Es vergeht kein Tag, an dem man sich in der Stadt Bern als Velofahrerin oder Velofahrer nicht nervt. Kürzlich mokierte sich im “Bund” jemand, dass ersatzlos zwei Autoparkplätze aufgehoben worden seien.
Nun – vor unserem Büro wird öfters gebaut, und da wird ständig die Hälfte der Veloparkplätze während Wochen aufgehoben (so auch schon vor einem Jahr):
Ersatzplätze? Mit orangefarbenen Temporär-Markierungen am Boden markiert? – Nein, gibts nicht. Wir sind hier ja schliesslich nicht an einem der zentralsten Orte einer rotgrün regierten Hauptstadt, die sich eigentlich drum kümmern sollte, dass es den Velofahrenden gut geht.
Notorisch überfüllte Veloparkplätze in der Innenstadt und gähnende Leere, wo niemand Plätze braucht? Mit wochenlang unberührten Veloleichen vollgepferchte Abstellplätze? Das scheint der Stadt sowas von egal zu sein.
Immerhin nimmt sich nun die GFL wieder mal des Problems an und hat im Stadtrat eine Motion eingereicht. Was die Mofas in diesem Konzept zu suchen haben, ist mir schleierhaft – und ich hoffe auch, dass auf die im folgenden erwähnten Probleme darin behandelt werden.
Verstehen Sie zum Beispiel, warum hier 7 Tage / 24 Stunden die Woche Velofahrverbot herrscht?
Finden Sie es gut, dass hier (Schauplatzgasse) Velogegenverkehr erlaubt ist…
… hier (Amthausgasse) aber nicht mehr, obschon es weitaus weniger gefährlich ist und meistens weniger vollgestellt ist?
Finden Sie es gut, dass die Einfahrt zur Velostation Milchgässli an einer der – pardon – abgefucktesten Ecken Berns liegt? Hier wimmelts ständig von Glasscherben und Kotze, es stinkt nach Urin, nette Gestalten hängen nicht nur nach Einbruch der Dunkelheit herum; kürzlich entging ich am hellichten Tag nur knapp einem tätlichen Angriff eines frustrierten Schlägers, der von seinen Kumpels grad noch zurückgepfiffen wurde.
Wenigstens eine Videokamera zeugte von etwas mehr Respekt uns VelofahrerInnen gegenüber. Aber diese effiziente und billige Methode, allfällige Täter wenigstens einfacher zu fassen, scheuen ja die meisten Linken unverständlicherweise wie der Teufel das Weihwasser.
Finden Sie es gut, dass man vor der Markthalle sein Velo nur illegal abstellen darf und eine Einsammlung seines Bikes riskiert? (Natürlich wimmelt es dort dennoch von Velos – aber dieses offensichtliche Bedürfnis ist der Stadt scheinbar Wurst.)
Finden Sie in Ordnung, dass es in vielen Innenstadtgassen von pneukillenden Glasscherben wimmelt, die kaum je sauber weggewischt werden?
Finden Sie es in Ordnung, dass es vor den einzigen Weekend-Einkaufsmöglichkeiten am Bahnhof keine kontrollierten Kurzzeit-Gratisabstellplätze gibt? Finden Sie es gut, dass es auf dem Bahnhofplatz Raum für hunderte, ja tausende Gratisveloparkplätze gäbe (an Stellen, in denen niemals Menschen zirkulieren – siehe hier), aber nichts passiert?
Und zuguterletzt dies. SP-Stadtrat Beat Zobrist hat zu 100% Recht, wenn er in einem Bund-Leserbrief “Und jetzt die Autos” (diesen Sommer) forderte: “Die Kantonspolizei hat im Bereich des Berner Bahnhofs 126 Velos eingesammelt, weil sie ohne gültige Vignette auf öffentlichem Grund abgestellt waren. Gut so, denn rund um den Bahnhof soll Ordnung herrschen. Als Nächstes erwarte ich nun eine Auto-Einsammelaktion in der Berner Altstadt. Auf öffentlichem Grund werden dort täglich mehrere Hundert Privatwagen parkiert, obschon dies seit Inkrafttreten des Verkehrskompromisses verboten ist. Die selten genug von der Kantonspolizei ausgestellten Bussen sind derart tief, dass sie von den absichtlich das Gesetz übertretenden Autolenkenden nur mit einem hämischen Grinsen quittiert werden. Also: Einsammeln, bitte!”
Korrekt! Und von der Einhaltung von Tempo 20 in der Begegnungszone bzw. 30 in den entsprechenden Zonen keine Spur – gerade kürzlich wurde ich von einem BMW, der mit rund 60 Sachen durch die Begegnungszone raste, fast über den Haufen gefahren.
Welche Parteien dominieren schon wieder die Politik in Bern? Warum haben wir Velofahrenden die schon wieder gewählt?
Irgendwie wundern uns die Umfrageergebnisse nicht wirklich…
Schön. Aber bitte nicht erst 2020 oder so…