Grenzenlos naiv

Spätestens seit “Tanz dich frei 2.0” im Juni 2012 herrscht ein Krach um die politisch-gesellschaftliche Deutungshoheit rund um den Anlass.

Da sind einerseits vorgestrige kalte Krieger mit ihren wirren Ideologien – da sind andererseits aber auch Leute wie die Nachtlebenfraktion, die das Leben am liebsten nur festend verbringen würden (und denen es scheissegal ist, wenn jemand schlafen will/muss, die aber halbwegs konstruktiv sind), da sind aber vor allem Tausende von meist apolitschen Feierwilligen, die “shadzz” statt “Schatz” schreiben sich keinen Deut um Parolen scheren.

Also irgendwie ein ziemlich komischer, heterogener Haufen, dem “unheilige Allianz” wohl zu wenig gerecht wird, aber doch die problematische Richtung anzeigt.

Meine grundlegende Abneigung gegen Massenanlässe, grosse Menschenaufläufe aller Art, Gewalt aller Art und die egoistische Vereinnahmung von öffentlichem Raum lassen wir mal ausnahmsweise beiseite – just for the record: Allein schon die Fasnacht finde ich zum Kotzen.

Bei “Tanz dich frei” hätte ich bis gestern sogar noch gesagt “OK, wenn die Ego-Kids auch noch einmal im Jahr ihren Fasching brauchen, uff, von mir aus.”

(In diesem Augenblick erreicht mich ein SMS einer Bekannten aus dem Breitenrain: “Die idiotische Meute um das Soundmobil am Breitschplatz kann mich mal!!! Ich hab Frühschicht, es ist zum Heulen, ich lieg wach und mit mir alle Anwohner, Kinder, Oldies und Leute, die Morgen arbeiten – z.B. diesen Affen den Magen auspumpen – müssen!” und ich nehme die Aussage, dass sowas möglich sein muss, gleich wieder zurück.)

Das Gezeter über die ach so arme Jugend, die keine Freiräume mehr habe, und die ach so vielen Verbote und dieses ach so schlimme Gefühl von Unterdrückung mag ich schon lange nicht mehr hören – wir leben trotz grassierendem Kommerz in einer Gesellschaft, in der kaum je soviel möglich war wie heute. Wer will, der oder die kann auch – und zwar so ziemlich alles.

Einiges ist halt mit einem gewissen Aufwand verbunden, manchmal muss man (ei so blöd) sogar noch denken dazu, und ab und zu sollte man auch daran denken, die lästigen Mitmenschen mit dem eigenen Tun nicht zu behelligen.

Alles Dinge, die (warum auch immer) verblendet-verbitterten Anarchos und Gewaltfreaks leider komplett abgehen.

Dafür ist ihr Drang umso grösser, der Menschheit ihren Lebensstil als den einzig richtigen zu verkaufen. Ihr eigenes Versagen, ihre Mittelmässigkeit verstecken sie hinter wilder Rhetorik, die auf Aussenstehende bestenfalls belustigend wirkt. Sie sind unfähig, einen Platz in einer pluralistischen Gesellschaft zu finden oder zu lethargisch, ihr Glück woanders zu versuchen. Sie wollen lieber die Gesellschaft ihren Bedürfnissen anpassen, sind aber zu dumm zu realisieren, dass sie mit den gewählten Methoden nur scheitern können.

Dieser arroganten Selbstbedienungsmentalität auf der einen und diesem vermutlich auf vielschichtigen psychologischen Problemen, sexueller Frustration oder schlicht allgemeiner Unfähigkeit basierenden Lebensgefühl, unterdrückt zu sein und es “dem Staat”, “dem Kapitalismus” oder generell “den anderen” zeigen zu wollen, begegne ich schon lange mit einer Mischung aus Gleichgültigkeit, Wut oder Verachtung.

Nun gut, der Aufruf zu “Tanz dich frei 3” stand seit Wochen auf Facebook – garniert mit allerlei Material, das auf 100m gegen den Wind klar werden liess, was für Leute nun offenbar den Lead übernommen hatten.

