Veloprobleme in Bern: Die Lösungen wären einfach

Liebe Leserinnen und Leser von Ron Orp!

Herzlich willkommen auf JacoBlök und konsumblog.ch. Der Herr Orp ist natürlich echli ne Laferi, und es ist schleierhaft, warum er mitten im Winter ein klassisches Sommerthema bringt: Natürlich hebe ich gern einen in der Aarbergergasse, und Helis haben in der Altstadt etwa gleich wenig zu suchen wie Schneekanonen.

Und noch ein Gruss ans Ron’sche Korrektorat: Überfordert bin ich höchstens mit Sprachflaschen wie euch – es heisst “rechtschaffen”, nicht “rechtschaffend” sowie “liesse”, nicht “liess”, nach “nicht” kommt ein Komma – bitte, gern geschehen. Etwas viel Flüchtigkeit auf so wenigen Zeilen für einen derart renommierten Newsletter, n’est-ce pas? Aber auf Schludrigkeit seid ihr ja so chli spezialisiert.

Es ist einfach schade, dass das (angeblich) rotgrün regierte Bern bei der Veloförderung einen auf “Provinz im Quadrat” macht und es unmöglich ist, halbwegs zügig durch die Altstadt zu kommen, da hier scheinbar prinzipiell immer alles ein wenig gemütlich sein muss. Wer es in Bern eilig hat, stört offenbar. Gewisse Dinge wundern einen da nicht mehr. Zum Beispiel hat die Stadt Bern bei der Umfrage auf velostaedte.ch nicht besonders gut abgeschnitten. Ganz alleine ist der Blöker also nicht mit seiner Ansicht.

Wer gerne etwas aktuellere Themen hat, wird auf der Startseite fündig. Die Themenpalette ist breit. Mehr zu diesem Blog hier. Wer Freude hat, kann in der Spalte rechts ein Mailabo lösen oder den RSS-Feed abonnieren. Kommentare sind immer willkommen, Primitives und Anonymes wird allerdings gelöscht. Viel Spass!

Und nun weiter mit dem Originalbeitrag vom August 2008.

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Wir haben vor einigen Tagen berichtet, dass die Berner Stadtregierung endlich die Übernutzung des öffentlichen Raumes eindämmen will und ein Konzept erarbeitet. Leider wächst dagegen bereits Opposition – immerhin vorab aus Kreisen der CVP, die in der Berner Legislative nur gerade über drei Sitze verfügt.

Leserbriefschreiber, die vermutlich die Berner Innenstadt gar nicht kennen, echauffieren sich über die ach so böse Regula Rytz, Stadtberner Direktorin für Tiefbau, Verkehr und Stadtgrün. Sie verkennen, dass viele StadtbewohnerInnen froh sind, dass endlich etwas geschieht.

Das Ziel ist nicht, das Leben in der Stadt zu ersticken – niemand hat grundsätzlich was gegen Strassenbeizen. Es geht bloss um die Menge und die Orte.

JacoBlök beweist mit Alltags-Szenen anschaulich, dass zum Beispiel ein Durchkommen mit dem Velo vielerorts – mitunter wegen inflationär eingerichteter Strassenbeizen – kaum mehr möglich ist.

Wo liegen die Hauptprobleme für einen Altstadtbewohner, der mit dem Velo fast täglich durch die Stadt fährt, oft mit Ziel HB? Dieses Video (aufgenommen zu einer eher ruhigen Zeit!) beweist, dass vermehrte Leitplanken für den Langsamverkehr (wie Velostreifen) und das Zurückbinden von Strassenbeizen ebenso sinnvoll wären wie eine bessere Ampelsteuerung rund um den Bahnhofplatz:

Eine qualitativ bessere, aber länger ladende Version dieses Videos (WMV, 66 MB) ist hier abrufbar.

Die Stadt ist aber auch aufgefordert, die Veloparkplatzmisere am HB endlich zu lösen sowie die an sich vorteilhaften (aber stiefmütterlich behandelten) Velostationen weiter aufzuwerten und zu subventionieren. Platz für Gratisparkplätze hätte es auf der neuen Teer- und Betonwüste genug, wie diese Fotos beweisen:

Freie Fläche am Berner Bahnhofplatz, soweit das Auge reicht: Wieso hats hier keine legalen Veloabstellplätze? (Juli 2008)

Freie Fläche am Berner Bahnhofplatz, soweit das Auge reicht: Wieso hats hier keine legalen Veloabstellplätze? (Juli 2008)

Besonders stossend sind die nicht ausgenützten Plätze an kaum je bevölkerten, “toten” Punkten wie zwischen Milchgässli und Strasse sowie entlang des Burgerspitals, wo Raum für Hunderte Velos gäbe!

