Vintage-Skifahren, Teil 23: Vallée de Joux

Ein Restposten aus dem letzten Winter als vermutlicher Schlusspunkt der Serie “Vintage-Skifahren” für diese Saison – auch wenn der Winter vielerorts noch bis Anfang Mai dauern wird: die kleinen, feinen Gebiete machen in der Regel spätestens am Ostermontag zu oder haben nach einem ausgezeichneten Flachland-Winter schon vor geraumer Zeit die Bügel vom Seil genommen.

Im Januar 2012 ging das Blog-Porträt des (oder “der”?) Vallée de Joux vergessen. Hier kann man in kalten Wintern nicht nur auf dem gefrorenen See spazieren, sondern auch skifahren – und das gleich in vier Teilgebieten.

Lifthistorisch am faszinierendsten ist sicher der alte, lange Poma-Tellerlift gleich am Beginn des Sees (aus der Deutschschweiz kommend): Von L’Abbaye führt der 1963 gebaute “téléski du lac de Joux” hoch auf den Bergrücken zwischen dem Joux-Tal und dem Genferseebecken. Praktisch: Er beginnt gleich bei der Hauptstrasse, direkt neben dem Parkplatz, nur durch ein Hotel vom Seeufer getrennt.

Skifahren im Vallée de Joux, Januar 2012 - klicken für mehr Fotos

Skifahren im Vallée de Joux, Januar 2012 - klicken für mehr Fotos

Nach einem kurzen, flachen Start geht’s gleich tüchtig-eisig steil hoch und danach scharf rechts um die Kurve:

Skifahren im Vallée de Joux, Januar 2012

Skifahren im Vallée de Joux, Januar 2012

Die rupfend-metallisch-kunststoff-schleif-reibigen Geräusche, die das wie immer an Tinguely-Kunstwerke erinnernde wilde Lifttier von sich gibt, lassen einen daran zweifeln, ob das System von Jean Pomagalski wirklich das gelbe vom Ei sei. Aber es ist natürlich so: Diese Dinger sind kaum kaputt zu kriegen und bestechen durch ihre Einfachheit.

Nach 1300m Fahrt durch Waldschneisen, an Wiesen und den klassischen Jura-Kalkstein-Mäuerchen vorbei…

Skifahren im Vallée de Joux, Januar 2012

… öffnet sich der Blick auf den See und die beiden anderen Lifte “Le Communal” und “Le Sapelet”, die an unserem Besuchstag im Januar 2012 leider geschlossen waren. Beides sind Poma-Prototypen, wie hier beibildert und detailliert nachzulesen ist.

Skifahren im Vallée de Joux, Januar 2012

Skifahren im Vallée de Joux, Januar 2012

Die Abfahrten sind Genussskifahren pur: Über die flachere Hochebene und dann durch Waldschneisen gehts wieder runter zum grössten Jurasee.

Skifahren im Vallée de Joux, Januar 2012

Fazit: Ein alter, langer Lift mit schöner Geräuschkulisse – allerbestes Poma-Feeling in idyllischem Setting samt Seeblick.

Die drei Skigebiete im Tal sind nicht miteinander verbunden. Nach einer zehnminütigen Autofahrt Richtung Südwesten kommt man nach L’Orient – da wir damals keine Zeit für vier Teilgebiete an einem Tag hatten, liessen wir diesen Hang aus. Sehenswert wäre der Poma-Schlepper von 1962, dessen gesamte Tragkonstruktion aus der rotierenden Welle besteht. Andere Liftfreunde haben diese Anlage zum Glück bestens dokumentiert.

Das letzte Skigebiet schliesslich liegt in Le Brassus. Seit 1960 surrt hier ein kurzer Pomalift seine Runden, 1965 kam ein Bügellift hinzu. Auch diese domaine skiable liegt zwischen rund 1000 und 1400m. Der Poma-Lift ist der älteste im Tal – ob er deswegen auch der langsamte ist, konnten wir nicht in Erfahrung bringen.

Skifahren im Vallée de Joux, Januar 2012

Skifahren im Vallée de Joux, Januar 2012

Skifahren im Vallée de Joux, Januar 2012

Hier gefielen und primär die schönen Pisten am Bügellift der Firma Leitner Sion (Jahrgang 1989, ersetzte einen WBB-Bügler); die coolen Waldabfahrten sind die steilsten der Gegend (siehe Video).

Skifahren im Vallée de Joux, Januar 2012

Skifahren im Vallée de Joux, Januar 2012

Wer es wirklich ruppig und steil mag, ist am vierten Gebiet der Gegend (es existieren übrigens sinnvollerweise sogar günstige Tagesskipässe, die in allen vier Teilen gültig sind) gut aufgehoben.

Streng genommen gehört der Montaz-Mautino-Tellerlift an der Dent de Vaulion geographisch nicht mehr zum Joux-Tal, er ist aber nur eine halbe Autostunde von Le Brassus entfernt und bietet für den Ski-, Landschafts- und Liftfreund mit Abstand das meiste: Einen antiken Lift mit wildestem Ritt, steile Pisten, enge Waldabfahrten und eine atemberaubende Rundsicht auf den See, die gesamte Alpenkette und den Jura.

Skifahren im Vallée de Joux, Januar 2012

Skifahren im Vallée de Joux, Januar 2012

Dieses Teilgebiet haben wir daher schon letztes Jahr separat inklusive Video gewürdigt. Damit bleibt noch das Video aus L’Abbaye und Le Brassus – zusammen mit der Hoffnung, dass der Winter 2013/14 ebenso Vintage-skifahrig wird wie der zu Ende gehende.

Video der Skigebiete L’Orient und Le Brassus (18. Januar 2012). Mehr Bilder hier.

Die bisherigen Teile dieser Serie: Eggiwil / Marbach und Bumbach / Les Breuleux und Tramelan / Nachtskifahren Linden / Selital (Gantrisch) / Hohe Winde / Grandval / Engstligenalp / Langenbruck / Prés-d’Orvin / Faltschen / Aeschiallmend / Gantrisch-Gurnigel / Les Bugnenets-Savagnières / La Corbatière / Rüschegg-Eywald / Dent de Vaulion / L’Audibergue (F) / Gréolières-les-neiges (F) / La Berra / Habkern / Heiligkreuz

3 Kommentare

  1. Ein wildes Lifttier!Lustig und passend beschrieben! Bei diesen Poma Beiträgen kommen mir noch Anlagen in Zermatt in den Sinn wo ich als Kind öfter in den Skiferien weilte. Da war ein wilder rupfiger Poma Tellerlift mit Einstiegslichtsignal ab Furgg,der Name war glaub Gartenlift,hatte zwei Kurven. Im weiteren war auf dem Gletscher ein Poma-Diesellift anzutreffen.Die Anlagen wurden leider abgebrochen, oder zurückgebaut wie man heute sagt..

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