Leute, die mir Angst machen – und mich an krude Sektenheinis, unsympathische Ideologen und meinen arschigen Feldweibel in der RS erinnern. Die keinen Ausgleich oder Dialog suchen, sondern nur ihren Weg kennen. Die im Geiste irgendwo in den 1970ern stecken geblieben sind. Vorgestern wurde sogar noch ein Video aufgeschaltet (oder viel mehr ein Audio), in dem ein heiserer Guerillero ungelenk irgendwelche spätpubertären Parolen skandiert. Zum Totlachen einerseits – aber auch der finale Grund, sich endgültig gegen eine Teilnahme zu entscheiden.

Was passiert? – Auf Seiten der Teilnahmewilligen… nicht viel. Man macht lieber einen auf Scheuklappen und tut so, wie wenn es um einen geilen Abend auf der Strasse ginge.

Und beim Staat? – Die Behörden ihrerseits sind so naiv und wollen mit diesen unkommunikativen Kindergärtlern in Kontakt treten. Sie wollen ihnen sogar helfen (Stichwort “Rettungsgasse freihalten”) – jedem halbwegs intelligenten Menschen hätte schon lange klar sein müssen: Wer “Tanz dich frei” besucht, muss damit rechnen, dass er einen rechts- und hilfefreien Raum betritt und bei einem medizinischen Problem halt vor Ort verreckt.

Was soll’s – die Party ist schliesslich wichtiger.

Mir wäre es lieber gewesen, wenn die Behörden einmal wider alle Regeln gesagt hätten “OK, wir machen genau nichts – und schauen dann, wie’s am Sonntagmorgen aussieht, wer Berns Innenstadt an diesem Tag betritt, ist selber schuld und muss mit allem rechnen. Und dann arbeiten wir die Ereignisse gemeinsam auf.”

Schliesslich beginnt der Anlass um 20 Uhr, und das massenhaft erschienene Partyvolk lässt die Vorhut der Vermummten ungehindert Fassaden vollsprayen und (Pyros zündend) Gebäude erklimmen. Schdochgeiley!

Gegen Mitternacht eskaliert die Lage aufgrund der Taten einiger Gewalttätiger – wie zu erwarten war. Tränengas, Gummischrot – die übliche Sauerei. Über der Stadt kreist stundenlang ein Armeeheli, der vermutlich die Übersicht von oben behalten soll. An Schlaf ist in weiten Teilen der Stadt vor allem deshalb kaum zu denken.

Auf Twitter wird im Sekundentakt argumentiert und berichtet. Auch hier bisweilen Naivität in Reinkultur bei an sich sympathischen PolitkerInnen und Leuten, die ernsthaft daran glaubten, sich einen schönen Abend in diesem unwirtlichen “Frühling” 2013 machen zu können.

Grenzenlos lächerlich sind Tweets wie “Ich bin endlos wütend über eure scheiss Tränengasattacke! Friedliches zu zerstören scheint euer Hobby zu sein!” – die passende Antwort darauf lieferte ein anderer Twitterer: “Wann soll man Tränengas einsetzten? Wenn’s Bundeshaus schon brennt, der erste Polizist totgeschlagen wurde?”

Viele nervten sich über den Helikopter – ja hallo… zu blöd, um sich auszumalen, dass der da oben nur kreist, weil ein paar Volldeppen ausgetickt sind, und der Pilot vermutlich auch lieber zu Hause bei seiner Familie wäre, genau so wie die meisten, die aufgeboten waren?

Andere gehirnamputierte Tweets: “It seems black block did minor vandalism and symbolic push towards the federal building, then cops escalated it.” Oder: “Überforderte Polizei – Gummischrot ist dazu da Leben zu schützen, nicht Eigentum” – Leute, die Gewalt verharmlosen, waren mir schon immer ein Greuel. Das sind genau so Typen, denen man einmal die Wohnung ein wenig umgestalten oder ihre Wände versprühen müsste – womöglich verstehen sie dann, wie sich sowas anfühlt.

Ein Anlass wie “Tanz dich frei” kann per se genau einmal, bestenfalls zweimal einigermassen spontan funktionieren. Spätestens wenn eine bestimmte “Zerred-Schwelle” erreicht ist, wenn ideologisch motivierte Gruppen den Event für sich beanspruchen, ist es vorbei.

Die Einsicht wäre so einfach, dass Anlässe, die auf einer derart unheiligen Allianz basieren und im Vorfeld von verbaler Gewalt begleitet sind, von vornherein zum Scheitern verurteilt sind.

Grenzenlos naiv, wer etwas anderes denkt.
Reichlich doof, wer trotzdem hingeht.

Vermutlich sind das auch die Leute, die auf Phishingmails reinfallen und die man in einigen Jahren locker per Enkeltrick um ein paar Tausender erleichtern kann.

Ich sage nicht “mitgegangen – mitgehangen”, ich mache nicht 99% mitverantwortlich für die Gewaltakte von einem Prozent. Ich sage nur, es wäre gescheiter gewesen, den Anlass zu boykottieren, nachdem in den Aufrufen klar war, wie es herauskommen wird.

Und vielleicht was eigenes auf die Beine zu stellen? – Die TeilnehmerInnen haben sich bewusst in den Dunstkreis der TDF-Sektenheinis begeben, weil es der Weg des geringsten Widerstandes war, eben vielleicht doch zu einer netten Strassentanzparty zu kommen. Schade. Und lethargisch.

Ist halt eben schon mühsamer, selbst was zu organisieren.

Und jetzt?

Was nervt: Dass offenbar niemand aus dem Partyvolk die Zivilcourage hatte, die vorauslaufenden Militanten zu überholen. Dass die Masse der friedlichen Festwilligen die sprayenden pseudopolitischen Pyrodösköppe nicht verschlucken und neutralisieren konnte (oder es zumindest versuchen). Der Ablauf war in den ersten Stunden bezeichnend: Vorne die wutgeladenen Vermummten, durchmischt mit Alles-verbrätsche-wetti-Kids, dahinter die fröhlich Feiernden als vermeintlicher Schutzschild. Bezeichnend: Den ersten Wasserwerferstrahl, die erste Tränengaspetarde gezielt suchen, um nachher den Bullen, dem Staat, dem Nause, dem Kapitalismus die Schuld geben zu können.

Was auch nervt: Warum schaffen es Hunderte von Polizisten zum wiederholten Male nicht, die Sprayer und Randalierer aus der Menge zu holen und der Justiz zuzuführen, die sie für einige Wochen (nein, nicht nur Tage) aus dem Verkehr zieht? Der “Bund”-Liveticker berichtete etwa um Mitternacht: “Die Polizei scheint nicht darauf aus zu sein, Leute festzunehmen, sondern sie aus der Innenstadt zu drängen.” Ähm, wieso nicht? Den harten Kern dieser Tröten eine Weile lang in den Knast zu stecken, hätte Bern schon so mache Mühseligkeit erspart. Aber eben, Rechtsstaat ist primär anstrengend – doch selbstverständlich ist das prinzipiell gut so.

Was definitiv tierisch nervt: Dass es nicht noch mehr Film- und Videoaufnahmen der Gewaltexzesse gibt und – ich würde mich da allerdings nicht ausnehmen – niemand den Mut aufbringt, den Tätern die Maske in Flagranti runterzureissen und ihre Bilder halt mal unter Missachtung sämtlicher Persönlichkeitsrechte ins Netz zu stellen.