Freie Fläche am Berner Bahnhofplatz, soweit das Auge reicht: Wieso hats hier keine legalen Veloabstellplätze? (Juli 2008)

Ist so eine leere Fläche schön? Manche mögen sagen: Ja. Aber die Interessen von sich umweltfreundlich fortbewegenden Menschen, die Parkplätze benötigen, sind hier wohl höher zu gewichten. Mangels legalen Abstellplätzen in HB-Nähe beginnen viele, ihr Fahrrad irgendwo abzustellen – das kommt davon, wenn man zu wenig Gratisplätze anbietet…

Mangels legalen Abstellplätzen in HB-Nähe beginnen viele, ihr Fahrrad irgendwo abzustellen - das kommt davon, wenn man zu wenig Plätze anbietet...

Also bitte keine doofen Zettel an die Velos hängen, sondern mehr kostenlose Parkplätze schaffen!

Verzweifelte Versuche, die zu teuren Velostationen auzulasten statt mehr Gratisparkplätze für Velos zu schaffen

Zudem tut ein (kontrolliertes) Kurzzeit-Veloparking vor dem Tibits und vor allem vor der Migros-Rolltreppe Not – momentan herrscht dort zu Stosszeiten das nackte Chaos:

Chaos bei der Rolltreppe zum Migros - hier müssen kontrollierte Kurzzeitparkplätze her! (Juli 2008)

Nein, wir wollen nicht in die Velostationen, wenn wir nur kurz Milch und Brot kaufen gehen – das ist Verhältnisblödsinn. Und völlig an der Alltagspraxis vorbeigedacht. Genau so wie der mühsame Zugang und der oft mangelhafte Service in den Stationen.

Eine weitere Bitte an die Stadt, siehe im obigen Video: Markiert einen Velostreifen aus der unteren Altstadt zum HB und zurück – sooo teuer ist doch das nicht? Es würde das friedliche Nebeneinander von Velofahrenden und zu Fuss gehenden massiv erleichtern, wenn allen klarer wäre, wo ihr Platz ist.

Momentan haben alle das Gefühl, die Strasse gehöre ihnen: Beizer, Fussgänger, Velofahrer. Das ist menschlich, bringt aber für alle nur Nachteile. Die Praxis zeigt: Gemischte Zonen ohne klare Markierungen sind ineffizient und für alle mühsam (mitunter gar gefährlich).

Einige Beispiele, wie es sein könnte – zuerst die Zeughausgasse, üblicherweise vollgestellt mit Falschparkern und FussgängerInnen, die mitten auf der Strasse laufen oder diese unvermittelt betreten:

Zeughausgasse Bern: Autos raus, Velostreifen her!

Die Zeughausgasse bei der französischen Kirche – das Strassencafé gehört da sicher nicht hin. Zudem haben die FussgängerInnen hier immer das Gefühl, die Trottoirs seien zum Spass da – Velostreifen würden Klarheit schaffen:

Zeughausgasse Bern: Velostreifen würden Klarheit schaffen

Dann der Bereich ums Kornhaus – die Strassenbeizen stören da den Langsamverkehrsfluss; auf dem Kornhausplatz selbst hats genug Platz für Beizen. Velostreifen erleichtern allen die Orientierung:

Rund ums Kornhaus: Zu viele Aussenbestuhlungen schaffen Platzmangel für ein vernünftiges Nebeneinander von Fussgängern und Velofahrern

Genz eklig ist die erste kurze Passage der Rathausgasse unmittelbar beim Kornhausplatz: Unverständlich, warum da Parkplätze signalisiert sind. Wenn ein Auto entgegen kommt, ist kreuzen mit dem Velo unmöglich. Also: Parkplätze weg, Velostreifen her.

Rathausgasse Bern: Autos raus, Velostreifen her!

Auch an neuralgischen Punkten in der Innenstadt mangelt es an Veloparkplätzen, z.B. am Zytglogge/Theaterplatz (die “legalen” Parkplätze sind überfüllt, daneben stehen viele wild abgestellte Fahrräder). Auch das konsequente Büssen von Töfffahrern, die ihre Stinkuntersätze auf Veloparkplätzen abstellen, gehört dazu:

Motorräder auf Veloparkplätzen: An sich verboten - leider nur fast nie geahndet (Rathausgasse, August 2008)

Vielleicht hätten wir Velofahrenden dann endlich das Gefühl, in der rotgrün regierten Stadt wieder ernst genommen zu werden – auch wenn natürlich auch andere Städte wie z.B. Zürich unter Veloärgernissen leiden.

