Nach dem Saisonstart in Zermatt (am 17. November) folgte die gefühlte 371. Erkältung dieses Jahres. Gestern war dafür wieder einmal einer dieser perfekten Montage, an denen man frühmorgens beschliesst, dass man auch nachts arbeiten kann, ein Mobility-Auto chartert und in die Berge düst.
Trotz guter Schneeverhältnisse sind die Berner Oberländer Skigebiete reichlich lethargisch: Wie so oft bietet fast nur die Elsigenalp durchgehenden Skibetrieb an (dem Vernehmen nach begann die Saison hier auch schon einmal Mitte Oktober). Höchste Zeit also, das Angebot auch mal zu nutzen. Die nahe Engstligenalp, ebenfalls im Adelbodner Tarifverbund, ist quasi das Gegenteil: bekannt für den späten Saisonschluss – und in dieser Serie schon früh zu Ehren gekommen.
Das Vintage-Gefühl beginnt schon bei der Anfahrt: Ein enges Strässchen mit nur wenigen Kreuzungsbuchten führt von Achseten (zwischen Frutigen und Adelboden) nach Elsigbach.
Man hat nicht das Gefühl, dass man hier richtig ist und das einzig offene Skigebiet weit und breit korrekt anpeilt – aber kaum will man Google Maps starten, steht man auch schon auf dem Parkplatz der Gondelbahn. Nach der Fahrt öffnet sich vor einem die Hochebene der Elsigenalp…
… die Bindungen klicken, und los geht der Genuss. Für Skiliftnostalgiker ist dieses Gebiet ein absolutes Mekka. Keine einzige Sesselbahn stört die Bergbahnidylle – einzig die Schneekanonen wirken etwas gar modern. Aber da drücken wir ein Auge zu; dank der Kunstschneeunterlage mit Naturpulverauflage sind die Pisten schlicht umwerfend.
Die beiden Hauptanlagen sind die Habegger- und Küpfer-Skilifte aus den Jahren 1966 und 1979 – solide Thuner und Steffisburger Arbeit “wie geng”:
Der Habegger-Lift wurde laut dem Schild bei der Talstation von “F. Zurbrügg & Sohn Frutigen” montiert. Natürlich fehlt auch der obligate Regierungsratsbeschluss nicht:
Geschlossen waren heute die beiden modernen Garaventa-Bügellifte Elsighorn und Wilderhubel, mit denen Mitte der 1990er-Jahre das Gebiet erweitert wurde. Dafür surrte oben der Küpfer-Tellerlift Hohmatti (Jahrgang 1976), der einige nette Pisten “hingerdüre” erschliesst:
Eines der Lifthighlights des Berner Oberlandes ist aber der fast 1.5 Kilometer lange, schwere Habegger-Lift Höchst-Metschalp im zweiten Teil dieses Skigebietes. Als Spezialität weist die 42 Jahre alte Anlage Kurzbügel auf, die “verkehrtrum” hängen (90 Grad verdreht wie Selbstbedienungs-Langbügel):
Leider hat keiner der Lifte hier oben mehr die quietschenden und röhrenden Habegger-Gehänge aus den Anfangszeiten. Aber dafür haben wir ja z.B. den Skilift Faltschen oder die längere Anlage im Selital.
Nebst den altehrwürdigen Liften (mehr Technisches dazu hier) gabs an diesem wunderbaren Vorsaisontag aber natürlich auch noch ein Schnipo und schönes Abendlicht.
Kurz: Wer dieser Tage dem Büro entfliehen kann, soll es unbedingt tun. Es gibt keine unbeschwerteren Skitage als in der Vor- und Nachsaison, wenn die Angefressenen unter sich weilen.
Video des Skitages auf der Elsigenalp am 2. Dezember 2013. Mehr Bilder hier.
Die bisherigen Teile dieser Serie: Eggiwil / Marbach und Bumbach / Les Breuleux und Tramelan / Nachtskifahren Linden / Selital (Gantrisch) / Hohe Winde / Grandval / Engstligenalp / Langenbruck / Prés-d’Orvin / Faltschen / Aeschiallmend / Gantrisch-Gurnigel / Les Bugnenets-Savagnières / La Corbatière / Rüschegg-Eywald / Dent de Vaulion / L’Audibergue (F) / Gréolières-les-neiges (F) / La Berra / Habkern / Heiligkreuz / Valée de Joux