Lavendel gehört seit der frühesten Kindheit zu meinen Lieblingsdüften und -pflanzen. Durch die zahlreichen Reisen nach Südfrankreich – damals noch via Route Napoléon statt via TGV, EasyJet, Autoroute oder Autostrada – kam ich früh in Berührung mit dem kleinen violetten Wunder, sei es durch Besuche in den Parfümerien von Grasse (wo es jeweils bei Fragonard eine Entenseife für den Junior gab) oder durch Duftkissen, die meine Grossmutter aus selbst geernteten Lavendelblüten jeden Sommer machte.
Als Ende der 1980er-Jahre Duftlämpchen aufkamen, war selbstverständlich Lavendelessenz das erste Fläschchen in der Sammlung. Lavendelsäckli halten Skischuhe und Kleiderkasten frisch, ein Winterabend ist auch heute noch angenehmer, wenn Lavendelduft in der Luft liegt.
So wars im Musée de la Lavande in Saint-Remèze umso interessanter zu sehen, wie Lavendel verarbeitet wird. Zwar sind vor allem die Provence und der Lavendel unzertrennlich miteinander verbunden – aber auch weiter westlich gibts entlang der Ardèche eine alte Lavendeltradition.
Im Museum ist Schritt für Schritt die althergebrachte Extraktionsmethode zu besichtigen, von der Geschichte der Pflanze (meist wird nicht der echte Lavendel, sondern die natürliche Hybride “Lavandin” angebaut) über die Erntemaschine (ein ausgeklügelter Eigenbau) bis hin zur Destillation, wobei zum Anfeuern die im Vorjahr destillierten Pflanzen verwendet werden – ein perfekter Kreislauf.
Am Schluss dürfen alle das frisch aus dem Kupferkessel tropfende Lavendelöl testen – und mit den deutlich anders duftenden “Originalen” Echter Lavendel und Speiklavendel vergleichen. Durch ein Mikroskop sehen die Besucherinnen und Besucher, wo die Öltröpfchen auf der Blüte hocken:
Lavendel ist übrigens auch in Bern der ideale Provencewehkiller. So kultiviere ich seit ich in Bern wohne verschiedenste Lavendelsorten – die Pflanze ist nebst dem angenehmen Look und Duft auch schier unkaputtbar: Sie wird nie von Schädlingen befallen, hält auch längere Trockenperioden aus und übersteht sämtliche noch so harten Winter auch im Topf problemlos.
Auf dem Plateau de Gras siehts aber momentan noch anders aus. Erst in einigen Wochen werden die Felder vor dem Museum im satten Violett erstrahlen, das einem so ein gutes Lebensgefühl gibt.