Was in den kommenden Wochen nerven wird: Die endlosen Diskussionen, wie es nun weiter geht. Die Rechten, die jeglichen Dialog (und die Reitschule grad mit) abbrechen wollen, werden uns Normalos ebenso auf den Keks gehen wie die Nachtlebenheinis mit ihren pseudointellektuellen “ja-aber”-Ausreden. Der weiterhin pflegliche Umgang mit verbalen Scharfschützen und jenen Feiglingen, die im Schutz ihrer Maske gern auch mal richtig zuschlagen. Die Verurteilung des Helilärms statt der Gewalt. Die weiterhin fehlende dezidierte Abgrenzung von PolitikerInnen gegenüber Gewalttätern. Der Versuch von Rechts, die Linke pauschal für die Misere verantwortlich zu machen. Allgemein der Versuch aller Seiten, die Ereignisse für sich zu instrumentalisieren. (Die Stadtregierung kann einem eh nur leid tun – sie macht sowieso in aller Augen immer alles falsch und ist an allem Schuld. Und die Polizeitaktik wird von Dutzenden besserwisserischen Sesselfurzern in den Kommentarspalten der Online-Ausgaben auseinandergenommen.)

Was am meisten nerven wird: Die gewalttätigen Idioten, die unschuldig tun, ihre Taten oder diejenige ihres geistigen Umfeldes verharmlosen und anderen in die Schuhe schieben und sich dabei still ins Füschtli lachen – denn sie hatten ja ihren Spass und werden ihn auch wieder haben, weil sie genau wissen, dass diese manchmal zu liberale Gesellschaft sie gewähren lässt, ihnen brav hintennachputzt und alles bezahlt.

Kurz: Ellenlange sinnlose, unkonstruktive, gehässige Diskussionen um Luxusproblemchen einer Gesellschaft, die sich von den paar Egomanen, die sie leider auch noch produziert hat, auf der Nase herumtanzen lässt. Prall gefüllte Zeitungsseiten, hoch gehende Emotionen, die uns daran hindern, die wirklich wichtigen Probleme dieses eigentlich schönen Planeten anzupacken.

32 Kommentare

  1. In Facebook steht derzeit ein schöner offener Brief an die Organisatoren, ich veröffentliche ihn mit dem Einverständnis des Autors Martin Ritzmann:

    ————

    Liebe “Organisatoren” des Tanz Dich Frei™

    Das war wohl nichts. Randalieren vor dem Bundeshaus. Hammer und Sichel an jede 3. Hausecke gesprayt. Zertrümmerte Fenster. Pöbeleien mit der Polizei. Vermummte, halbstarke, verpickelte Teenager.

    Einfach nur peinlich. Und der Fehler liegt bei euch.

    Klären wir etwas vorweg: In KEINEM Land auf dieser Erde wäre diese Party auf soviel Goodwill getroffen. Die Stadt hat euch unglaublich viel Freiraum gelassen. Die Behörden haben fast eine Million Franken (mit dem Aufgebot von Polizei, Sanität und Feuerwehr wahrscheinlich mehr) investiert, um diese Samstagnacht zu ermöglichen und sie so sicher wie möglich zu gestalten.

    Wie habt Ihr dieses Privileg genutzt? Gar nicht. Der Umzug war ziel- und kopflos. Niemand gebot den vermummten Idioten Einhalt. Flaschen flogen in Richtung Polizei. Jene haben mit Wasserwerfer und Tränengas geantwortet; völlig zu Recht. Wundert hr euch? Ihr habt die Idioten auf eurer FB-Page noch mit einer kindischen Rede aufgestachelt. Das Resultat ist euer Fehler.

    Die “Tanz Dich Frei!” Bewegung ist aus Protest gegen die fortschreitende Beschneidung der Berner Stadt- und Nachtkultur entstanden. Liebe Organisatoren, glaubt ihr, dass euch jetzt noch jemand ernst nimmt? Ihr verursacht gigantische Kosten, seit aber nicht fähig oder willig, die Konsequenzen zu tragen.

    Stellvertretend für die Stadt Bern: Ihr habt unseren Anliegen nur Schaden zugefügt. Leckt uns am Arsch!

