Auch das französische Niemandsland hat seinen Reiz.
Es ist so trashig pur französisch.
Keine Frage: irgendwo im Nirgendwo zwischen Lyon und Aquitanien zu übernachten, wo kein Reiseführer es empfiehlt, wo die Hauptstrasse selbst am Tag des Dorffestes (an dem das kaum vorhandene Publikum kalte crêpes bekommt) verpennt leer ist, wo sonntagabends alle Beizen bis auf eine zu sind, wo man auf dem Weg zum Ende der Welt lernt, dass ein Zug einen anderen verstecken kann, wo die Loire noch schlösserfrei lahm vor sich hin dümpelt, die Felder unendlich erscheinen und Pappeln wie vor 50 Jahren die Hauptstrasse säumen, hat definitiv seinen Reiz.
Selbstverständlich darf das Monument für die im Ersten Weltkrieg “morts pour la France” nicht fehlen, die “barbarie allemande” zwei Jahrzehnte danach ist ebenfalls in Stein gemeisselt – und in einem charmanten Zweisternhotel beim Bahnhof, von dem tripadvisor noch nie gehört hat, wo alle paar Stunden heruntergekommene, versprayte Dieselvorortszüge mit aufgerissenen Sitzen vorbeischeppern, kommt man kaum zum Essen, reicht einem doch nicht nur der patron die Hand zum bonjouravezvousbiendormi, sondern auch gleich seine Frau, sein Sohn und die Unbekannte, die den Compi flicken kommt.
Ich liebe dieses Frankreich.