Höchste Tanzkunst in Alufolie

Kürzlich kam auf B3 mitten in der Nacht wieder mal ein alter “Musikladen“. Die Frisuren und die Mode sahen irgendwie nach “Ende 70er” aus – und tatsächlich, am Ende wünschte Manfred Sexauer “einen guten Rutsch ins Jahr 1980”.

An den Sylvester 1979/80 habe ich auch beste Erinnerungen – keinerlei Kenntnis hatte ich aber beschämenderweise bis zu diesem “Musikladen” davon, dass der 2001er-Alcazar-Hit “Crying at the Discotheque” eine Coverversion ist, auch wenn so ziemlich alles drauf hindeutet.

Ganz am Schluss der Sendung trat eine fröhliche Truppe in sowas wie Aluminium-Kostümen auf und gab einen Song zum Besten, der nach einer klassischen Edwards/Rodgers-Komposition (alias Chic) – und zugleich nach einer Art “unproduzierten”, unaufdringlichen Fassung von “Schreien in der Scheibothek” – tönte.

Und tatsächlich: “Spacer” von Sheila B. Devotion ist nicht nur die Grundlage des Alcazar-Hits, sondern auch eine Ansammlung von köstlichen Schröcklichkeiten: Silbrige Raumanzug-Kombis, eine Damenriege-am-Turnerabend-Choreographie, die magersüchtige Sheila (kein unbeschriebenes Blatt!) mit französischem Aggsõ und immer wieder an den Boden schauend, billige Star-Wars-Lichtschwertkopien, ein hochstehender Text, der einen intellektuell fordert… passt perfekt zur Xanadu-Ästhetik der frühen 1980er.

Das Video ist etwa so gut, wie wenn man “Spacer” mit “Räumer” übersetzen würde – und damit schlicht sensationell. Mein musikalisches Highlight des ersten Jahresviertels 2010!

Sheila B. Devotion mit “Spacer” aus dem Jahre 1980 – Alcazar haben in ihrem Video die Raumanzüge ebenfalls als Motiv übernommen. Längere Fassungen hier und hier.

5 Kommentare

  1. Sheila war ja bereits in den 60ern ein Idol für uns Teeniemädchen,
    lieber Blöker,
    auch dank ihres Hits “l’école est finie.”
    Da hast du mich jetzt grad in Erinnerungen schwelgen lassen 😉

    Und dank youtube gibt es hier ein Müsterli für dich.

  2. … und das mit der fertigen Schule kann man hier gucken.

    Danke für die Links den bodenständigen Geschwistern! Unglaublich, dieser Unterschied zwischen den 60ern und 80ern – OK, diese Frau ist vielseitig… aber irgendwie gefällt mir die Entwicklung einer France Galle in einem ähnlichen Zeitraum irgendwie besser:

    – In den 60ern als Schallpuppe
    – In den 80ern als Verehrerin von Frau Fitzgerald

    Heute macht Sheila übrigens wieder eher einen auf Chanson.

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