    PS. Liebe FB- Freunde: Die “offizielle” Seite des Tanz dich frei lässt keine neue Beiträge zu. Ob ihr nun spät ins Bett geht oder Frühaufsteher seit, bitte klickt doch rasch auf “share”, sodass die Verantwortlichen diese Message sehen können. Merci!

  2. Da geht es schon los mit diesen unkontruktiven Diskussionen, die nix bringen – FDPler Christian Wasserfallen twittert:

    @alinetrede unterstützt Krawallnacht #tanzdichfrei im @10vor10 vom Freitag: “Junge sollten Regeln nicht respektieren.” #Verletzte #Schäden”

    Aline antwortet zwar:

    Lieber Populist @cwasi. Bitte suber blibe! habe mit keinem Wort irgendwelche Gewalt legitimiert.Und werde dies auch nicht tun.

    Allerdings gehört Aline leider genau zu jenen meiner bisweilen leicht naiv-gutgläubigen linken Kolleginnen und Kollegen, bei aller Sympathie, die tendenziell zu viel tolerieren und zu viel schönreden. Gut, vielleicht brauchte es diese Nacht als endgültigen Weckruf… von Aline würde ich jetzt nur zu gerne in ihrer bekannt pointiert-spontanen Art eine klare Distanzierung von Gewalt und eine unmissverständliche Verurteilung der angerichteten Zerstörungen hören, nicht nur immer, die Jungen seien doch gaaaanz arme…

    Dass @cwasi Aline allerdings ein Zitat vom Freitag in den Mund legt und ihr unterstellt, Krawalle zu unterstützen, ist natürlich unter aller Sau.

    Doch der Dialog zeigt schön, in welche Richtung die Diskussion laufen wird. Die Chance ist gross, dass sich Alltagsnormalos wie ich irgendwann schlicht ausklinken, weil es ihnen zu blöd wird, die Berichte und Kommentare gar nicht mehr lesen, wissend, dass es sowieso irgendwann wieder gleich kommt – und sich vielleicht auch gleich von der Politik abwenden, die von Naivlingen und Scharfmachern dominiert wird.

  3. Güt geblöckt, Löwe!
    Aufgrund vieler Missverständnisse möchte ich einfach noch festhalten, dass die IG Nachtleben nicht Organisator des TDF war oder ist.
    Schade um die Kraft und das Bild von 2012. Da wurden Inhalte auf dem Altar der Deutungshoheit mit Gewalt geopfert – udn das von jenen, die sich bisher der Diskussion verschlossen haben…

  4. @mcw: Schön und gut – nur, wieso haben sich Tausende im Dunstkreis dieser idiotischen Anarchosektenheinis bewegt und sich so einem Umzug angeschlossen?

    Warum gab es von “eurer” Seite nie einen Aufruf, AUF KEINEN FALL an “Tanz dich frei” teilzunehmen, da angesichts der FB-Seite offensichtlich war, wie das Gedankengut hinter einem Grossteil der TDF-Leute ausschaut?

    Nun gut – ich hoffe, dass auch du nun verstanden hast, dass es keine “Fanmärsche” oder TDFs geben kann, ohne dass einige wenige Arschlöcher die an sich gut gemeinten Anlässe kaputtmachen. Solche Anlässe sind von mir aus per se undurchführbar, da sie schlicht zu grosse Ausmasse annehmen und das Publikum in weiten Teilen unberechenbar ist.

    Was den grenzenlos naiven Gut-Zuredern und Auf-das-Gute-im-Menschen-Hoffende soeben zweimal nacheinander bestens bewiesen wurde.

  5. Die Leute, die Probleme mit solchen Anlässen haben (selbstverständlich müssen sie friedlich verlaufen) kann ich auch nicht verstehen.

    Wer wohnt schon in der Stadt, wenn einen der Lärm stört? Wo man wohnt, kann man ja wohl selber entscheiden und Stadt ist nunmal Stadt und kein Dorf… . Wo kann man noch etwas machen, ohne dass es gleich verboten wird? Das wüsste ich gerne.

