Orte, die in der Schweiz fehlen

Leider hat sich seit 2006 diesbezüglich nicht viel geändert: Orte wie das “Royal Ground” in San Francisco oder – da sitzt der Bölker gerade – “Uptown Espresso” an der Ecke Westlake / Republican in Seattle sind in der Schweiz Mangelware.

“Starbucks” ist in weiten Kreisen ein Schimpfwort, doch selbst da, wo man ungestört mobil Arbeiten kann und mehr als wässrig-bitteren Kaffee bekommt, gibts WLAN in der Schweiz nur halbstundenweise gratis. Im Amiland kann man die grossen Chains aber perfekt meiden – dann fast überall hats hier Orte zum Verweilen, zum Arbeiten, Lesen – mit ausgezeichneten Espresso-Spezialitäten. Kein Mensch jagt einen davon, das WLAN ist natürlich gratis, die Musik vorzüglich.

Inzwischen ist die angekündigte Kaltfront über Seattle hereingebrochen…

Regenwetter in Seattle, August 2008 (Foto: Lucas Jacomet)

… aber das “Uptown Espresso” ist ein hervorragendes Gefängnis. Durch die offene Glasfront lassen sich der momentan graunasse Alltag und die einzige Tramlinie der Stadt beobachten, bald ist Mocha-Nachschub fällig, Offerten und Konzepte schreiben sich hier wie von selbst.

Der Blöker am blöken: Uptown Espresso, Ecke Westlake und Repblican, Seattle, August 2008

Uptown Espresso, Ecke Westlake und Repblican, Seattle, August 2008 (Foto: Lucas Jacomet)

Uptown Espresso, Ecke Westlake und Repblican, Seattle, August 2008 (Foto: Lucas Jacomet)

Der junge Vater ist in sein Buch vertieft, sein Junior pennt selig im Kinderwagen – Tom Waits übernimmt das Krächzen. Zwei junge Frauen (eine heisst laut dem Netzwerkcode ihres Mac Book Air “Julie”) kichern vor ihren Laptops. Die blonde Mitteralterliche arbeitet derweil ernst, der Asiate hinter uns sortiert seine Musikdateien, vier Frauen über 60 stricken und tratschen, ein fest Gebauter mit Karohemd und Deluxe-Kopfhörer starrt melancholisch in sein G4.

Ein schöner Ort – selbst bei strömendem Regen.

Uptown Espresso, Ecke Westlake und Repblican, Seattle, August 2008 (Foto: Lucas Jacomet)

2 Kommentare

  1. Ich kann mich nicht erinnern so etwas gemütliches jemals in der schweiz gesehen zu haben. auch das hohe gebäude im hintergrund im regen… das hat schon was. Auch die aparte Halogen-Lampenreihe über der Bar mit der Edward Hopper Imitation… schwelg.

    Aber, was den Ort wirklich einmalig macht: am 28.8. wird in der Spitfire Bar (2219 4th Avenue, wer kennt sie nicht?) in Seattle die Nominierung von Barack Obama zum offiziellen Kandidaten der Demokraten übertragen… Ich glaub, so etwas gibt es in der Schweiz nun wirklich nicht.

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