Vintage-Skifahren, Teil 4: The Fog de Grandval

(Anmerkung von 2023: Dieses Skigebiet ist leider für immer geschlossen.)

Die Stimmung im Berner Jura stand an diesem Donnerstag (29. Januar 2009) dem Horrorklassiker “The Fog” in nichts nach: Über 1600m wärs wolkenlos gewesen – doch hier waren wir mitten in der Suppe.

Abgeworfene Bügel verschwanden gespenstisch im dominierenden grossen Grau. Rauhreif hatte sich wie ein ausserirdischer Virus an alles geklammert.

Doch widrige Umstände können einem echten Skiliftnostalgiker natürlich nichts anhaben. Der Téléski du Grand Val, am Berg oberhalb Crémines und Grandval gelegen, ist gleich alt wie der Blöker – jedenfalls die heute noch lebendige Fassung aus dem Jahre 1972.

Das Original der Firma Borer von 1967 hatte ein kurzes Leben: An sich seien rund 600 Personen pro Stunde Kapazität geplant gewesen; der Lift war aber zu schwach, es lagen maximal 400 drin, wie der charmante Téléski-Chef anekdotenerzählend aus den Anfangstagen berichtete.

Da es am Hügel keinen Strom gab, spendete ein alter Schiffsmotor die Antriebsenergie. Borer konnte nichts machen, sie war auf kleinere Anlagen spezialisiert, was die Betreiber nervte – da musste Von Roll ran: Die Berner Firma stellte 1972 eine neue Anlage mit der Technologie der Firma Bühler (WBB) auf, rezyklierte aber viele Borer-Teile. Die Bernischen Kraftwerke BKW zogen nun auch eine Stromleitung hoch – das Antriebsproblem war gelöst. Der Ur-Lift (eine Idee des lokalen Skiclubs) kostete 150’000 Franken.

Die Pisten hier oben an der Sprach- und Kantonsgrenze Bern/Solothurn sind durchaus anspruchsvoll, sie könnten etwas sorgfältiger präpariert sein, erfüllen aber ihren Zweck auch so – ein Riesenspass in den dunklen Jurawäldern mit etlichen Steilstücken, Waldschneisen und Strässchen.

Das Highlight ist eine fast senkrechte Piste direkt eine Fluh hinunter – das ist fast schon so aufregend wie die Diretissima nach Osten vom Pazolastock aus (der aber rund 2000m höher ist).

Die Skiliftpiste ist nichts für Weicheier – sie beginnt schon mit einem Paukenschlagsteilstück und hört auch so auf; Grasbüschel, heruntergefallene Äste, Steinchen und Blätter auf der kaum einen Meter breiten, unangenehm nach rechts abfallenden Lifttrasse fordern Anfänger zusätzlich – oder werfen diese ab:

Steilstück Skilift Grandval (Januar 2009)

Grosses Lob für die visionäre Idee, hier “im Chrutt usse” einen Lift aufzustellen – und Danke an die aufgestellt-kauzige Skiliftcrew für den kostenlosen Skimorgen. Auch diese Anlage kommt meinem Kindheitstraum vom Skilift im eigenen Garten sehr nahe.

Nur – die drei Kilometer auf dem nur zu Beginn geteerten Feldweg sind nichts für schwache Nerven bzw. normale Autos…

… Teils blankes Eis, teils Schnee – da ist man glücklich, wenn unvermittelt die Talstation ins Blickfeld gerät. Meine ebenso Liftbegeisterte Begleitung hatte den Pinzgauer dabei – da konnte natürlich nichts schiefgehen.

Offenbar gabs hier einst weiter unten zwei weitere Lifte – wie wo was, das versuche ich dann den äusserst freundlichen Mitarbeitern beim nächsten Mal zu entlocken – I’ll be back… dannzumal aber mit Sonne statt Nebelsuppe hoffentlich. Einige Sonnenbilder sind hier schon mal zu bestaunen.

Anmerkung von 2023: Dieses Skigebiet ist leider seit 2020 für immer geschlossen. Auf der Facebookseite, auf dieser Seite und auf dieser Seite hat es noch ein paar letzte Erinnerungen, die wohl irgendwann sang- und klanglos aus dem Netz verschwinden werden. Jammerschade 🙁

Mehr Fotos dieses Tages gibts hier.

Die weiteren Teile dieser Serie: Eggiwil / Marbach und Bumbach / Les Breuleux und Tramelan