Man schaue aber zum Beispiel nach Berlin – da werden Millionen für Velofahrer ausgegeben, oder wie die Berliner Zeitung berichtet: “Vergleichsweise wenig Geld hat ausgereicht, Berlin für Fahrradfahrer erheblich attraktiver zu machen. Mit wenigen Millionen Euro, die sonst allenfalls für ein kurzes Stück Autobahn gereicht hätten, hat der Senat kilometerweise Extra-Fahrspuren markieren und lange Radrouten anlegen lassen.”

20 Kommentare

  1. Das mit dem blauen Zettel ist ausgleichende Gerechtigkeit – Ordnung gilt für alle (dass aber dann für das ‘Fahrradpuff Milchgässli’ Werbung gemacht wird, ist eine andere Sache; das deutet darauf hin, dass dort die Auslastung unzureichend ist). 🙂

    Und wenn einer nicht gerade ein Gespann oder eine Goldwing abstellt, frisst das auch nicht signifikant mehr Platz auf einem Zweiradparkplatz, insbesondere, da man ja genug Fahrräder auf Töff-Parkplätzen findet.

    Ansonsten – wir fangen auch an, wegen Art 254 aus der Ordnungsbusssenverordnung tonnenweise Strafanzeigen auszustellen. Und wenn das passiert, ist die Polizei bis in den Grund und Boden überlastet.

  2. Das Video beweist: In der Berner Altstadt herrscht ein friedliches Durcheinander von Fussgängern und Velofahrern. Solange sich die Velorowdies mit rasen zurückhalten, geht alles gut. Für die Eiligen gibts übrigens die Route Brunngasshalde-Hodlerstrasse-Genfergasse. Dieser Beitrag tönt echt wie jene Stimmen, die in den 60er Jahren die vierspurige Durchfahrt über Bären- und Waisenhausplatz forderten.

    Die Strassenbeizen sind eine echte Bereicherung für unsere Stadt. Diese wird nämlich nicht lebendiger, wenn Velos anstatt Autos herumbrausen.

    Und noch was zur vorgeschlagenen Signalisation. Ein Nebeneinander von Fussgängern und Velofahrern wird sofort viel gehässiger, wenn beide Seiten auf den für sie vorgesehenen Routen bestehen. Ohne Fahrverbot würden sich die Fussgänger an der Aare auch viel weniger über die Velofahrer aufregen. Es hat nämlich auch dort Platz für beide.

    Dass die Fussgänger auch durch die Lauben gehen könnten, ist nicht ganz wahr. Es wäre eigentlich so vorgesehen, doch stolpert man dort ständig über die ollen Plakatständer, so dass jeder vernünftiger Fussgänger auf die Strasse ausweicht, wenns nicht grad regnet. Plakatständer in den Lauben gehören wirklich verboten. Übrigens ists sogar verboten, einen so aufzustellen, dass er einen Fussgänger stört. Vielleicht ist sogar rechtens, die Dinger mit Fusstritten um die Ecke zu bringen, denn kaum einer steht, wo er nicht stört.

  3. Für die Eiligen gibts übrigens die Route Brunngasshalde-Hodlerstrasse-Genfergasse.

    Das ist etwa so realitätsfremd wie die Vorstellung der Planer, dass die Leute ihre Velos in die Velostationen stellen würden, wenn sie rasch im HB-Migi einkaufen gehen… diese Route ist ein ziemlicher Umweg.

    Gefordert sind möglichst direkte Verbindungen für den umweltfreundlichen Veloverkehr – ohne Behinderungen! Diese Routen sind aber momentan eben leider (noch) komplett durch Übernutzungen vollgestellt.

    Ich sag ja nicht: “Räumt alle Gassen – die Velos kommen!” Es geht um eine Verbindungsstrecke (keine Randroute) durch die Stadt. Eine einzige von mir aus. Das ist doch nicht zuviel verlangt?

    Dieser Beitrag tönt echt wie jene Stimmen, die in den 60er Jahren die vierspurige Durchfahrt über Bären- und Waisenhausplatz forderten.

    Hmmm… zwischen einer 4spurigen Teer- und Betonwüste für Stinkkarossen und der Forderung einer einzigen schnellen Verbindung für VelofahrerInnen und deren Abgrenzung durch einige Streifen auf der Strasse sehe ich doch einen grossen Unterschied.

