Vintage-Skifahren, Teil 2: Marbach und Bumbach

Und schon wieder bewegte sich der Blöker am Mittwoch auf Retro-Skipfaden, diesmal im Bernisch-Luzernischen Grenzgebiet: Am Morgen Marbach, am Nachmittag Bumbach.

Der Beginn verheisst in Marbach (Kanton Luzern) nichts Gutes: Da steht eine Allerweltsgondelbahn, wie sie zu Tausenden in den Alpen zu finden sind. Verglichen mit früher ist das gar nichts: In den 1950ern stand hier der wohl steilste je gebaute Skilift des Landes – nach vielen Unfällen wurde er als Sessellift umgebaut, später verkürzt und durch eine Müller-Gondelbahn ersetzt, wie sie bis 2005 auch von Reigoldswil auf die Wasserfallen führte.

Der Ski-/ Sessellift stammte von Theodor Brunner (Tebru), der weitgehend im Alleingang die Technik für die späteren Städeli/WSO-Lifte entwickelt hatte und dessen Nachlass wir momentan gerade auswerten.

Spannend wirds auf der Hinterseite der Marbachegg: Die beiden Skilifte Lochsitenberg stammen ebenfalls von der Firma Gerhard Müller, Dietlikon (GMD) – zumindest die Stützen und Teile der Stationen sind noch die usprünglichen aus den 1950er-Jahren. Dies sind Fotos aus dem Bergrestaurant:

Und dies sind Bilder von 2009:

Die Skiliftbügel aus den 1970ern “röhren” antik, wenn das Seil ausfährt – das mag der Vintageskifahrer, der als Kind fasziniert in Kontakt mit dem Hersteller dieser Gehänge stand.

Die Pisten auf der Marbachegg sind in einem perfekten Zustand, die Bratwurst mit Frites im Eigerblick schmeckt vorzüglich – und nebst dem Eiger sieht man den Mönch, das Schreckhorn, das Wetterhorn und weitere bekannte Gipfel aus einem bislang unbekannten Blickwinkel.

… und auf der anderen Seite schaut man ins Napfgebiet, ins Mittelland und dahinter in den Jura:

So richtig höher schlägt das Skiliftnostalgikerherz aber in Bumbach, zwischen Schangnau und dem Kemmeribodenbad gelegen.

Ein engagiertes Team – unter anderem der Vater von Beat Feuz, der hier Skifahren lernte –  führt hier zwei Skilifte, wobei der untere namens “Roseggli” immerhin 1500m lang ist. Er wurde 1959 von der Firma Baco (im nahen Steffisburg domiziliert) erbaut.

Hier gibt es sie noch, die urchigen, bärtigen Skiliftbügelgeber und die Ländlermusik – die Skifahrkultur, dessen Verlust die NZZ am Sonntag kürzlich in einem herrlichen Artikel beklagte.

In Bumbach sind die Pisten nicht perfekt präpariert, doch das tut dem Nostalgievergnügen keinen Abbruch: Die Talstationen sind noch echte Holzhäuser…

… der Liftler muss noch echt harte Arbeit leisten und hoch in die Luft greifen, um die Bügel herunterzuziehen, die aus der Anfangszeit stammen, Metallseile mit einem schwarzen Gummipfropfen haben und lustig klappern.

Die Tickets sind natürlich aus Karton:

Auf der Fahrt gehts wie in Eggiwil an stattlichen Bauernhäusern vorbei. An einer Skilift-/Strassenkreuzung steht sogar eine Ampel. Das Abbügelbrett ist eine währschafte Holzkonstruktion; ein kurzer Lift führt noch etwas weiter hoch.

Wie das genau tönt und aussieht? Voilà!

YouTube-Video von der Fahrt mit den nostalgischen Skiliften in Bumbach und Marbach – ein qualitativ besseres HD-Video von 2013 ist hier abrufbar.

Natürlich gehört zum perfekten Abschluss eines solchen Tages eine grosse Portion Merängge im nahem Kemmeribodenbad. Mehr Bilder dieses famosen Nostalgieskitags hier.

Auf der Heimreise trafen die beiden Altmetallfans übrigens noch auf Überreste des Skiliftes Escholzmatt, der nie mehr in Betrieb gehen wird:

Noch mehr Infos zum Escholzmatter Lift hier.

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