Wieder mal einer aus der Rubrik “heute vor 20 Jahren”: Am 5. November 1985 reiste eine Oberbaselbieter Sekundarklasse in die grosse weite Welt, genauer gesagt ins 20km entfernte Basel. Für uns damals 13jährigen war das schon eine ziemlich weite Reise. Natürlich waren die “FGOI-Nachrichten” wieder live dabei und brachten eine bebilderte Reportage über diese sogenannte “Monatswanderung”. Doch zunächst dies als Einleitung – so waren wir damals etwa drauf… ein FGOI-Bericht von “Stutzli” (alias Thomas Stutz, heute u.a. Betreiber einer vielbeachteten Eisenbahnfoto-Website) zu einer der ersten Klassenpartys anno 1985:
Zurück nach Basel: Der Herbst 1985 war ebenso golden wie 20 Jahre danach, auch wenns ausgerechnet am 5.11.2005 nicht wirklich sonnig ist. Das führte seinerzeit zu prekären Situationen bei den Gewässern – der Rhein beispielsweise führte so wenig Wasser wie seit Menschengedenken nicht mehr. Wenn wir damals gewusst hätten, dass knapp ein Jahr später nach der Sandoz-Katastrophe der Fluss biologisch tot sein würde… – doch dazu dann in einem Jahr mehr. Vorerst war vor allem Spass angesagt: Nebst dem obligaten Wissensprogramm (verschiedene Museen) vergnügten wir uns mit dem Segen unserer LehrerInnen an der Herbstmesse. Damals sahen die Bahnen – verglichen mit heute – richtig nostalgisch aus (auf Fotos klicken für grössere Fassung). Wer den ganzen Bericht lesen will, ist mit diesem PDF der FGOI-Ausgabe Nr. 29 (4 MB) bestens bedient. Alle Ausschnitte in diesem Post stammen aus dieser Ausgabe.
Ohnehin war unsere kleine FGOI-Zeitung (Titelzeile: “freie Zeitung von zwei Schülern” – der zweite im Bunde war natürlich der heutige Mostlieferant) damals dick im Geschäft, im Herbst 1985 überschritten wir die Grenze von 36 AbonnentInnen und überlegten uns ernsthaft die Einführung von Einzahlungsscheinen:
Das bald darauf angelegte Postcheckkonto löste ich – mehr aus nostalgischen Gründen – erst im Jahre 2003 auf, als die Post begann, Kontoführungsgebühren zu erheben. – Die FGOI-Inserateakquirierung war übrigens bisweilen etwas aggressiv-ungewöhnlich…
Was war sonst los im Herbst 1985? – Wie erwähnt, es war ein Traumherbst, genau wie auch 1986 einer wurde – dann mit Bruce Hornsbys “The Way it is” auf dem nigelnagelneuen roten Sony-Walkman.
Aber stop, vorerst lauten die aktuellen Hit-Heroen A-Ha (“Take on me” schaffte es schon in der 2. Woche auf Platz eins und blieb dort vier Wochen), Modern Talking, Sandra (zwei Importe aus dem Grossen Kanton, die uns dann noch richtig gefallen haben – Sandras Lover und Produzent Michael Cretu war mit “Samurai” ebenfalls in der Hitparade), Princess (Vorbotin einer Stock-Aitken-Waterman-Welle) und Kate Bush – “Running up That Hill” lief auch auf “Music Box” auf und ab, dem späteren “Super Channel“, damals noch ein reiner Video-Clip-Sender und nebst “Sky” damals die einzige Möglichkeit, auf ausgewählten Kabelnetzen in städtischen Agglomerationen Videoclips zu sehen. Natürlich träumten wir im Oberbaselbiet nur davon – aber zum Glück gabs ja noch den traditionellen Wochenendausflug nach Olten, die hatten “Rediffision”. Schwelg – was waren das für Zeiten, als auf Musiksendern wirklich nur Musik lief und sonst nix. Auf dem Foto der Itinger Dorfstrasse (klicken für grössere Fassung) erkennt man links noch die Metzgerei (“Grüüüüüeeesssi, was döööörfs siii?” – zudem gabs, als ich kleiner war, immer ne Scheibe Lyoner von Frau Schafroth), heute eine Bäckerei, sowie das “Milchhüsli” (heute das Reich von Pöschtler Martin).
Stefan Edberg (den die Mädchen unserer Klasse so süss fanden wie Morten Harket) gewann die Swiss Indoors gegen Yannick Noah (Bericht dazu im erwähnten FGOI-PDF), und auch wir verbrachten die Zeit damals mit der Organisation eines Sportanlasses: Unser erster Quartier-Strassenlauf brachte uns einen wohlwollenden Kommentar in der Basellandschaftlichen Zeitung ein. Dann gabs am 28. Oktober eine totale Mondfinsternis, ein Highlight für einen kleinen Hobbyastronomen, der sichtlich bewegt die Stimmung auf dem Bölchen oberhalb des Nebelmeers beschrieb: “Eine Stimmung fast wie in einer Kirche – alle so ruhig.”
Kurz zuvor hatten wir in den Herbstferien unseren zweiten Video-Kurzspielfilm fertiggestellt: “Die Schatzsuche” war eine Mischung aus Western, Tatort und Familiendrama – drei Waisenkinder suchen einen Schatz und stossen dabei auf etliche Hindernisse, werden von maskierten Gangstern entführt, fallen bei einer Flossfahrt in die Ergolz (der Kameramann machte bei diesem Take fast in die Hose vor Lachen, leider konnten wir die Szene natürlich nur einmal drehen, da nachher alle pflotschnass waren) und werden von einer Hexe gerettet. Wie es sich für einen echten Medienkonzern gehört, durfte die Sparte “Film” in der Sparte “Print” tüchtig die Werbetrommel rühren:
“Die Schatzsuche” gewann ein Jahr später an den Jugendfilmtagen den dritten Preis in seiner Kategorie (heute wissen wir auch nicht mehr so recht, warum) und wurde im Juni 1986 am Fernsehen gezeigt:
Teil zwei ist hier abrufbar.
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