt aber sämtliche langen Hintenrum-Abfahrten des Gebiets. Davon gibt es gleich drei, weiter unten an der Wasenalp alle wieder zusammenkommen. Darüber hinaus hat der SCHL Bodmen eine eigene schwarze Direktabfahrt.
In der Summe erschließen beide Liftanlagen eine erstaunliche Vielfalt teilweise recht langer und landschaftlich wunderbarer Abfahrten, teils offen, teils durch Waldstücke, mal über ein Wegstück, teils an Alpsiedlungen entlang. Ständig ist dabei das Panorama der Berner Alpen über dem oberen Rhonetal im Blick, vom Bietschhorn über Nesthorn, Unterbächhorn, Gross Fusshorn, Geisshorn zu den Wannenhörnern überm Aletschgletscher, darunter Blatten und die Belalp und auf der anderen Seite der Massaschlucht die Riederalp.
Ja, diese schwarze Piste hat es tatsächlich in sich – jetzt, im Januar, liegt sie leider fast ganztags im Schatten.
Schade war an diesem Dreikönigstag 2020, dass nur ganz wenige Pisten in der vorausgehenden Nacht frisch gewalzt wurden. Angesichts des guten Dutzends an Skifahrern, das sich hierher verirrt hatte, einerseits verständlich – aber auch irgendwie schade. Zu einem Fünfstern-Kleinskigebiet würde eben auch gehören, dass man in der Präparation kompromisslos wäre. Der schöne, noch nicht allzu harte Pulverschnee liess die Enttäuschung darüber aber auf einem tiefen Niveau verharren.
Die Tageskartenpreise (Skidata-System mit Schranken nur bei der Talstation) sind gemessen an diesem Minus eher an der oberen Grenze anzusiedeln – ab 11 Uhr gibt es allerdings stündlich zunehmende, faire Rabatte. Drei Webcams bieten einen schönen Überblick.
Die weiteren Varianten – meiste rote Pisten – lassen sich ebenfalls sehen. Sie liegen in malerischen Landschaften sowie Wäldern und führen an derzeit tief verschneiten Siedlungen vorbei – das Simplongebiet ist im Jänner 2020 die besteingeschneite Region des Landes.
Etwas störend ist, dass fast jede Piste grössere Ziehweg-Anteile hat. Hingegen bietet fast jede Abfahrt auch ein Highlight wie Couloirs, Carving-Flachstücke usw.
Die besten Pisten im Osten des Gebiets erreicht man mit dem 1983 erbauten Skilift Kastelegg, einem seltsamen Konglomerat aus Küpfer, Borer und Städeli (mit Habegger-Gehängen).
Zum Mittagessen gab es einen famosen Fensterplatz im Restaurant Wasenalp:
Leser “Natischer” wies nach der Lektüre dieses Beitrages auf ein weiteres Merkmal der Region hin: “Zu erwähnen wär vielleicht noch das überaus prächtige Skitouren-Gebiet -> Mäderlicka oberhalb der Skilifte. Sehr beliebt bei Oberwallisern und Italienern.”
Fazit: Nach Visperterminen und Jeizinen ein weiteres Walliser Top-Miniskigebiet abseits jeglichen Rummels! Mehr Bilder in dieser Galerie.
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Zu erwähnen wär vielleicht noch das überaus prächtige Skitouren-Gebiet -> Mäderlicka oberhalb der Skilifte. Sehr beliebt bei Oberwallisern und Italienern.
(Freue mich auf die Fortsetzung der Serie!)