Vintage-Skifahren, Teil 35: Mont Gibloux (Fribourg)

In solche Gebiete verirren sich nur wenige Auswärtige. Wie so oft verdanke ich es Skiliftkenner Michael Meier, dass ich überhaupt von dieser Anlage wusste.Er war 2008 und 2013 hier und hat schon einiges zum Gebiet geschrieben. Der Skilift liegt in der Nähe weltbekannter Orte wie Villarlod und Vuisternens-en-Ogoz im Freiburger Mittelland.

Der Téléski auf der “Rückseite” des 1200 Meter hohen Mont Gibloux (den die meisten als “Hügel mit dem Fernsehturm rechts von der Autobahn auf dem Weg an den Genfersee kurz vor Bulle” kennen) ist vor allem für die lokale Bevölkerung gedacht, die am Mittwochnachmittag auch zahlreich zugegen war.

Schön, dass dieses Angebot rege genutzt wird. So habe ich den Halbtageskartenpreis von 15 Franken für Erwachsene auch grosszügig aufgerundet – als kleinen Beitrag für den Verein, der den Betrieb führt.

Das ist alles andere als selbstverständlich: Die Skilift-Aktiengesellschaft ging 2007 Konkurs; der Abbruch drohte. Der neu gegründete Verein sanierte die marode Anlage, und alsbald konnte der renovierte Lift den Betrieb wieder aufnehmen.

Der Skilift läuft normalerweise am Mittwochnachmittag und an Wochenenden ab 9 Uhr; die Website – mit Webcam – gibt Auskunft. Während der regionalen Schulferien ist täglicher Betrieb.

Die Besonderheit der Borer-Anlage aus den frühen 1970ern (inzwischen teils mit WSO-/Tebru-Rollenbatterien ausgerüstet, was sie skilifthistorisch noch interessanter macht) ist der hydrostatische Dieselantrieb. Der Sechszylinder von Ford mit 90 Pferdestärken produziert beim Starten ganz ordentlich Qualm und sorgt für eine ziemlich urchige Geräuschkulisse.

Wegen der Piste muss man nicht unbedingt kommen… die wurde auch nicht wirklich “nach Schulbuch” am Vortag präpariert, sondern vermutlich vor einigen Tagen nach dem letzten Schneefall (und das auch nur auf einzelnen Spuren).

Die Unterlage war schön weich und hatte eine rechte Schicht Rauhreif drauf. Dank der tiefen Temperaturen machte das aber nicht viel – es war OK. Die Schneeverhältnisse sind mehr als ausreichend. Und den Kleinen ist die Pistenqualität Wurst; die geniessen es sowieso. Man darf mit Kids also durchaus auch von etwas weiter her anfahren; das Gebiet ist mit einer Dreiviertelstunde per Auto nicht weiter von Bern weg als Heimenschwand oder Eggiwil.

Wer hier Skifahren (und Liftfahren) lernt, kann es dann auch wirklich; der Kurzbügler bedient keinen Idiotenhügel (das macht der Babylift gleich unterhalb). Die Lifttrasse ist teils anspruchsvoll, coupiert und voller Löcher (die der Patrouilleur aber immer wieder ausbessert). Nach einem Flachstück geht es steil in den Wald hinauf, bevor zuoberst in einem zweiten Flachstück der Swisscom-Sendeturm ins Blickfeld kommt wie eine Station für ausserirdische Raumfahrzeuge.

Alpenblick darf man keinen erwarten, dafür eine Sicht von La Dôle bis knapp südlich des Chasseral übers Nebelmeer.

Ich habe die Anreise aus Bern jedenfalls nicht bereut. Der Hang ist kurz, aber schön; mit etwas besserer Präparation könnte das coole Gelände richtig Spass machen. Das Gleiche gilt für die Winterwanderwege, die nicht wirklich gepfadet waren (mit Schneeschuhen sieht’s natürlich anders aus).

Trotzdem: Der kleine Lift wird liebevoll gepflegt. In der kleinen Buvette kann man sich stärken. All das verdient Unterstützung.

Wer alle Bilder anschauen will: Sie sind in diesem Album auf skiliftfotos.ch zu finden.

Die bisherigen Teile dieser Serie

Eggiwil / Marbach und Bumbach / Les Breuleux und Tramelan / Nachtskifahren Linden / Selital (Gantrisch) / Hohe Winde / Grandval / Engstligenalp / Langenbruck / Prés-d’Orvin / Faltschen / Aeschiallmend / Gantrisch-Gurnigel / Les Bugnenets-Savagnières / La Corbatière / Rüschegg-Eywald / Dent de Vaulion / L’Audibergue (F) / Gréolières-les-neiges (F) / La Berra / Habkern / Heiligkreuz / Vallée de Joux / Elsigenalp / Eriz / Eischoll-Unterbäch / Le Pâquier Crêt du Puy / Chuderhüsi und Linden / Grenchenberg / Ottenleuebad / Homberg / Lauchernalp / Rastello-Turra (Piemont) / Col de Rousset (Drôme, Frankreich)

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