    Die Strassenbeizen sind eine echte Bereicherung für unsere Stadt. Diese wird nämlich nicht lebendiger, wenn Velos anstatt Autos herumbrausen.

    Die Strassenbeizen SIND eine Bereicherung. Sag ich ja auch. Nur sind sie momentan an einigen Orten in zu grosser Zahl vorhanden.

    Ein ganz klares JA zu den Strassenbeizen – aber es ist richtig, dass man nun diskutiert, wo sie sein sollen und wo sie ein effizientes Leben in dieser Stadt behindern. Und dazu gehört in einer links regierten Stadt nun mal die Besserstellung des Veloverkehrs!

    Das Video aus der Aarbergergasse zeigt ganz deutlich: Es wird schlicht zu eng wegen der Beizen. Ich erlebe da bei fast jeder Durchfahrt (nicht rasend…) mindestens eine gefährliche Situation.

    Ich sah in San Francisco mal ein Plakat: “We live here!” – Genau das ist mein Tenor: Bern soll nicht nur für die Gemütlichen und Langsamen da sein. Es gibt Leute, die hier leben und geschäften, die vorbildlicherweise per Muskelkraft unterwegs sind und einfach möglichst schnell von A nach B wollen. Und nicht Fussgängerslalom fahren. Das bringt weder den FussgängerInnen und den VelofahrerInnen was.

    Eine Entflechtung mag nicht das gelbe vom Ei sein, bringt aber imho eine kleine Verbesserung. Es ist ein Signal an jene, die immer mitten auf der Strasse laufen: “Es gibt hier auch Langsamverkehr auf zwei Rädern! Ich könnte ja mein Hirn einschalten und aufs Trottoir wechseln.”

  4. Ich muss mich da es bitz dem thoemel anschliessen: bis auf die Veloparkplatz-Situation habe ich mich bisher noch nie durch die Situation in der Aarbergergasse gestört gefühlt.

    Ich hatte im letzten halben Jahr genügend Zeit in der Velostadt Amsterdam verbracht und muss sagen, dass ich mir eine solche Situation auch nicht unbedingt in der Stadt Bern wünschen würde: überall Velostreifen und wer sich als Fussgänger auf den Veloweg stellt wird ziemlich gehässig weggeklingelt. Ich hatte am Ende eine ziemliche Wut auf die arroganten Velofahrenden, die in Adam schlichtwegs keine Rücksicht auf andere Verkehrsteilnehmenden nehmen.

    Darum wäre ich etwas zurückhaltender mit dieser Durchreglementierung von Fahrradsstreifen und Fussgängerbereich. (Interessant ist ja, dass die moderene Verkehrsplanung wieder weg von dieser klaren Trennung kommt und eher ein “Durcheinander” anstrebt).

  5. Hmm… Du scheinst offenbar nicht allzu oft durch die Aarbergergasse zu fahren.

    Und: Wieso sollen Fussgänger auf einem Velostreifen denn nicht weggeklingelt werden? Der ist nicht für sie gedacht, sondern eben für die Velofahrer. Auf einer Autostrasse wirst Du es ja auch kaum vernünftig finden, zu Fuss zu gehen. Aber auf einem Velostreifen schon?

    Seltsames Verständnis… Velofahrer sind also offenbar weniger Wert für Dich?

    Ich erlebe als Velofahrer das Durcheinander als alles andere als modern – sondern zeitweise als gemeingefährlich.

  6. So sieht die Taktik der ach so fahrradfreundlichen Stadt Bern aus: Viel zu wenig legale Parkplätze schaffen und dann an vielen Stellen auch noch Velorepression ausüben. Danke für diese vorbildliche Förderung des Langsamverkehrs!

    Beweise gefällig? Die Veloparkplatsituation heute Mittag an drei zentralen Altstadtstandorten, Zytglogge, Waisenhausplatz, Aarbergergasse – kein freier Platz mehr, Velos stehen schon neben den Parkfeldern – es bleibt nur der Ausweg, das Velo *irgendwo* hinzustellen:

    Veloparkplatzmisere in Bern, Teil 9879874

    Veloparkplatzmisere in Bern, Teil 9879875

    Veloparkplatzmisere in Bern, Teil 9879876

  7. Vielleicht ist es ein Puff in der Stadt, wobei ich es auch noch nie so überzeichnet erlebte wie es hier stellenweise beschrieben wird. Klar ist: Die Verkehrsregeln sind da. Wo sie nicht eingehalten werden, gehören sie durchgesetzt: Parkbussen, Tempobussen von PWs, Rotlichtverstösse von Velos und Fussgängern. Aber: Wem der damit geforderte Polizeiapparat zu gross ist, der muss mit dem status quo leben.

