Der PC-Tipp-Newsletter fällt in letzter Zeit durch schlechtes Deutsch, holprigen Stil, Tippfehler und Grammatikprobleme auf (obwohl die Situation nach einigen Interventionen per E-Mail etwas gebessert hat).
Es scheint, dass auf vielen Redaktionen immer mehr Menschen arbeiten, die von ihrem Handwerk wenig verstehen (ich hätte jetzt fast “so junge Tüpfis, die keine Ahnung haben” gesagt, aber das wäre hochgradig sexistisch und dieses Blogs weiss Gott unwürdig). Auch “Blick Online” beschäftigt offensichtlich diese Spezies:
Danke, omo sherif! Seine Vermutungen: “Kampodscha, ist das der iPod von Kamusch? Ich wusste zudem nicht, dass man dem Pfarrer Traualter sagt.”
Noch weniger von seinem Handwerk verstand jene Person, die im “Blick” diesen Müll zu einem Bild getextet hat: Ob das Konsequenzen hatte?
Du meine Güte, ich glaube man sollte mal die Blick-Online-Leute, die PCTipp-Newsleute und die von .ch mal zusammen in einen Kurs schicken :D. Oder wie wärs mit einer Prüfung für alle Journalisten, die solche Punkte abdeckt?
Nun… ich leite seit über zehn Jahren Schreibkurse für Studierende der Kommunikations- und Medienwissenschaft. Die Co-Leiterinnen und ich geben den Kurs nach Absprache auch gerne an Externe – wer will, kann sich hier melden – herzlich willkommen!
Das Blockseminar “Einführung in das journalistische Schreiben – Basiskurs” erfreut sich seit jeher grosser Beliebtheit, da wir den Studis eben nicht nur korrektes Deutsch, sondern auch guten Stil und kreative Schreibe vermitteln. Im Hotel “Kreuz” in Solothurn üben wir intensiv, machen praxisnahe Schreibübungen (samt Medienkonferenz) und kritisieren die Texte gegenseitig.
Alle zehn Teilnehmenden senden vorher einen Text ein, der richtiggehend (aber konstruktiv!) auseinandergenommen wird. So gehts da jeweils etwa zu und her. Die Feedbacks sind jeweils hervorragend – dahingehend gemeint, dass die Studierenden meist angeben, dies sei die Veranstaltung, die ihnen an der Uni am meisten gebracht habe. Kein Wunder – kann man doch das Erlernte nicht nur im Journalismus anwenden.
Der Lerngewinn in diesen drei Tagen ist erstaunlich: Zwischen dem eingesandten Text und den im Kurs – nur nach wenigen Theorieblöcken – verfassten Beiträgen liegen Welten.
Ich bin – entgegen Prof. Roger Blum, der jeweils in Solothurn die Spezialkurse für Fortgeschrittene leitet – der Ansicht, dass man eine gute Schreibe vor allem im Blut haben muss. Die Erfahrungen als Dozent zeigen aber, dass man sehr wohl auch aus zu Beginn als “hoffnungslos” eingestuften Fällen sehr viel rauskitzeln kann; gerade, was die Vermeidung von Stilblüten wie beim PC-Tipp-Newsletter betrifft.
Mich will dünken, dass so ein Kurs vielen Gratiszeitungsmenschen und den Betroffenen beim PC-Tipp-Newsletter äusserst gut tun würde. Egal, wo sie so einen Kurs belegen.
Den Workshop der Kommunikations- und Medienwissenschaften der Uni Bern gibt es seit Anfang der 1990er-Jahre; Leute wie Patrick Rohr, Annetta Bundi (Tagi Bundeshaus), Heidi Gmür (NZZaS), Salvi Atasoy (SR DRS) Renzo Ruf (Ressortleiter Bund), Katrin Hafner (Tagi Reisen), Christine Wanner (lange bei AP, nun wieder SR DRS), Ramon Bill (SR DRS) usw. sowie zahlreiche heutige PR-Leute haben ihn zu Beginn ihrer Karriere besucht.
So haben wir auch nie Mühe, Leute aus der Praxis als Gastreferenten einzuladen – jedem Kurs entspringt im Durchschnitt ein späterer gestandener Schurni 🙂