Man könnte ein Tuch ausbreiten und den Baum schütteln, man könnte einen Kamm verwenden – aber wir bevorzugen stets die leicht esoterisch angehauchte langsame cueillette-Methode “eins mit dem Baum werden”.
Nein, der Blöker ist nicht plötzlich zum metaphysisch-oommmm-summenden Baum-Umarmer geworden. Aber die lahmste Oliven-Erntemethode ist die schönste: Auf über 100-jährige knorrige oliviers klettern, das knarren der uralten Strünke hören, sicheren Tritt finden, sich fragen, wie weit raus man kann, die Dornbüsche unter sich punkto Landungsüberlebenswahrscheinlichkeit einschätzen… wunderbar.
Auch eine der Olivenmühlen unseres Vertrauens empfiehlt übrigens die Hand-Ernte: “C’est la meilleure méthode, celle qui respecte le mieux le fruit.”
Der trockene Sommer hinterlässt heuer viele schrumpflige Oliven, etwa die Hälfte ist zudem von der Olivenfliege traktiert worden, die heuer (abgesehen von einer kurzen Starkregenperiode im November) ideale Vermehrungsbedingungen vorgefunden hat.
Trotzdem sind diese Tage im frühherbstlich milden Süden eine Erlösung nach wochenlangen Nachtschichten am Computer. Handarbeit an der Sonne im T-Shirt. Zwitschernde Vögel, schreiende Adler, zischende Segelflieger, der klassische Herbstduft des Pays de Fayence – Mottfeuer light – in der Luft. Tut das gut!
Der Baum rächt sich für die Entfernung seiner Nachkommen mit dem Verursachen zerkratzter Hände und Arme – und er könnte einen durchaus spitalreif abwerfen: Die traditionelle Erntemethode bedingt bei den grossen Bäumen Schwindelfreiheit und Vertrauen in die Einschätzung von Bruchfestigkeit und Elastizität der Äste, auf denen man in luftiger Höhe physiotherapiemässig balanciert oder die man zu sich zieht, um sie abzuernten.
Leicht melancholisch denken wir an die Ernte 2008 zurück, als die eigenen Bäume über 200 Kilo abgeworfen hatten – heuer wird’s mit den Bäumen des netten Nachbarn, der noch genug Öl vom letzten Jahr hat, für rund 130 Kilo reichen. Das dürfte je nach Früchtequalität rund 15 Liter Olivenöl pour toute la famille ergeben. Immerhin.
Auf dem Bild sieht es aus, als ob in der rechten Kiste viele-viele-bunte-Smarties geerntet worden wären.
Olivenbäume sind für mich die faszinierendsten Bäume die’s gibt. Und Oliven sind sowieso yammie!
Und das Öl erst… heute waren wir nochmals fleissig, morgen gehts in die Olivenmühle zum Pressen!
Ich ziehe den Hut vor deiner Blut- und Schweiss treibenden Handarbeit, der du ja auch so etwas wie Lifestyle abgewinnen kannst.
😉
Vor 10 Tagen kam im 10vor10 ein Bericht über das drohende Verschwindenden der Olivenbäume in der Toskana, da sich die mühsame Arbeit im hügeligen Gelände einfach nicht mehr lohnt.
Ja, Franziskas schönen Beitrag hab ich genossen – für sie hab ich eine meiner ersten Websites gemacht, als sie noch Politikerin war 🙂
Ich denke, was für uns ein Familien-Happening in einem kleinen Hain ist, um das sich viele Schweizer reissen, weil’s halt was gaaaanz anderes ist (und es köstliches Öl gibt), ist für jene, die davon leben müssen, hartes Brot.
Ja, der Beitrag war interessant und informativ.
Ich kenne Frau Franziska Ingold nur in der Rolle als Italien-Korrespondentin beim SF. Eine Rolle, der sie seit Januar 2011 leider nicht ganz gerecht werden kann.
So gesehen, und ohne jetzt despektierlich zu wirken, liegt ihre Stärke dann eher hinter der Kamera, als Redaktorin und Produzentin von Beiträgen, wie dem oben erwähnten.
Grüsse nach Südfrankreich