    Und, lieber Blöker: Gopf, wann wird endlich KONSEQUENT gefordert? “Entflechtung” – pah… VERBOT!

    Ich will endlich Fussgängerzonen in Berns Hauptgassen! Trams in den Boden, Busse auf die Aussenachsen. Autos und Stinktöffe (ich verzeih Dir den, Andi, werde dann bei Gelegenheit wieder mal die Bündner Berge zustinken 😉 ) runter von der Aarehalbinsel. Es muss möglich sein. Bitte noch in diesem Jahrhundert.

  8. Wie es auch gehen würde, wenn man nur wollte, zeigt der Bericht “Das dänische Veloparadies” im 10vor10 vom 8. Juni 2009.

    Seit Jahrzehnten fördern die Stadtbehörden im dänischen Odense konsequent das Velo als Verkehrsmittel. Odense gilt als eine der velofreundlichsten Städte Europas. Die Umweltorganisation «Umverkehr» will mit Initiativen den Veloverkehr in Schweizer Städten nach dem dänischen Vorbild fördern.

  9. Hallo. Ich bin per Zufall auf diese Seite gestossen. Toll was ich da Lese über Velos in Bern. In Basel (und in anderen Schweizer Städten wirds nicht anders sein) haben wir die gleichen Probleme. Ich habe mir erlaubt, in meiner Website einen Link unter den Schlagzeilen einzusetzen, welcher geradewegs zu Eurer Site kommt. Ich hoffe Ihr seid damit einverstanden, ansonsten teilt mir dies doch Bitte mit. Ich bin der Meinung, je mehr Leute über die Missstände informiert werden umso besser.
    Freundliche Grüsse
    P. Kolb

  10. Guten Tag, habe soeben den film angeschaut und finde es halb so tragisch wie im bericht dargestellt. was mich aber ärgert ist: ich benütze das fahrrad täglich und mich ärgert, das z.b hinter dem kornhausplatz gut 1/3 der veloplätze mit mofas und vespas blockiert sind. wenn ich also um 11.00 uhr im kornhaus arbeiten gehe, sind die alle schon voll und es stehen gut 10 – 15 mofas da die sehr viel platz wegnehmen. kann da nicht was gemacht werden?

    mit freundlichen grüssen
    fredy

  11. na ja, also jedem fussgänger, der in einer gemischten(!) zone auf der strasse läuft grad “egoistisches verhalten” vorzuwerfen, empfinde ich nicht grad als gute basis zur lösungsfindung.

    ferner bezweifle ich sehr, dass ein radstreifen dann automatisch fussgängerfrei bleiben würde – die berner schaffens ja offensichtlich nicht mal auf den rolltreppen im hb mit “links gehen – rechts stehen”! 😉
    die folge eines radstreifen wäre dann wohl noch viel mehr gefährlichere situationen oder sogar unfälle, weil die velofahrer im affenzahn und ohne rücksicht darauf rumrasen würden – wer würde es ihnen vergällen, schliesslich haben sie ja auch vortritt….

    (sagt zinemin, der in züri velofahrer und in bern fussgänger ist)

  12. Ein Blick nach Freiburg im Breisgau oder Berlin genügt, um zu sehen, was Veloförderung ist und wie gut man auf separaten Streifen vorankommt. Ich habe als oftmals-auch-Fussgänger jeweils absolut kein Problem damit, mich so zu verhalten, dass ich VelofahrerInnen nicht behindere.

    Man muss einfach den Kopf einschalten und etwas weniger egomanisch sein und davon ausgehen, dass man der einzige auf der Strasse ist; wie so oft.

    PS: Danke an Ron Orp für einen neuen JacoBlök-Tagesbesucherrekord 2010!

