Irina Werning in Zürich – anschauen!

Da hat doch tatsächlich jemand eines meiner Hobbys zur Kunstform erkoren.

Eine kurze Rückblende: Zeitreisen haben mich schon immer fasziniert – kein Wunder, wurde ich doch filmisch u.a. mit “Die Zeitmaschine” (in George Pals Version von 1960), Star Trek und Captain Future sozialisiert. Die Veränderung von bestimmten Orten im Laufe der Jahre finde ich spannend, so unspektakulär sie auch vonstatten gehen. Städte wie (Ost-)Berlin sind darum für mich besondere Kraftorte.

In den Nullerjahren habe ich damit begonnen, unsystematisch Fotos aus dem Familienfundus zu kramen und die gleichen Orte möglichst winkelgetreu nachzustellen. Bei Gletschern drängt sich das natürlich geradezu auf, aber auch Reisebilder – wie hier Seattle 1996/2008 – bieten eine interessante Zeitreisekulisse.

Irgendwann kamen dann auch Menschen mit aufs Bild – und die Idee, sich möglichst genau so anzustellen wie anno dazumal:

Nach 20 Jahren nachgestelltes Foto mit der ersten Liebe

1988 / 2008

Nach 29 Jahren nachgestelltes Foto (Gorges du Verdon)

1980 / 2009

Nach 20 Jahren nachgestelltes Foto

1988 / 2008

Nach 15 Jahren nachgestelltes Foto

1994 / 2009

(Mehr Fotos aus diesen Serien hier , hier und hier.)

Auch wenn diese Idee sicher schon Tausende vor mir hatten, traute ich meinen Augen nicht, als “10vor10” vor einem Monat über eine argentinische Fotokünstlerin berichtete, die mein kleines Freizeitvergnügen zur absoluten Perfektion gebracht hat:

Die Ausstellung im Zürcher Westflügel wurde wegen des grossen Erfolges bis zum 29. November 2014 verlängert. Wer Spass an den oben abgebildeten Situationen hat, wird unter den Zürcher Viaduktbögen vollends begeistert sein: Irina Werning (geboren in Buenos Aires) wurde dank ihres “Foto-Nachstell-Projektes” Back to the Future weltweit bekannt. Es ist beeindruckend, wie sie ihre Modelle dazu bringt, teils sogar genau den selben Blick wie vor Jahrzehnten aufzusetzen und selbst Farbstich und Körnung des damaligen analogen Filmmaterials hinzubekommen.

Der Besuch ist ideal kombinierbar mit Gaumenfreuden und Shopping in der nahen Markthalle.

Auch wenn ich vor Irina Wernings Akribie – in ihren Fotos stimmt oftmals alles bis aufs letzte Detail – natürlich nur den Hut ziehen und still von dannen kriechen kann, bleibt mir eine klitzekleine Freude: Laut einer im Westflügel anwesenden Keystone-Vertreterin entstanden meine Zeitreise-Fotos vor Wernings ersten publik gemachten Bildern. Ha!

Im Ernst: Irina, if you happen to read this, your work is just wonderful. I adore your perfectionism. Unfortunately I stopped my own little “Back to the future series” soon after having started it in 2008. Maybe also due to some reactions from friends who found the idea somewhat awkward or were afraid of the images being publicly released. Now I know I should have continued! And at least now I can show your work to the rather anxious friends and prove that it is truly art, not just a stupid idea.

Your books were very inspiring – looking forward to more time travelling.

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