Vintage-Skifahren, Teil 29: Grenchenberg

Diese Einzelanlage von 1959 hat es in sich: Sie stammt vom Seilbahnpionier Theo Brunner, den wir im Zusammenhang mit La Corbatière schon einmal vorgestellt haben. Aus Brunners Liftunternehmen “Tebru” wurde später nach vielen persönlichen Wirren und Gerichtsfällen die Walter Städeli Lift AG Oetwil am See, die bis zu deren Übernahme durch Garaventa 1992 zahllose Anlagen rund um die Welt baute.

Der Skilift Grenchenberg liegt im Kanton Solothurn, gleich an der Sprach- und Kantonsgrenze, in einer kleinen Senke des Kettenjuras.

Allein schon der Ausblick vom Untergrenchenberg (feine Crèmeschnitten im Restaurant!) auf die Alpenkette und den Jura bis weit in den Süden (Gegend Genfersee) ist atemberaubend.

Städeli-Fans finden hier aber auch eine ausgezeichnet gepflegte, antike WSO-Anlage mit den guten alten SL7-Gehängen, wo alles noch aussieht und tönt wie vor Jahrzehnten.

Von Bern aus bin ich in einer Stunde über Haupt- und Nebenstrassen angefahren, man durchquert dabei einige malerische Orte und begegnet beim Flugplatz Grenchen sogar einer Lockheed F-104 Starfighter.

Die Strasse vom Städtchen Grenchen auf den Hausberg ist teils mit zeitlich begrenzten Fahrverboten belegt (siehe auch Lift- Website), aber in gutem Zustand. Es gibt auch einen regulären Busbetrieb der lokalen Transportgesellschaft zum unteren Grenchenberg.

Der rund 600m lange Lift Skilift wurde 1981 umgebaut, seither überwiegen Städeli-Elemente aus den 1970er-Jahren. Laut einem Angestellten wurde das seltene Tebru-Firmenschild gestohlen. Hand aufs Herz, wer von euch hat es?

Der ursprüngliche Skilift – mit Benzinmotor – wurde bereits 1959 eröffnet, wie auf der Geschichtstabelle der Betreiber nachzulesen ist. Es besteht eine Paten- und Partnerschaft mit Adelboden-Lenk; die Gemeinde Grenchen beteiligt sich an den Betriebskosten und ist Hauptaktionärin. Seit einigen Jahren wird auch Nachtskifahren angeboten. An einem flachen Hang zwischen WSO-Lift und Restaurant Untergrenchenberg ist ein Borer-Babylift aufgestellt. Am Mittwoch und Freitag wird Nachtskifahren angeboten.

Die Sicht war an meinem Besuchstag (27. Januar 2016) nicht der Hammer, das Licht meist diffus. Auf dem Grat blies ein starker, milder Wind – die Schneelage am nordwestexponierten Hand ist aber meistens OK. Stand heute (21. Januar 2017) wird von einer “teils nur fahrbaren” Piste wegen Schneeverwehungen berichtet.

Vom Parkplatz und Buswendeplatz beim Restaurant fährt man über einen Waldweg ins untere Drittel des relativ steilen Skilift- und Pistenhangs.

Da gibt es schöne alte Kartontickets (und einen Bienenstock im unter dem Holz der charmanten kleinen Talstation – die bereits ausfliegenden Bienen machten dem Personal das Leben etwas schwer).

Mit dem WSO-Lift geht’s dann von 1240m auf 1350m. Das Abbügeln findet mittels Bügelabwurf rund 50m vor der Umlenkstation statt, die auf dem Juragrat thront:

Bei der Heimfahrt kann man dann nochmals die Alpenkette geniessen.

Und natürlich habe ich auch noch einen kleinen Film gedreht.

Mehr Bilder gibt es in diesem Album auf meiner Website skiliftfotos.ch.

Ein weiteres Video vom wandelnden Seilbahnlexikon Michael Meier ist hier abrufbar, ebenso gibt es hier seine Bilder. Es existiert auf Youtube auch ein Drohnenvideo vom Sommer. Das SRF-Regionaljournal hat die Anlage 2014 porträtiert.

Fazit: Auch wenn der Lift etwas länger sein könnte… ein schöner Hang, eine tolle WSO-Anlage mit familiärer Atmosphäre, nette Beiz, sensationelle Aussicht. Ich komme gerne wieder!

Die bisherigen Teile dieser Serie: Eggiwil / Marbach und Bumbach / Les Breuleux und Tramelan / Nachtskifahren Linden / Selital (Gantrisch) / Hohe Winde / Grandval / Engstligenalp / Langenbruck / Prés-d’Orvin / Faltschen / Aeschiallmend / Gantrisch-Gurnigel / Les Bugnenets-Savagnières / La Corbatière / Rüschegg-Eywald / Dent de Vaulion / L’Audibergue (F) / Gréolières-les-neiges (F) / La Berra / Habkern / Heiligkreuz / Vallée de Joux / Elsigenalp / Eriz / Eischoll-Unterbäch / Le Pâquier Crêt du Puy / Chuderhüsi und Linden

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