Neue Kommentar-Spam-Masche aus deutschen Landen

Zunächst einmal: Liebe Marketing-Tröten, die meinen Blog derzeit mit manuellen Spamkommentaren abfüllen: Lasst es sein, eurer Müll wird einfach gelöscht.

Was ist passiert? – In letzter Zeit scheint sich eine neue Kommentarspam-Masche breit zu machen. Den Normalmist (Viagra und Co.) kann man softwaremässig filtern, das ist kein Problem. Nun haben aber irgenwelche findigen Köpfe entdeckt, dass man Webadressen zwecks breiter Streuung und Suchmaschinenoptimierung (so meinen die Amateure jedenfalls) auch in Blogkommentaren unterbringen kann, die man dem jeweiligen Thema anpasst.

So schrieb kürzlich “Eva W.” zu diesem uralten Posting:

Kommentarspam in JacoBlök, November 2010

Das war noch wenig phantasievoll. Doch es wurde besser – auch ein Gartencenter wollte offenbar ein paar Vorweihnachtsklicks mehr haben und schrieb hier:

Kommentarspam in JacoBlök, November 2010

“Maximilian” legte sich zum Thema Gratis-Hahnenburger richtig ins Zeug – da wäre ich beinahe darauf reingefallen, wäre da nicht dieser verdächtige Link gewesen:

Kommentarspam in JacoBlök, November 2010

Und “Gudio” schrieb aus dem selben IP-Adressblock wie die anderen zu den Mittelaltermenschen am Handy:

Kommentarspam in JacoBlök, November 2010

Offenbar grasen vermutlich unterbezahlte Praktikanten Blogs ab und werden dazu gepeitscht, unverdächtig erscheinende Kommentare in Postings mit bestimmten Themen zu hinterlassen, die nicht wie Kommentarspam aussehen. Und tatsächlich – leider passierten alle vier Kommentare zuerst den Filter. Mühsam.

Nicht minder doof sind diese Halbspams, die eine “Kooperation” anbieten. Kürzlich aus Gütersloh eingetroffen:

Sehr geehrter Herr Jacomet, mein Name ist F.N. [anonymisiert] und ich arbeite für die [Firmenname] im Marketing. Wir möchten Ihren Blog gerne finanziell unterstützen. Im Gegenzug würden wir uns einen Link mit dem Begriff “Videoüberwachung” oder “Suchmaschinenoptimierung” wünschen. Dieser Link kann in der Navigation, aber auch in einem Text erscheinen. Bitte teilen Sie uns mit, wenn Sie Interesse daran haben und zu welchen Konditionen Sie sich eine solche Zusammenarbeit vorstellen könnten. Vielen Dank und schönen Gruß

Auf meine sachliche, aber zugegebenermassen nicht sehr nette Antwort kam zurück:

Das tut mir leid. Ich wollte Ihnen Ihre Zeit nicht stehlen. Bei mir persönlich kam der Gedanke, Sie wären gegenüber finanzieller Unterstützung aufgeschlossen, aufgrund des (allerdings schon älteren) Spendenkommentars. Eine Spende ohne Gegenleistung kann ich aber leider nicht anbieten. Vermutlich wird es deshalb so oft probiert, weil genügend Blogger darauf eingehen und es auch Blogger gibt die uns und andere Unternehmen gezielt darauf ansprechen. Also ganz unschuldig ist die Bloggerszene daran nicht, auch viele große Blogs lassen sich sponsorn. Ich finde es aber ehrlich gesagt gut, dass Sie nicht darauf eingehen. Schönen Gruß und viel Erfolg noch.

Das ist freundlich (und sagt auch einiges über diverse Blogger aus), aber den Unterschied zwischen “jemanden kaufen” und “jemandem etwas spenden” scheint er nicht ganz verstanden zu haben. Und irgendwie scheint sich der Herr ja auch nicht ganz wohl in seiner PR-Haut zu fühlen.

Kurz darauf dies, ebenfalls aus dem nördlichen Nachbarland:

Hallo Herr Jacomet, wie Sie in Ihrem Spenden Bereich schon erzählen: Leben Sie ja nicht nur von Luft und Wasser. Was halten Sie von einer Blog Kooperation? Für die Online Reputation bin ich für meinen Kunden ­einem der führenden Unternehmen im Bereich Kommunikation – auf der Suche nach interessanten Blogs, die verschiedene Kooperationsmöglichkeiten anbieten (Unternehmensreview, relevante Pressemitteilungen, Produktbeschreibungen oder wie wäre es mit einem Beitrag über das iPhone etc.). Wäre ein solcher Beitrag bei Ihnen möglich oder gibt es sonst noch Kooperationsmöglichkeiten die Sie anbieten könnten? Gerne können wir über eine entsprechende Aufwandsentschädigung oder “Spende” sprechen. Ich freue mich auf Ihre Antwort und verbleibe mit freundlichen Grüssen… [Name], Media Planung

NEIN, nein, und nochmals nein!
Was in aller Welt ist denn momentan los?