  13. Hallo Andi, dein Engagement für Veloförderung in Bern finde ich super. Aber beim Betrachten deines Videobeitrags beschleicht mich trotzdem wieder und wieder das Gefühl, das könne nur eine Satire sein.
    Ja, die zahlreichen egoistischen Fussgänger, über die du in einem Film herziehst, sind mir geradezu sympathisch, denn ich erkenne mich selbst in ihnen (Ich arbeite am Waisenhausplatz und halte mich daher täglich in dieser Umgebung auf). Ja, und ich nerve mich gelegentlich über die Fahrer jeglicher Vehikel (Vom Velo zum Lastwagen), die meinen, hier irgendeine Art von Vortritt zu haben.
    Ich weiss nicht, wie es mit Veloförderung in den Quartieren aussieht (Ich fahre Tram), aber das schöne an der Berner Altstadt ist doch gerade, dass sie allen gehört, dass es (im Vergleich zur Gesamtfläche Berns) ein kleiner, aber extrem offener, belebter, dichter Raum ist, der allen zugänglich ist, und der von allen gleichermassen Kompromisse verlangt. Ich muss sagen, deine Forderungen nach Recht und Ordnung in der Altstadt finde ich extrem haarsträubend. Wir Leben in der Schweiz in einem Land mit verdammt viel Recht und Ordnung, und ich bin froh, dass es Orte gibt, in denen sich die Zeichen der Regelmässigkeit und Rechtmässigkeit und Reguliertheit und Gleichberechtigung aller im Rahmen hält. Was wäre das Ende? Eine Bus-Spur, eine Velo-Spur, eine Auto-Spur, eine Fussgänger-Spur (Stadteinwärts), eine Fussgänger-Spur (Stadtauswärts, um Kollisionen mit Einkaufstaschen etc. zu vermeiden), eine Mütter-mit-Kinderwagen-Spur, eine Dreirad-Spur, eine Demo-Spur (Bern-typisch)? Hey, und wie oft habe ich mir unter den Lauben schon eine Überholspur für eilige Arbeitstätige (Fussgänger) gewünscht?
    Nun, du bist ein Velofahrer und setzt dich für die Velospur ein, aber es gibt auch andere Interessengruppen, behalt’s im Auge.
    Gott sei Dank sind in dieser Altstadt allesamt gleich benachteilt und dürfen sich alle gleich egoistisch verhalten, auf diesen kleinräumigen, heimeligen Strassen Berns. Man muss sich mal den volkswirtschaftlichen Schaden hochrechnen, der dadurch entsteht, dass der Bus in der Kramgasse nur 20km/h fahren kann (Bus-Spur auf Pflasterstein? Hallo?), und die Leute dadurch wertvolle Sekunden ihres Lebens verlieren. Andi, Respekt für ein Engagement, Veloförderung sofort und überall, aber wenn, dann bitte mit etwas mehr Humor. Oder war dein Beitrag vielleicht doch wirklich Satire?

  14. Hallo Martin

    Es geht gar nicht drum zu meinen, irgendwie Vortritt zu haben – offenbar gehst du aber davon aus, dass du Vortritt hast und alle anderen Bösen sich an dich, den Langsamen, anpassen müssen. Denn langsam ist gut in Bern und sonst nichts. Mitunter darum ist das vielbeschworene “Nebeneinander” ein Unsinn.

    Nochmals: ich schaffe es als Fussgänger (der ich oft bin – siehe hier) immer, mich so zu verhalten, dass ich niemanden behindere, der irgendwo etwas schneller durch will/muss als ich und andere. Sei es in der Altstadt, auf der Rolltreppe oder sonstwo. Man muss einfach etwas den Kopf einschalten.

    Wer es eilig hat, wird als Störenfried verteufelt. Ist denn diese Stadt wirklich schon dermassen verpennt?

    Jeder ist sich leider selbst der nächste – und im Gegensatz zu mir und ein paar wenigen anderen denkt scheinbar niemand, dass es noch andere Leute auf dem Planeten gibt, die das Leben gerne (manchmal) etwas zügiger leben (müssen).

    In Bern etwas schneller vorankommen? STÖRENFRIED! HAU AB! *Kopfeinzieh* – Sowas darf doch nicht sein.

    Dieses Gelaber über “zuviel Recht und Ordnung” als Ausrede gegen alles halbwegs Vernünftige kann ich schon lange nicht mehr hören. Das wird beim Rauchen aufgeführt, bei Pollern und sonst überall, wo sich das Individuum verdammt nochmal vernünftigerweise für ein funktionierendes “Gesamtes” zurücknehmen sollte, aber es einfach nicht tut. Dann gehts halt nicht anders als mit der Brechstange bzw. Gesetzen oder Strassenmarkierungen.

    Das mit den Lauben hast du korrekt erkannt: Auch da ist kaum ein Durchkommen. Wieso haben Langsamlaufer immer das Gefühl, sie seien die einzigen auf diesem Planeten? An andere denken? Fehlanzeige.

