Ich habe mich vor einigen Wochen aus dem gedruckten Telefonbuch und den gängigen Online-Verzeichnissen wie local.ch austragen lassen (“Liste noire”), da ich genug von Werbeanrufen hatte. Wer mich finden will, findet mich via Google und kann mir mailen. Alles andere ist heutzutage unnötig und führt nur zu unerwünschter Werbung – die elektronischen Kanäle kann ich bestens selbst filtern.
Seltsamerweise tauchte ich mit einer uralten Adresse, aber der korrekten Telefonnummer, in diesen Tagen wieder auf tel.search.ch auf:
Super – Spammer, Martkforscher und andere Stalker haben so wieder freie Bahn.
Wie zum Henker ist aber die Nummer wieder auf tel.search.ch gelangt? Die Copy-Paste-Standardantwort liess nicht lange auf sich warten:
Unsere Daten stammen grundsätzlich aus öffentlich zugänglichen Quellen; die konkrete Herkunft ist jedoch nicht in jedem Fall hinterlegt. Falls Sie genauere Angaben zur Herkunft der Daten für Ihren Eintrag erfahren möchten, werden wir diese - sofern hinterlegt – gerne für Sie ermitteln.
Bitte beachten Sie, dass wir aus Datenschutzgründen weder telefonisch noch per E-Mail, sondern ausschliesslich in schriftlicher Form detaillierte Auskunft über die Herkunft unserer Daten erteilen können. Zu diesem Zweck senden Sie bitte ein offizielles Auskunftsbegehren mit einer Kopie eines gültigen Ausweispapiers an folgende Adresse: Redaktion tel.search.ch, Artherstrasse 60, 6405 Immensee. Das offizielle Formular für Auskunftsbegehren kann auf der Homepage des Eidgenössischen Datenschutzbeauftragten heruntergeladen werden.
Sie müssen uns per E-Mail Ihre Löschung bestätigen, damit wir sie aktivieren können. Zur Bestätigung senden Sie bitte diese E-Mail mittels “Antworten” an uns zurück. Andernfalls wird Ihre Löschung nicht übernommen.”
Nun soll ich also einen Affentanz mit Ausweiskopie, Auskunftsbegehren und Briefmarke vollführen, nur um zu erfahren, welche Tröte von Adresshändler immer noch im Besitz meiner Daten ist und diese auch munter weitergibt? Geits no?
Man könnte das auch einfach “Schikane” nennen. Schliesslich geht tel.search.ch auch “einfach so” auf mein Löschbegehren ein, ohne dass ich etwas Schriftliches einsenden muss. Ich könnte mit einer beliebigen Mailadresse irgend einen Eintrag löschen lassen.
Wenn ich aber wissen will, woher tel.search.ch die Daten gegen meinen ausdrücklichen Willen bezieht und veröffentlicht, werde ich zu einen antiquierten Postweg verknackt. Das stinkt irgendwie.
Pikant ist nämlich: tel.search.ch hat schon am 17. Dezember die Löschung meines Antrages bestätigt. Zwei Monate später bin ich aber mit der selben, damals als gelöscht bestätigten Telefnnummer wieder abrufbar? Hat tel.search.ch keine Sicherheitsmechanismen, die verhindern, dass bestimmte Einträge – locker erkennbar an der Telefonnummer – ungewollt wieder ins System geraten?
Oder sammelt tel.search.ch frisch-fröhlich Adressdaten aus dem Internet zusammen und mischt sich daraus eine öffentliche Adresssammlung, ohne dass die Betroffenen davon Kenntnis haben bzw. – wie in meinem Fall – sogar gegen den ausdrücklichen Willen der Betroffenen?
Das wäre dann tatsächlich ein Fall für den Datenschutzbeauftragten.
tel.search.ch schreibt dazu: “Die Löschung Ihres Eintrages ist mit Ihrer schriftlichen Anfrage und Ihrer Emailadresse hinreichend verifiziert und wurde deshalb durchgeführt. Aus Datenschutzgründen darf man bei uns nur die Quelle seiner eigenen Daten nachfragen. Dazu muss man sich mit der ID-Kopie ausweisen. Diese Informationen geben wir nicht an irgendwelche Nachfrager heraus.”
Mit anderen Worten: Um einen Beitrag ganz zu löschen, was ein ähnlich gravierender Eingriff ist, genügt die Angabe irgendeiner Mailadresse (woher weiss tel.search.ch, dass diese Mailadresse nicht einem gleichnamigen entfernten Verwandten gehört, der mir einen Streich spielen will?). Um aber die einfache Auskunft zu bekommen, woher tel.search.ch meine Daten hat, soll ich eine Ausweiskopie einsenden, auf der zudem “Andreas” statt “Andi” steht? Das leuchtet nicht ein und ist alles reichlich wacklig.
Auf meine Bitte, zu bestätigen, dass meine private Telefonnummer nie mehr veröffentlicht wird, kam von tel.search.ch inner nützlicher Frist keine Reaktion.
Wir könnten ja die nicht gerade kommunikativen tel.search.ch-Leute etwas schwitzen lassen als Belohnung für ihre Schikanen, ihre Nichthilfsbereitschaft und ihren Beitrag dazu, dass Telefonspammer ein leichtes Spiel haben: Stellen Sie doch ein paar Löschanträge in den nächsten Tagen.
Sie finden die praktische Funktion, dies zu tun, in der Detailansicht eines Eintrages:
Bei dieser Gelegenheit können Sie auch gleich bei der Swisscom die Löschung Ihres Eintrages beantragen.
Und hier wieder ein Thema, wo wir absolut übereinstimmen. Kann wirklich nicht sein.
Ich habe übrigens Directories geschrieben, dass ich ihnen meine Angaben für CHF 20.–/Jahr verkaufe. Kann ja nicht sein, dass die ein Geschäftsmodell haben, die auf meinen Gratisangaben funktionieren. Directories ist aber nicht auf mein Angebot eingestiegen, so dass ich früher oder später meine Angaben auch sang- und klanglos löschen lassen werde.
Ich habe inzwischen das ganze Prozedere mit eingeschriebenen Briefen usw. durchgemacht und musste search.ch telefonisch nachhelfen, bis ich die gewünschte Information endlich hatte.
Fazit: Man habe “aus unglücklichen Umständen von unserem Datenlieferanten eine Dublette” meines Eintrages erhalten.
Die Herkunft der Daten ist interessant: Eine gewisse Datapuls AG in Luzern. Also schickte ich auch da ein Auskunfts- und Löschbegehren hin.
Die Antwort der Datapuls AG: Man betreibe eine Datenbank “b2c excellence”, welche “Adressen von Privatpersonen in der ganzen Schweiz enthält. Diese Daten bilden die Basis für statistische Auswertungen und für die Ermittlung von Marktpotentialen. Zudem werden sie für Merketingzwecke angeboten.”
Mit anderen Worten: Eine nette Spam-Basis, diese Datenbank. (Sie ist allerdings beim EDÖB angemeldet.)
Offenbar war meine Adresse bereits als gesperrt markiert, da ich auf der Robinsonliste des SDMV bin. Datapuls schreibt, dass man meinen Eintrag zusätzlich “zur weiteren Verwendung gesperrt” habe. Wieso war das nicht schon vorher der Fall?
Was Dataplus veranlasst hat, meine Daten an search.ch weiterzugeben oder wieso search.ch nicht gecheckt hat, dass es sich um einen bereits vom Betroffenen explizit gelöschten Datensatz handelt, weist für mich vor allem darauf hin, dass unsorgfältig und ohne Schutzmechanismen mit Adressdaten umgegangen wird.
Wer sich vor Spam schützen will, hat angesichts des offenbar florierenden Adresshandels keine Chance. Wo meine Daten samt Telefonnummer sonst noch gespeichert sind, wissen die Götter…
Vermutlich werde wohl oder übel ich eine neue Telefonnummer beantragen und nur dem engsten Freundeskreis bekanntgeben, damit das Gespamme endlich aufhört.
Kostet das Austragen lassen was?
Nein, ist gratis.
Ich wollte mit Hilfe von search.ch (offizielles Telefonbuch) mit meinem Auto zu einer Familie fahren, habe vorher die Karte und den Routenplaner benützt und stellte auf dem Weg dorthin fest, das die Angaben auf der Karte falsch. Ich musste örtliche Bewohner nach dem Weg fragen. Wie lässt sich diese Karte berichtigen. Danke für Ihre klare Antwort. /Willi
Da müssen Sie sich schon an telsearch.ch wenden…
Salü zusammen:) Die local.ch bezieht die Daten Direkt bei der Swisscom Directories (Tochtergesellschaft), das ist alles kostenlos für den Kunden.
Search.ch bezieht die Daten auch von local.ch, jedoch ab 2015 bei der Post, da local.ch die Daten search.ch verweigert
An Willi Schumacher.
Search.ch ist nicht das Offizielle Telefonbuch sondern local.ch (Swisscom Directories + LTV Gelbe Seiten)
Vielen Dank für die kenntnissnahme 😉
Es ist für mich unverständlich, dass in der heutigen zeit, wo es technisch möglich ist, auch alles übergangen wird, wie wünscht keine werbung…etc. ich selbst hatte jahrelang davon gelebt im werbeverkauf, aber hatte den anstand wünsche zu respektieren. heute müsste man spamanrufe und massenmails AUTOMATISCH abfangen können….könnte man auch, will aber niemand, jetzt frage man sich mal weshalb???