Um dies klar zu stellen: Es ist Zeitverschwendung, dem Blöker solche Mails zu senden. Ich akzeptiere Paypal-Spenden ohne Gegenleistung und schalte Google-Ads, auf deren Inhalt ich keinen Einfluss habe (vgl. redaktioneller Teil / Inserate in einem Printmedium). Das wars dann auch schon.

Im Internet begegnet man ja wirklich allerlei seltsamen Zeitgenossen.

Immer mehr Leute meinen zum Beispiel auch, sie könnten einfach Webcam-Bilder direkt von unserem Server einbinden (eine Masche, die als Traffic-Klau bekannt ist). Auch wenn das heute technisch nicht mehr ein wirklich gravierendes Problem ist – die guten Sitten verbieten es, sowas zu tun, ohne zu fragen.

Gestern habe ich ein kleines Script installiert, das Bilderdieben das Leben schwer macht: Wenn jemand ein Bild ab sedruncam.ch einbindet, der nicht in einer Liste erlaubter URLs ist, bekommt einen netten Text, er möge das doch nicht tun, sondern zuerst fragen. Ich hätte ja auch gleich einfach ein Füdlefoto nehmen können, also bitte – alles ganz harmlos.

Das passte aber einem gewissen G.B. aus S. ganz und gar nicht. Anstatt mir zu mailen und zu fragen, ob er das Bild in seine private Seite einbinden dürfe (was überhaupt kein Problem gewesen wäre), weckte er die Dummkopf-Allergene im Blöker und wollte gleich eine Grundsatzdiskussion vom Zaun reissen. Er predigte, ich zitiere auszugsweise:

In wie weit es unfair ist, währe zu diskutieren.
1.) Bilder im Internet sind allen zu gänglich
2.) Ohne den Schutz oder ein Verbot auf der Webseite, darf jeder Internetnutzer die Bilder verwenden wie er möchte (ausgenommen sind natürlich Schädigungen von Personen, rassitische Verwendung etc)
Sie stellen die Bilder kostenlos ins Netz. Es liegt kein rechtliches Verbot vor. Somit habe ich gegen keine Regel verstossen und der Begriff “fair” ist im Internet nicht definiert bzw. anwendbar.

Er schien diesen Unsinn tatsächlich ernst zu meinen – angesichts dessen, was (und vor allem wie) G. schrieb, ging ich davon aus, dass es ein Teenager sein muss, der mit dem Gefühl aufgewachsen ist, alles im Internet sei frei verfügbar. Ich antwortete ihm höflich, aber schon leicht belustigt, worauf er meinte:

Zudem Zeigt mir Ihr Schreibstiel einiges über mein Gegenüber. Das XING-Profile hat mich darin bestätigt.

Ja, so ein XING-Profil(e) sagt halt schon sehr viel aus für eine tiefenpsychologische Analyse. Und dass mein “Schreibstiel” nicht immer über alle Zweifel erhaben ist, lieber G., das fuchst mich seit langem, da haben Sie völlig Recht.

Inzwischen grinste ich nur noch vor mich hin – und schon bald lachte ich schallend: Eine kleine Recherche zeigte, dass ich gut daran tat, dieser Bank schon vor Jahren den Rücken zu kehren. G. ist mitnichten ein Teenie, sondern sitzt doch tatsächlich im Kader (!) der… UBS. Wundern uns da gewisse Vorgänge der letzten Monate noch weniger als eh schon?

Wo lernt man denn sonst besserwisserische Banker oder deutsche PR-Fuzzis kennen? Hach, dieses Internet ist schon eine nette Sache. Und nun zurück zu den Gipsplatten und zum Akkuschrauber.

8 Kommentare

  1. Köstlich. Zu erwähnen wären da auch noch die Twitterer, die ganz schnell “followen” und auch ganz schnell nach Verlinkung in den Blogs fragen …

  2. Re: Spam: ist mir in den letzten tagen auch aufgefallen, dass “menschliche” kommentare gespammt werden. glücklicherweise erwischt akismet diese immer (noch): http://cl.ly/3VnH

    Re: Hotlink: Dieser G.B. aus S. muss ja ein gank komischer sein. Woher hat der denn wohl seine Medien-Kompetenz? Hoffentlich nicht aus einer internen Schulung 🙂

  3. Und wieder so einer… soeben eingeschlagen:

    “Bei der Recherche sind wir auf Ihr Blog JacoBlök gestossen. Wir möchten Sie höflich anfragen, ob es eine Möglichkeit gibt, dass Sie über die Aktion XYZ [Webadresse einer PR-Aktion eines grossen Schweizer Energiekonzerns, das u.a. neue AKWs bauen will] einen Beitrag veröffentlichen? Bei Bedarf können wir Ihnen gerne entsprechende Unterlagen und Text-Bausteine zukommen lassen. Wir würden uns über eine positive Rückmeldung sehr freuen. Herzliche Grüsse, [Name], XYZ GmbH”

    Nein, nein und nochmals nein. Verbrennt doch eure Textbausteine rituell und tanzt um das Feuer – das wäre das einzig Vernünftige, das mir dazu in den Sinn kommt.

