Stadt- und Gemeinderatswahlen Bern: Wen weshalb wählen?

Für alle, die aus Google kommen: Aktuelles rund um den Wahltag gibts hier und hier.

___________

Beim Stadtpräsidium ist die Wahl an sich einfach: Barbara Hayoz und Jimy Hofer (der in meinem Smartvote-Profil noch vor Hayoz kommt, oh weh) sind unwählbar, bleibt nur noch Amtsinhaber Alexander Tschäppät.

Der ist mir andererseits nicht sonderlich sympathisch. Ich hätte lieber eine gemässigte grüne Frau als Stadtpräsidentin – würde besser zu “meinem Bern” passen. Wieso kandidiert nie eine? – Was bleibt also? Leer einwerfen, um vielleicht als “sanften Kick” einen zweiten Wahlgang zu erzwingen?

Unter uns gesagt: Ich orte leider nach anderthalb Jahrzehnten linksgrüner Regierungs- und Parlamentsarbeit einen gewissen Rotgrünfilz, den man irgendwie aufdröseln sollte. Vieles klappt vorzüglich, doch gerade das Thema “Sozialhilfemissbrauch” oder die drohende Schliessung der Kita Altenberg zeigten, dass linke Seilschaften manchmal genau so ideologisch-verbohrt oder schlicht ungeschickt agieren wie rechte.

Eine allfällige Wahl von Hayoz als Stadtpräsidentin – so doof das von ihrer politischen Einstellung her wäre – würde hier womöglich als Denkzettel helfen, dass man zum Beispiel heikle Themen, die längst nicht nur RechtswählerInnen auf die Palme bringen, früher aufnimmt und Massnahmen ergreift. Es wäre ein schmerzhafter Weckruf – aber der ginge auf die Kappe linker Fundis.

In meinem deutlich linksgrünen Smartvote-Profil (PDF, 130 KB – siehe letzte Seite) gibts kleine Ausrutscher in Richtung Wirtschaft und Law & Order. Vermutlich, weil ich lieber gefilmt werde (was niemandem wehtut), wenn dadurch auch nur ein Kleinstverbrechen verhindert oder schneller geklärt werden kann; all die Überwachungsgegner sollen mal mit Opfern von Verbrechern reden, die mit einer Kamera zumindest schneller aufgeklärt hätte werden können.

Oder weil ich finde, dass nicht alle Minderheiten immer einfach alles auf dem Buckel der Mehrheit sollen tun dürfen. Oder weil ich der Ansicht bin, dass die Läden ruhig 24 Stunden an 7 Tagen offen sein könnten. Andererseits mag ich das phantasielose KMU-Geklöne vorab in der Altstadt nicht mehr hören – anstatt bei sich selbst sucht man den Fehler bei einem (leider viel zu lasch durchgesetzten) Verkehrsregime.

Fazit: Die ideale Partei existiert nicht. Eine Binsenwahrheit. Wen also in die Legislative wählen?

Am ehesten fühle ich mich vom Realo-Flügel des Grünen Bündnisses, den vernünftigen Kräften in der SP oder der Grünen Freien Liste vertreten. Letztere erhielten denn auch meine Listenstimme. Dazu ein paar bisherige linke und wie immer primär Frauen auf die Liste, auch coole Proseminararbeits-Kolleginnen wie Nicola von Greyerz (SP), die hiermit wärmstens als Alternative zu verbohrten und verbrauchten Sozis empfohlen sei. Oder natürlich Website-Kundinnen wie Natalie Imboden bzw. sympathische Grüne wie Monika Hächler oder Aline Trede.

Mein Smartvote-Ergebnis sagt erstaunlicherweise, dass ich noch ein paar GPB/DA- JA!- und PdA-Leute wählen sollte. Sorry, Leute – aber seit dem 6. Oktober 2007 und nach einigen sehr dummen Aussagen im Nachgang seid ihr für mich endgültig tabu. Ausser (100% Konsequenz wäre schliesslich langweilig) Willi Egloff – schade, dass er ausgerechnet bei den Kommunisten kandidiert, die doch etwas gar von vorgestern sind, und einen Rolf Zbinden verteidigt, dessen Aktionen ich für ziemlich birnenweich halte. Er liest das vermutlich nicht gerne, aber statt Zbinden hätte ich lieber Egloff im Stadtrat; ich habe ihn aus RaBe-Zeiten als besonnen, extrem klug und engagiert in Erinnerung.

Auch wenn gewisse Makel and Rotgrün haften, dürfen wir uns keine Illusionen machen: Mit einer bürgerlich dominierten Regierung oder einem rechten Parlament wäre alles noch viel schlimmer. Wir beschweren uns auf recht hohem Niveau. Und dennoch hoffe ich, dass in den Bereichen, die mich täglich berühren, eine konsequentere linke Politik gemacht wird als bisher: Veloförderung durch schnellere Routen durch die Altstadt und mehr Gratisparkplätze in der Innenstadt, Autos möglichst raus aus der Innenstadt – oder dann wenigstens die Polizei nicht gegen Abfallsack-Zufrühraussteller aussenden, sondern dafür, die Tempo-20-Zone ein für allemal durchzusetzen.

7 Kommentare

  1. Salut Andi,

    kennst du mich noch? Ich heisse Christian Bärtschi und habe bei dir via Uni Bern mal einen Website-Kurs gemacht und im Medien diverse Proseminare belegt.

    Du sprichst mir aus dem Herzen was die Stapi-Wahl angeht: King Alex scheint noch das kleinere Übel zu sein…

    Gruss & weiterhin frohes bloggen

    Christian

  2. Na klar erinnere ich mich – schön, wieder mal von dir zu hören!

    Natürlich ist Alex das kleinere Übel. Aber ich befürchte, ohne Schuss vor den Bug macht RGM einfach weiter wie bisher – und das fände ich wie beschrieben etwas schlapp. Ein zweiter Wahlgang wäre schon mal ein Start.

    Spätestens 2014 sollte eine grüne Frau Stadtpräsidentin werden! Wobei sich diese Spezies vernünftigerweise wohl nicht so um den Posten reisst, der halt viel sinnlose Apéros und Auftritte mit sich bringt…

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert