Schock für Liebhaber von Qualitätszeitungen: Den Bund gibts nicht mehr lange

Die heutige Medienmitteilung der Tamedia spricht eine klare Sprache:

Aus den Analysen des Projektteams ergab sich, dass Der Bund ohne eine weitergehende redaktionelle Zusammenarbeit mit einem anderen Titel wirtschaftlich keine Perspektive hat. (…) Eine redaktionelle Zusammenarbeit zwischen dem Bund und dem Tages-Anzeiger wird im Projekt TagesBund geprüft. (…) Im Projekt Berner Zeitung & Der Bund wird alternativ zum Projekt TagesBund eine Zusammenführung der Redaktionen von Berner Zeitung und Der Bund geprüft.

Mit anderen Worten: Unseren geliebten “Bund” wird es nur noch ein paar Monate geben. Das ist eine mittlere Katastrophe.

Werden die sensationellen Kolumnen und Texte eines Ane Hebeisen bald verloren sein? Was passiert mit dem tägichen Gary Larson? Mit den ausgezeichneten Wirtschaftstexten von Hansueli Schöchli? Mit der einzigen brauchbaren und breiten Lokalberichterstattung im Raum Bern? Mit dem guten Witz in vielen Kolumnen, die uns ans Herz gewachsen sind?

Als Medienjunkie gehört die Lieblingszeitung zu den Hauptpfeilern des Tagesablaufs. Ich habe die letzten 15 Jahre fast jeden “Bund” gelesen – wenn er stressbedingt liegen blieb oder ich in den Ferien war, habe ich halt 30-40 Ausgaben auf langen Zugfahrten nachgelesen. Ein Leben ohne “Bund” kann ich mir momentan schlicht nicht vorstellen.

Notfalls könnte ich mich wohl an einen “Tagi mit Berner Lokal- und Kulturteil” gewöhnen, solange ein grosser Teil des heutigen “Bund”-Teams mitmacht. Aber das grauenhafte BZ-Layout im täglich Briefkasten haben? Nein danke.

Offenbar gehts aber nur noch um Schadensbegrenzung; die Tamedia wird nicht lange fackeln. Einer Uli Rubner wird es egal sein, dass der “Bund” in Bern für weite Teile einer anspruchsvollen Zeitungsleserschaft ein wichtiger Teil ihrer Informationskultur, ihres Lebens ist. Ich war mir eigentlich sicher: So lange Charles von Graffenried zumindest am Rande dabei ist, gibts den “Bund” noch.

Wenigstens die Landeshauptstadt hätte nebst Zürich ein Zwei-Zeitungsmodell verdient. Hilfe!

14 Kommentare

  1. und ich hab’ im guten glaube, genau unter derselben prämisse wie du (solange herr v. graffenried noch dabei ist) im herbst ein 3-jahres-abo gelöst. mal schauen, wie sich das entwickelt, umwandeln in ein BZ-abo will ich nicht…

  2. War das nicht irgendwie abzusehen, sobald BZ und Bund dem selben Medienhaus gehörten? Das musste ja, allen anders lautenden Beteuerungen zum Trotz, früher oder später passieren …

  3. NEEEEIN, schei55e, das ist die schlechteste Neuigkeit des Tages. Noch vor ein paar Wochen habe ich das Abo verlängert.

    Und eben erst am Samstag ist ja Frau Brönnimann gestorben (so habe ich jedenfalls “Frau Brönnimann schaut Tiivii” verstanden), mann das geht ans Leder!

    Die BZ kommt mir nicht in die Hütte!

    Hilfehilfehilfe!

  4. Mich nerven vor allem die Deppen, die in letzter Zeit Leserbriefe gegen alle Werbeformen schreiben, die über ein quadratisches Inserat hinaus gehen. Die begreifen eines nicht: Es geht um alles oder nichts! Entweder ein leicht verunstalteter Bund – oder gar keiner. Ich bin inzwischen für ersteres.

    Was es geschlagen hat, sagt auch dieser Text von Chefredaktor Artur Vogel…

  5. @Andi: Was ist der Zusammenhang zwischen “nichtquadratischen Werbeformen” und dem Überleben des “Bund”? Etwa wegen diesen Werberondellen undso?

  6. In Leserbriefen kritisieren sehr konservative Geister regelmässig zum Beispiel folgende Werbeformen (meistens, wenn sie das erste Mal eingesetzt werden):

    – Die von dir erwähnten Rondelle (runde Werbung mitten in Texten)

    – Banner über die ganze Breite unterhalb des Titels “Der Bund” (natürlich analog bei der BZ eingesetzt)

    – Auf der Frontseite angebrachte Kleber

    Bei allem gilt, genau wie für die Unterbrecherwerbung im Free TV: Es ist äusserst lästig, sichert aber letztendlich, dass wir den Content überhaupt bekommen. Ich finde es betrüblich, dass gerade jene, die z.B. einen “Bund” unbedingt erhalten wollen, sich über solche Dinge aufregen.

    Natürlich gibt es verschiedene Werbeformen, die nicht akzeptabel sind; in unserem journalistischen Blockseminar der Uni Bern (das nebenbei gesagt viele heutige und ehemalige “Bund”-RedaktorInnen besucht haben) zeigen wir jeweils haarsträubende Beispiele irreführender Werbung, das beispielsweise sehr nahe am Layout des entsprechenden Blattes gehalten ist oder aussieht wie ein Frontanriss.

    Es sollte also nicht der Eindruck entstehen, dass ich jeden Käse oder klar unlautere Werbung akzeptiere.

  7. Merci. Fand das ömu noch kreativ und es hat mich beim Lesen der Zeitung nie gestört.

    Jaja, das Blockseminar, das ist halt äbe schon eine gute Sache. Da würde ich zum Spass auch als Non-Studi nochmal reinsitzen…. Vielleicht sogar gegen eine adäquate Seminargebühr, aber wir schweifen ab…

  8. Ich hoffe, dass das Komitee mehr Erfolg hat als der Server, den man zu Beginn gewählt hat – die Seite war zeitweise nicht erreichbar oder grottenlangsam. Irgend ein Feldwaldwiesen-Shared-Hosting bringt’s halt irgendwie nicht…

    Auch wenn ich von Online-Petitionen persönlich nichts halte (einfach fälschbar; ohne konkreten Nutzen; oftmals via unerwünschte Kettenmails verbreitet), verstehe ich es in diesem Fall sogar ein wenig, wenn man unterschreibt. Der “Bund” muss leben – und ich bin froh, dass namhafte Persönlichkeiten im Komitee sind.

    Hoffentlich geben sie nicht nur ihren Namen, sondern tun auch was.

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