    Es ist an der Zeit, dass diejenigen, die sich sauber mit Muskelkraft fortbewegen, bewusst aufs Auto verzichten und doch einigermassen normal schnell vorankommen wollen, auf ihre Wünsche etwas pointierter aufmerksam machen. Wenn sowas es sogar in den Ron-Orp-Newsletter schafft, ist das offenbar gar nicht so schlecht gelungen.

    Denn auch wer sich hier tierisch aufregt – und davon wirds viele geben -, erwischt sich vielleicht das nächste Mal widerwillig in der Altstadt beim Gedanken: “Hm, muss ich wirklich mitten auf der Strasse laufen? Es hat ja in der Stadt doch auch recht viele Velofahrende…” – Ziel erreicht.

    Zur Ampelsteuerung sagst du interessanterweise gar nichts – ein Indiz, dass dir wohl Veloförderung als Element rotgrüner Umwelt- und Verkehrspolitik ein Gräuel ist (weil ja alle gleich und alle brav und langsam sein müssen) und dass du wohl ein Fussgänger-Finöggeli bist wie Markus Dütschler. Der darf ungestraft im Bund etliche Anti-Velo-Pamphlete verfassen (zugegeben manchmal ganz lustige, was wohl dran liegt dass er einst in unseren Blockseminaren war).

    Ihr bekommt vermutlich schon beim Anblick eines etwas schnelleren Velos Ausschläge und rennt vor Angst davon, korrekt? Ein auch langsam fahrendes Velo auf dem Trottoir ist des Teufels, ja? Ihr habt Spass daran, Velofahrern, die so aussehen, als müssten sie den Zug erwischen, auch extra den Weg abzuschneiden um zu zeigen “so nicht, du böser Zweirädler”?

    (Just for the record: Es geht hier nicht darum, die notorischen Velorowdies zu glorifizieren, die es tatsächlich – in geringerer Stückzahl als oft kolportiert – gibt, die selbst die unvernünftigsten Rotlichter überfahren, an Orten mit zuviel FussgägerInnen geradezu rasen usw. Selbstredend trägt diese Spezies leider wenig dazu bei, dass unsere Anliegen ernst genommen werden.)

    Zu den Quartieren: Da siehts stellenweise besser aus, oftmals aber ebenfalls düster. Und das mit den Veloparkplätzen ist eh hanebüchen.

  15. Hallo Andi, was hier noch ‘halbwegs vernünftig’ ist, ist diskutabel. Und dass du jetzt gleich mit dem Berner Klischee der Langsamkeit kommen musst, aber hallo, das tut hier gar nix zur Sache. Die Berner Altstadt ist ein Ort, an dem unzählige Bedürfnisse und Leute zusammenkommen. Du setzt dich nunmal für mehr Ordnung für Velos ein, andere hätten vielleicht gern mehr Raum für Sitzplätze in Strassencafés, mehr Bänkli, mehr Parkplätze, mehr Fussgängerzonen, mehr Bushaltestellen, mehr irgendetwas. Dein Bedürfnis ist eines unter vielen. Das “Problem” sind nicht die Leute, die sich “egoistisch” verhalten, nur weil sie gerade dein Bedürfnis (schnell durchzukommen) nicht zuvorkommend anerkennen (aus dem Weg gehen sie ja trotzdem!), sondern eigentlich auch die Berner Altstadt selbst, die all diesen Bedürfnissen niemals gleichermassen gerecht werden kann, da sie nun mal in einer Zeit gebaut wurde, als es die heutigen verkehrstechnischen, wirtschaftlichen touristischen, kulturellen Anforderungen noch nicht gab. Wenn du rasch vorankommen willst, benutz doch Speichergasse, Kochergasse, Amthausgasse etc., und du hast deinen schön geregelten Strassenverkehr. Für den Rest der Altstadt, reg dich doch bitte mal ab…

  16. Die Berner Altstadt ist ein Ort, an dem unzählige Bedürfnisse und Leute zusammenkommen.

    Eben, genau, da hast du vollkommen Recht, und darum ist eine gewisse Entflechtung vonnöten. Ziel ist nicht, dass sich alle den VelofahrerInnen anpassen, sondern dass alle sich so verhalten, dass die anderen Verkehrsarten möglichst wenig behindert werden.

    Das ist momentan nicht der Fall. Ein paar weniger Tische auf der Strasse (nicht alle, nur EIN PAAR), etwas mehr Umsicht (“störe ich hier grad jemanden, wo ich gerade bin?”) würden schon genügen, ein Velostreifen wäre Schoggi.

