Kein Geländer beim Bärenpark!

Schon vor einigen Wochen haben No-Name-PolitikerInnen, die sich zu profilieren hofften, Sicherheitsmassnahmen bei der Aaretreppe im Berner Bärenpark gefordert.

Völlig überflüssig: Wer aufpasst, hat keine Probleme und verbringt eine wunderbare Zeit an diesem neuen, schönen Ort in Bern. Nur – wer nicht aufpasst, oder seine Halbwüchsigen hier frei herumrennen lässt, hat allenfalls ein grosses Problem.

Wer nicht in der Lage ist, seine Kinder zu beaufsichtigen, hat im Bärenpark – zumindest an der Aarepromenade – allerdings auch nichts verloren.

Warum muss man sich immer an den Dümmsten ausrichten?

Alles bis ins letzte Detail absichern, weil vielleicht irgend eine Tröte auf eine schlechte Idee kommen könnte? Und schönen Plätzen damit einiges an Attraktivität nehmen?

Natürlich ist jeder Unfall zuviel, und ich möchte auch nicht in der Haut der Betreuenden der Elfjährigen stecken, die vorgestern in die Aare gefallen ist. Weil ich dann einsehen müsste, meine Pflichten derart sträflich vernachlässigt zu haben, dass ich beinahe den Tod eines Menschen verursacht habe.

Warum können viele Erwachsene heute nicht mehr auf Kinder aufpassen? Weil sie vielleicht zu sehr mit sich oder ihren Handys beschäftigt sind? – Ich war kürzlich mit meinem Göttibub (5) und seinem Bruder (7) im Bärenpark. Ja gopf – natürlich hatte ich selbst nicht allzuviel vom Besuch, da ich noch besser als sonst auf die Jungs aufpassen musste, aber wo bitte ist das Problem? Wir hatten eine gute Zeit, und es war klar, dass sie nicht auf die Treppe gen Aare dürfen. Wäre ich mit den Drillingen unterwegs, wäre klar: Mindestens drei Betreuungspersonen, konsequent Händlihebe, niemand weicht den Kids von der Seite.

Statt eines Zauns wären entweder eine IQ-basierte Eingangskontrolle gut, oder die Frage: “Sind genug Betreuungspersonen für diese Kinder vorhanden? Lassen Sie sie auch nicht aus den Augen, ja!” – An sich alles Selbstverständlichkeiten… oder heute eben nicht mehr? (Offenbar nicht, wenn man sich solche Fälle zusätzlich erstaunt reinzieht – zusätzlicher Bericht hier). Es ist erstaunlich, wie blöd manche Leute sind.)

Aber nein – nun gibts eine Absperrung. Reto Nause im “Bund”: “Beim Bärenpark wird man die Füsse nicht mehr baden können.” Ja vielen Dank auch für die schnelle Zerstörung dieses neuen Ausflugsziels! Kaum sonstwo konnte man besser die Füsse in den Fluss baumeln lassen oder die Touris mit einem Sprung ins fliessende Grün beeindrucken.

Fazit: Die Stadt möge doch einfach alles so wie es ist belassen. Und nehmt umgehend diese blöden Absperrbänder weg, Ausdruck eines hässlich überdrehten Fanatismus und Aktionismus. Sprayt doch stattdessen im Rahmen einer künstlerischen Intervention einfach hundertmal gross “Eigenverantwortung” auf den Betonboden.

Die Stadt lässt über Jahre zu, dass in einer so genannt verkehrsberuhigten Zone Leute täglich fast über den Haufen gefahren werden – bis heute sucht man vergeblich Hindernisse, “Bumps” oder Poller. Aber im Bärenpark wird plötzlich innert Tagen ein Geländer aufgestellt. Was für ein Verhältnisblödsinn!

Bärenpark Bern mit Aarepromenade, bereits mit Abspreebändern verunstaltet, am Dienstagabend: Schöne Stimmung soll durch Geländer vollends zerstört werden

Oder seid bitte konsequent und stellt alle 5m einen Rettungsring an der Aare auf, zäunt den Fluss möglichst zu, stellt überall “Schwimmen-Verboten”-Schilder auf und gewährt nur noch gegen einen Badge den Zugang zum Ufer.

Im Ernst: Bestenfalls ein einfaches, schlichtes Geländer oben an der Treppe würde genügen. Und ein Verbot für Kinder, sich auf den Treppen aufzuhalten (das eh niemand einhalten wird). Aber das Sitzen auf der untersten Treppe und das Füsse in den Fluss baumeln lassen unterbinden: Geits eigentlich no?

Da sind dank ein paar Unfähigen alle Relationen verloren gegangen.

Vielleicht finden sich einige StadträtInnen, die noch alle Tassen im Schrank haben und diesem Treiben mit ein paar Vorstössen vorerst mal ein Ende setzen könnten?

