Sinnlose Zerstörung funktionierender Geräte

Bei allem Verständnis für die Inhaber der Markenrechte und Uhrenhersteller – aber ist es nicht vollkommen irr, funktionierende Uhren vorsätzlich zu zerstören?

Dass man gefälschte und vermutlich gesundheitsgefährdende Medikamente vernichtet, dagegen hat sicher niemand etwas einzuwenden. Prinzipiell ist es auch OK, wenn man gegen den Diebstahl geistigen Eigentums vorgeht. Auch meine Texte oder Kursunterlagen wurden schon mehr als einmal gestohlen. Das geht nicht.

Dann gehe ich aber gegen den Menschen vor, der das angerichtet hat und gehe nicht zu seinen Kunden oder Schülerinnen. Genau so sollte die Uhrenindustrie wenn schon woanders anklopfen und nicht zumeist problemlos funktionierende Geräte schreddern, nur weil der falsche Name draufsteht.

Natürlich ist die ganze Geschichte vielschichtig – wir haben punkto geistiges Eigentum alle Dreck am Stecken, meine MP3-Sammlung ist wie die meisten auch nicht ganz sauber, und der Gedanke, dass Billiglohnarbeiter auch noch diesen Job verlieren, ist ebenso stossend wie die Anti-Piracy-Aktion in Belp gestern.

Aber hier gehts um funktionierende Hardware und um einen irrsinnigen Markt mit überrissenen Preisen: Alle, die eine halbwegs gute Erziehung genossen haben, wissen, dass man Ressourcen nicht sinnlos verschleudert. Auch die Fälschungen haben jemandem ein kleines Einkommen beschert und wurden von Menschen zusammengesetzt. Doch das ist den steinreichen Gold- und Klunkerträgern völlig Wurst. Es geht ihnen ums Prinzip, basta.

Mit diesen publicityträchtigen Walzenaktionen erreicht die Luxusuhrenindustrie das Gegenteil: Einmal abgesehen davon, dass ich Luxusuhren oder teuren Schmuck für etwas vom Überflüssigsten auf diesem Planeten halte, so haben sich Rolex & Co. mit dieser mutwilligen Zerstörungsaktion die letzte Sympathie verspielt.

Egal, ob ein Name draufsteht, der da nicht stehen darf: Man walzt keine funktionierenden Geräte platt, die jemand noch problemlos verwenden könnte – zum Beispiel eine Person, die sich womöglich nie und nimmer eine Uhr leisten kann, aber dringend eine haben möchte.

6 Kommentare

  1. Wo ist der Button “Find’d ich nict gut”?. Habe da nämlich eine andere Meinung und finde es in Ordung, dass gefälschte Waren vernichtet werden.

  2. ENDLICH … sind wir mal gegenteiliger Meinung. Ich liebe Schönes. Ich liebe Perfektes und ich liebe Handwerk. Dann liebe ich das was lange wärt. Und ich Liebe vor allem meinen Arbeitsplatz, hier in der so schönen Schweiz.
    Meine Nähe zur (textilen) Industrie erlaubt mir bei diesem Beitrag den Finger hoch zu halten. Es geht um die Verwässerung von Qualitäten, von Standards die in Jahrhundert alter Traditon und ebensolangem Wirken einen Platz an der Sonne der richtig guten Güter gefunden haben. Was ist überteuert an einem Produkt das eben diese Vergangenheit hat. Kopien vernichten Wert. Was ist wertvoll? Was ist gute Qualität?
    Massenware hat nur mit Status zu tun. Qualitätsempfinden geht aber weiter als nur über “Bling”.
    Schauen wir auf den Imobilienmarkt – was ist ein Haus? – nicht mehr ein ummöglicher Traum. Was sind Billighäuser. 240’000 Franken, Garten inkl. was ist der Wert? Idell? Was ist Nachhaltig? Ein Haus des nach dreissig Jahren keinen Wert mehr hat? Oder gar nach 5? Es lebe die Möglichkeit alles haben zu können – egal wie gut es ist!

    Ach ja. Eine Pathek Philippe, Brequet, etc… mit Klangwerk – eine Repetitionsuhr. So eine die Napoleon schon hatte. Die kostet etwa so viel wie ein obengenanntes Häuschen. Finde ich persönlich richtig.

  3. ich gebe dem Bebilderer recht: gerade aus Sicht des Konsumenten müssen gefälschte Waren aus dem Markt gezogen und vernichtet werden. Ich bin erstaunt, das der Blöker hier im Konsumblog so kurzsichtig argumentiert. Es geht nicht nur um den Schutz der Marken und um Urheberrecht, es geht auch um das Image und das Vertrauen der Konsumenten in eine Marke.
    Mal angenommen der Blöker hätte sich ein vermeintlich echtes und billiges SONY VAIO Notebook gekauft. Nach einem halben Jahr gibt die schlecht verbaute HD den Geist auf und alle Blökersche-Daten fahren in den Fälscherhimmel. Den Blog (wohl verfasst direkt nach dem Einsenden in die Reparatur) mit wildem SONY-Bashing möchte ich dann lesen!
    Der Ruf der Marke SONY würde durch gefälschte Hardware schwer geschädigt und die Konsumenten getäuscht: da wo SONY drauf steht is evebtuell gar nicht SONY drinn.

  4. Ihr habt beide im Prinzip recht und ich kann eure Argumente verstehen und würde eigentlich dasselbe sagen. Wenn ich aber wählen kann zwischen dem Retten funktionierender Apparate vor dem Schredder und dem Schutz der Marke, wähle ich sicher das erste.

    Ich wehre mich – auch wenn ich die Luxusgüterindustrie auf den Mond wünsche – nicht fundamental gegen Markenschutz, sondern dagegen, dass man etwas zerstört, das noch funktioniert.

    Vielleicht bin ich etwas altmodisch, aber das geht eher in diese Richtung: heute tendiert man dazu bzw. sind viele Geräte so beschaffen, dass man die nicht mehr repariert (bzw. reparieren kann), sondern austauscht und das kaputte Gerät dem Elektroschrott zuführt, auch wenn eine einfache Reparatur genügen würde.

    Hier ists noch schlimmer: Geräte, die tadellos gehen, werden verschrottet, weil der falsche Name draufsteht. Das geht mir nicht in den Schädel.

  5. Soeben fragt mich der Nachwuchs im Haus nach einem alten Handy. Ich finde deren fünf – und doch finden 99% meiner Telefonatgegenüber ich sei nie zu erreichen. Und das stimmt auch. Nur … weshalb die hohe Zahl kaputter Geräte?

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