Travel Cash hat nichts mit “Cash” zu tun

Nachdem gestern und heute auch die Konsum-Sendung “Espresso” über “Travel Cash” berichtet hat, ist klar, dass es noch viel schlimmer ist, als ich im Winter geschrieben habe.

Hier die Links zu den Audio-Beiträgen:

Böse Ferien-Überraschung mit Travel Cash (5. August 2014)

Travel Cash: Unerwartete Gebühren ärgern Kunden (6. August 2014)

Nebst den – erst seit kurzem auf der Website der Kartenherausgeberin “Swiss Bankers” ausgewiesenen – Zusatzgebühren des Geldautomatenbesitzers (in den USA bis zu 8 Dollar zusätzlich zu den 5 Dollar, die Swiss Bankers korrekt angibt) fallen offenbar auch Gebühren an für die Rückbuchung der Restbeträge auf der Karte. Zudem werden trotz des Slogans “Keine Jahresgebühr!” (er wird hoffentlich bald von der Website verschwinden) nach Ablauf – je nach Restbetrag – dennoch zusätzliche Gebühren abgebucht.

So eine Frechheit hätte ich nicht für möglich gehalten. Unsere lieben Schweizer Banker wieder einmal! Es ist wirklich eine unendliche Geschichte.

Werter Thomas Beck, Geschäftsführer von Swiss Bankers: Sie wehren sich vehement gegen meinen im Espresso-Beitrag geäusserten Vorwurf der Abzockerei. Ja, aus Ihrer Warte mag das stimmen, denn entgegen der Positionierung Ihres Produktes hat die Karte mit “Cash” überhaupt nichts zu tun.

Es ist eine stinknormale Prepaid-Kreditkarte, wie sie zahlreiche Institute herausgeben. Von “Cash” keine Spur!

Es ist klar, dass Sie dafür die entsprechenden Gebühren bezahlen müssen. Und wir auch.

Nur: Herr Beck, dann haben Sie doch immerhin die Grösse, einzugestehen, dass Sie einen Kommunikationsfehler gemacht haben, und verstecken Sie sich nicht hinter Phrasen. Wir Kundinnen und Kunden haben ehrliche Menschen meist lieber als solche, die herumdrucksen, selbst wenn sie argumentativ längst in die Ecke gedrängt sind. Auch dass Sie die Fremdautomaten- und andere Gebühren so lange wie möglich weit hinten oder ganz versteckt hielten, und von Fall zu Fall (trotz des Slogans “keine Jahresgebühr”) “Bearbeitungsgebühren” verlangen, spricht Bände.

Sie haben durch die Positionierung von “Travel Cash” als Nachfolgeprodukt der beliebten “Traveler’s Cheques” eine kommunikativ unterirdische Leistung vollbracht.

Gut – aus Ihrer Sicht als Gebührenabschöpfer war es natürlich ein brillanter Schachzug. “Cash” hätte aber ehrlicherweise in Ihrem Komm-Konzept überhaupt nichts verloren gehabt. Sie hätten einfach sagen müssen: “Wir haben die Traveler’s Cheques abgeschafft. Ein gleichwertiges Nachfolgeprodukt existiert nicht.” Ein Gebührenvergleich steht in meinem Beitrag vom Januar – im Travel Cash: zu hohe GebührenAusland gibt es diese Cheques interessanterweise noch. Honni soit…

Die Schweizer Banker sagten sich vermutlich: “Hey, this is Switzerland [mit arrogantem Zürcher Bankerdialekt aussprechen], da lässt sich das Volk einfacher melken, die haben’s ja! Lass uns doch einen Pseudo-Nachfolger lancieren, bei dem wir möglichst bei jeder Transaktion etwas abschöpfen können, und unsere lieben Bankenfreunde im Ausland auch gleich. Die Marke Swiss Bankers hat einen guten Ruf. Die Leute merken doch das nicht! Wir dürfen einfach keinesfalls das Wording ‘Prepaid-Kreditkarte’ oder so verwenden, denn da wissen viele schon, dass hohe Gebühren anfallen.”

Welche Agentur Sie auch immer auf diese Fährte gelockt hat: sie hat sich für diese – mit Verlaub – Verarschung der Konsumentinnen und Konsumenten sicher gut bezahlen lassen. Vielleicht mit den horrenden Gebühren, die “Travel Cash” verursacht.

Herr Beck: Sie haben mit dieser Taktik meine wohlverdienten Ferien – und die vieler anderer – ein kleines bisschen mühsamer gemacht.

Sie haben auch das Geschenk meiner Eltern zu meinem 40. Geburtstag (Reisegeld auf einer Travel-Cash-Karte) mit Ihrer Taktik von 1000 auf 900 Dollar zusammenschmelzen lassen, ohne dass die Schenkenden etwas davon geahnt hätten – sie hatten die Karte in gutem Glauben bei ihrer lokalen Bank bezogen.

Schämen Sie sich dafür.

Eine öffentliche Entschuldigung, eine Überarbeitung der Kommunikationsstrategie von Travel Cash und ein sofortiger Stopp ungerechtfertigter Gebühren für alle (Kontoführung nach Ablauf, Überweisung Restbeträge) wären womöglich vertrauensbildende Massnahmen.

Ein Kommentar

  1. Willkommen,
    lieber Herr Blöker,
    von (fast) zuunterst auf meiner Blogroll an die Spitze!
    Weiter so und bis bald… 🙂

    Herzlichbegeisterte Grüsse
    Hausfrau Hanna

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