    Der “Erziehungseffekt” wäre übrigens bei einem Velostreifen recht schnell da – wenn du dich in Berlin als Fussgänger in diesen Streifen bewegst, merkst du schnell, dass du da entweder gefährlich lebst oder ziemlich unwirsch weggeläutet wirst. Geht ein paar Monate, dann haben sich alle dran gewöhnt.

    Ich gehe davon aus, dass auch ein Unesco-Welterbe wie die Altstadt Berns ein Ort zum Leben ist – und kein Museum. Und zum Leben gehört es nun mal, manchmal zügig vorankommen zu müssen.

    Das Problem ist keineswegs die Stadt, sondern eben die Leute, die alle das Gefühl haben, sie seien alleine da. Das sind FussgängerInnen, die prinzipiell mal mitten auf der Strasse laufen. Das sind TouristInnen, bei denen wir durchaus ein Auge zudrücken, da sie die lokalen Gegebenheiten nicht kennen (umso wichtiger wäre es aber, dass die Einheimischen wenigstens ein wenig die Augen offen hätten). Das sind Autofahrende, die sinnloserweise in die Altstadt fahren, zu 95% könnten sie wohl anders; ich denke z.B. an den “inoffiziellen Fahrschule-Ein-und-Ausstieg” vor dem Migros, was ja wohl totaler Irrsinn ist.

    Das sind z.B. aber auch die Beizer, die denken, die Gassen gehören im Sommer ihnen – was ist das bitte für eine Attitüde? Bei aller Liebe zu Strassencafés, eine Strasse ist zunächst mal da, um darauf von A nach B zu kommen. Momentan herrscht an vielen Orten ein Überfluss. War früher ganz anders – klaro, was auch schade war… nur hat sichs dann ins andere Extrem gewendet; auch nicht ideal.

    Das Problem ist aber auch die Stadtregierung, die einfach alles sich selbst überlässt anstatt aktiv den Langsamverkehr zu fördern, die Autos möglichst aus der Stadt zu verbannen (ein paar weniger Autos in der Altstadt hiesse nämlich auch mehr Platz für alle anderen) oder wenigstens die Einhaltung der Regeln in der Begegnungszone zu forcieren.

    Aus dem Weg gehen sie ja trotzdem

    Schön wärs, dream on…

  17. Alte losemol!

    ist es denn wirklich nötig, alles und jeden in der innenstadt zu kritisieren? wäre es dir lieber alle menswchen in der stadt hätten eine bahn bei der ihnen exakt vorgeschrieben wird was sie wann wo wie zu tun haben? hallo?! BB lässt grüssen…
    Gesunder Menschenverständ, Umsicht und Vorbildfunktion sind gefragt!
    zudem wird vom übermässigen nörgeln abegraten, la dolce vita, braucht halt auch platz…

    gut, dass war jetzt genug tacheles;
    mach mal, wenn ich mir das so erlauben darf, ein video der bollwerkstrasse während dem feieraben, da wirst du deutlich mehr erschrenkendes zu filmen haben, zB: “mir ghört strass alei” – automobilisten, ebensolche auf dem drahtesel und hirnlose pedestren
    ALSO: nicht tausend neu Regelungen, sonder GEzieltere Kontrollen (ebengenanntes Bsp) durch unsere Freunde in Blau sind gefragt.

    ansonsten Big Up für den Einsatz für uns Veloheinis!

  18. Ich kann hier Yogibär nur unterstützen. Ich bin für so wenig Regulation und Verbote wie nur irgendwie möglich. Ein Umdenken der Gesellschaft ist nötig. Dies kann aber nur sehr langsam gehen, denn jeder und jede soll einsehen, dass es nur miteinander geht. Sei es im Verkehr oder sonstwo.
    Wenn jeder nunr das täte, was er gerne hätte, was ihm getan wird, würde alles Bestens funktionieren – ohne Gesetze. Aber eben – würde, täte, hätte!!!
    Fangen wir doch bei uns selber an und sind tolerant. Das wirkt sich sicher auch auf unser Umfeld aus.
    Ich war in Indien Velo fahren. In dem Sinne gesetzloses Fahren:-) Aber es funktioniert, weil jeder tolerant ist und in einem gewissen Sinne Rücksicht nimmt. Lernen wir etwas mehr Gleichmut.

  19. Eine schöne, aber zugleich surreal-wunschdenkig-realitätsfremde Ansicht. Offenbar lebt der Autor abgehoben in einer anderen Welt. Das ist sicher schön, hilft aber leider nicht, die Probleme im Alltag zu lösen (nicht in Indien, sondern in Bern). Dream on!

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