14 Kommentare

  1. ….aus meiner Erfahrung als Mutter und Erziehungsberechtigte:

    der gesunde Menschenverstand ist schon lange abhanden gekommen. Es ist nicht mehr normal, dass man Kinder und Kleinkinder beaufsichtigt. und es wird angenommen, dass entweder andere dann schon schauen oder dass alles eben idiotensicher ist.

    der eigene spass und die “freie entfaltung von eltern und kindern” steht im vordergrund… auf welche kosten?
    schlimme entwicklung, aber nicht aufzuhalten.

    wer heutzutage erziehung ernst nimmt und sich kümmert, schaut und interveniert, der ist ein exot… erleben wir immer wieder… und das ist schon seit jahren realität…

    dies nicht zum bärengrabendings, sondern grundsätzlich. jawoll!

  2. “seine Halbwüchsigen frei herumrennen lässt” find ich grossartig. Ich soll wohl meine Kinder an die Leine nehmen?

    Im Strassenverkehr braucht es immer erst ein paar verletzte oder gar getötete Kinder, bis offensichtlich gefährliche Stellen -z.B. Fussgängerstreifen bei Schulen- vernünftig entschärft werden, indem z.B. die Strasse optisch oder mit baulichen Massnahmen schmaler gemacht wird. Für Velostreifen gilt dasselbe – erst wenn’s ein paar Mal geknallt hat, überlegt man sich eine Verkehrsführung, die auch für Velofahrer ungefährlich ist. Weshalb soll das jetzt beim Bärenpark anders gehandhabt werden? Dass dort mal jemand in die Aare fällt, war abzusehen.

  3. Ja, du sollst deine Kinder im Bärenpark… an die Hand, natürlich nicht an die Leine nehmen.

    Wenn du das nicht tust, oder sonst schlecht zu ihnen schaust, bist du Schuld, wenn deinen Kindern was passiert.

    Das nennt man “Verantwortung”.
    Oder “die Situation richtig einschätzen”.

    Auf einer verkehrsfreien grossen Wiese ohne steile Abhänge würde sicher niemand auf die Idee kommen, dass du jemanden anleinen musst.

    Der Vergleich mit dem Verkehr hinkt: Hier gehts drum, dass jemand “Stärkeres” (Autofahrer) andere Menschen (Fussgänger) akut gefährdet. Ebenso zB bei Brücken, wo Selbstmörder anderen Menschen auf den Kopf zu fallen drohen. Hier muss Sicherheit über Denkmalschutz siegen.

    Die Bärenparksicherheit ist was anderes – hier gehts nicht um schwächere Verkehrsteilnehmer, die geschützt werden müssen, sondern um unfähige Betreuungspersonen dieser “schwächeren Öffentlichkeitsteilnehmer”. Offensichtlich könnte man die Situation problemlos handhaben, wenn man sich “normal” verhält (jedenfalls was bis vor einigen Jahren normal war…) und auf seine Kids aufpasst. (Wie erwähnt war ich auch schon mit Kindern im Bärenpark – ja, es geht!)

    Warum andere Erholungssuchende unter der Unfähigkeit überforderter Eltern leiden müssen, sehe ich nicht ein.

  4. Dasselbe sieht man hier in Zürich, wenn wieder mal einer in der Limmat ertrinkt. Dann schreien alle wieder nach Verbortsschildern, als den gesunden Menschenverstand walten zu lassen.

  5. kleines Beispiel:
    schulschlussfeier einer primarschule und kindergarten, anschliessendes grillfest für eltern,kinder,lehrkräfte…

    schreiende, herumspringende kinder zwischen den tischen, wo leute essen. die eltern, die dazu gehören, essen hinten, kümmern sich nicht…

    die, die anstehen am grillbuffet, werden angerempelt von kindergärtlern, die daneben wild fangis spielen (angrenzend wäre ein grosser platz dafür, aber nein, niemand sagt ihnen, hier nicht, spielt da!)

    während der schulschlussfeier rennen 5jährige vor der bühne herum, stören die kinder, welche auf der bühne ihre darbietung halten, stören die zuschauer – keiner schaut, keiner reagiert (von den eltern notabene).
    auf welche kosten? der allgemeinheit…

    da stimmts irgendwo nicht…

  6. JacoBlök hat es ausführlich geschildert. Nein, nein, einen Zaun wollen wir nicht an der Aare-Beach !
    Es gibt ein analoges Besipiel für die inkonsequente Stadtregierung: Der Stadtbach wurde nach Jahren der Verbannung in den Untergrund bei der Gassensanierung teilweise offengelegt. Kurze Zeit später fuhren unfähige oder besoffene Autofahrer hinein – schwups, der Stadtbach ist wieder zugedeckt. Man hätte auch den Verkehr aus den Gassen verbannen können.

  7. Jemand hat die Produkthaftung erfunden, welche die Eigenverantwortung und den gesunden Menschenverstand zerstört.

    An der Aare wird sofort etwas unternommen, weil der Unfall spektakulär war, in der verkehrsberuhigten Strasse passiert etwas alltägliches, was den Medien keine Schlagzeilen bereitet.

    Medien sind nie objektiv, auch wenn sie das von sich behaupten. Die Subjektivität beginnt bereits bei der redaktionellen Themenwahl.

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