    Was mich interessieren würde: Fallen Gehen Blogger wirklich auf solche Aktionen rein?

  4. Und weiter gehts…

    “Sehr geehrte Damen und Herren,

    im Zuge unserer Recherchen im Online-Gesundheitsbereich sind wir auf Ihre Seite aufmerksam geworden. Da diese sich durch einen hochwertigen medizinischen Inhalt
    auszeichnet, möchten wir Ihnen gerne die Möglichkeit einer Kooperation in Form einer Link-Partnerschaft anbieten.

    Hierzu können wir Ihnen die Möglichkeit einer nicht-reziproken Verlinkung anbieten, da wir mehr als 200 Online-Angebote betreiben. Von
    einer dieser Seiten könnten wir Ihnen nach Absprache je einen spezifischen, themenrelevanten Link im Gegenzug zu einer Verlinkung von Ihrer Seite auf unser Gesundheitsportal Curado anbieten, was für Sie
    und uns als Seitenbetreiber sowie die Besucher der Seiten einen deutlichen Mehrwert darstellen würde.

    Information über unser Unternehmen finden Sie unter: (URL) Selbstverständlich ist unser Gesundheitsportal auch von der IVW
    zerifiziert, sodass Sie dort unsere Zugriffszahlen online abrufen können. Eine Übersicht unserer Online-Gesundheitsratgeber erhalten Sie
    unter: (URL)

    Über eine künftige Kooperation würde ich mich außerordentlich freuen. Für Rückfragen stehe ich Ihnen jederzeit gerne zur Verfügung.

    Mit freundlichen Grüßen aus Leverkusen
    (Firma) GmbH

    (Name)
    Kooperationsmanagement

  5. Nun werden wieder vermehrt Kommentarspams hinterlassen. Von einer deutschen IP aus versuchte kürzlich eine vermutliche Fake-Person einen Link zu einer Telekom-Firma zu platzieren, wobei der Inhalt des Kommentars zwar belanglos war, aber zum Posting passte.

    Auch Schweizer Firmen schrecken offenbar nicht davor zurück, Agenturen mit Spamlinks in Blogs zu beauftragen – heute wollte jemand einen Link zu einem Videodigitalisierungsservice unetrjubeln, mit einem deutschen Text, aber von einer indischen IP-Adresse aus…

  6. Und schon wieder so ein PR-Spam-Schrott

    Vermarktungsanfrage für Ihre Website

    Hallo!

    bei der Recherche für unsere Plattform XYZ bin ich auf Ihre Seite aufmerksam geworden und finde, dass sie gut zu XYZ passt.

    Das Prinzip von XYZ: Teile Inhalte, die dir gefallen und verdiene damit Geld.

    Wir bieten Kino Trailer, Viral Videos, Musik Videos, Wepisodes, Tutorial Videos, Apps, Games und mehr zum Teilen an. Und vielleicht ist der ein oder andere Inhalt ja auch für Sie spannend, um ihn auf Ihrer Seite zu veröffentlichen.

    Wir sind auf der Suche nach Websites die vornehmlich Schweizer Leser ansprechen und solche Websites, die aus der Schweiz stammen und eine .ch URL aufweisen.

    Für die kommende Kampagne können wir Ihnen eine Vergütung von mind. 0,15 € auf CPC Basis anbieten.

    Die Anmeldung und Teilnahme bei XYZ ist selbstverständlich kostenlos. Ich würde mich freuen, Sie auf XYZ begrüßen zu dürfen und stehe Ihnen für Fragen und Feedback gerne zur Verfügung.

    Viele Grüße,
    XYZ
    TEAM- & PROJEKTASSISTENT

    XYZ GmbH
    Hamburg

  7. Nun gut, wenn ich diese schockierenden Aussagen lese, wundert mich nichts mehr…

    Ich biete Blog-Kommentare als Linkbuilding-Maßnahme an. Die Blog-Kommentare haben meist einen PR von 1-4. Die Blogs werden vorher auf Beständigkeit getestet, d.h. ob die Links bestehen bleiben. Ein Blog-Kommentar kostet 2,50 € brutto. Aufträge erst ab 200 € Auftragsvolumen.

    Sauerei sowas… also seid versichert, liebe Kommerzspammer, hier wird solcher Schrott garntiert gelöscht – und die Urheber oder Auftraggeber wenn immer möglich auch gleich an einen Pranger gestellt.

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