    Wenn ich zu hause etwas Musik hören will, (egal um welche Uhrzeit) weil ich mich vom Arbeitsstress ablenken will, dann ist es sofort zu laut und sofort erscheint die Polizei. Gehe ich mit meiner Kofferbox irgendwo an einen See in einem Park und höre dort !LEISE! Musik (mitten am Tag), dann kommt sofort einer dahergerannt und beschwert sich. Aber dass er sich freiwillig genau an diesen Platz begeben hat, wo ich meine Musik am hören bin, scheint ihn nicht zu interessieren. Langsam frage ich mich, wo meine/unsere Freiheit geblieben ist.

    Wenn man in Bern ausgehen will, dann wird um 03:30 überall geschlossen, was bedeutet, dass irgendwelche Jugendliche einfach mindestens 1-2 Stunden in der Stadt herumlungern müssen, bevor sie sich mit dem Zug auf den Heimweg machen können. Kein Wunder, wird dann noch blöd herumgepöbelt und gehen Scheiben usw kaputt…

  6. Lieber Yves: Wach auf.

    Schon gemerkt, dass du nicht der einzige auf diesem Planeten bist? Dass es Dinge wie “Rücksichtnahme” gibt, bei aller Sympathie für so viele Freiräume wie möglich? (Siehe auch hier.)

    Dass es auch in Städten Leute gibt, die am Morgen aufstehen müssen, um ihren Mindestlohn verdienen zu gehen, und darum gerne schlafen? Dass Eltern froh sind, ihre zwei Stunden leichten Schlaf zu bekommen, bevor der Goof wieder kräht? Dass die meisten Leute in die Natur gehen, um eben mal NICHT Musik zu hören, sondern dem Rauschen der Aare zu lauschen oder den Vögeln zuzuhören?

    Dass gerade in Städten die Leute auf engstem Raum zusammenleben und gerade hier die Rücksichtnahme, das Zurückstellen der eigenen Bedürfnisse besonders wichtig sein kann?

    Wer zwingt dich, nachts in der Stadt zu warten, wenn alles zu ist? Geh doch an einen gemütlichen Ort bei jemandem zu Hause, wo ihr sicher seid, dass ihr niemandem den Schlaf raubt! Oder wenn dann halt doch jemand reklamiert, dann akzeptiert den Wunsch eurer Mitmenschen. Es sind in der Regel nützliche Hinweise drauf, dass du jemanden gestört hast und dass dein Verhalten offenbar in diesem Augenblick etwas asozial war (denn in der Regel warten Menschen zunächst mal ab und beschweren sich erst, wenn sie sich sicher sind, dass das jetzt wirklich angebracht ist). Über die Ärger-Schwelle kann man sich immer streiten. Dass du solchen Situationen aber öfters ausgesetzt bist, zeigt mir, dass du offenbar ein relativ egoistischer Mensch bist.

    Setz dich auf politischer Ebene dafür ein, dass “deine Orte” nicht um 03.30 Uhr geschlossen werden, wenn du das so bringend brauchst! Wir leben in einer der offensten Demokratien der Welt. Es stehen dir zig Möglichkeiten offen, dich für deine Anliegen einzusetzen!

    Aber danke – du gibts ein extrem gutes Beispiel ab mit deinen entlarvenden Aussagen. Genau Typen wie dich meine ich mit “Egomanen” oder “verwöhnten Zivilisationskindern”, denen nur ihr kleines Leben wichtig ist und die sich um die Mitmenschen und deren Bedürfnisse foutieren.

    Du suchst Freiheit, indem du die Freiheit der anderen nimmst. Was für ein Kindskopf bist du?

    Leuten, die es nicht verwunderlich finden, dass “dann noch blöd herumgepöbelt” wird und “Scheiben usw kaputt” gehen, oder dies sogar aktiv tun, empfehle ich, einen guten Psychiater aufzusuchen.

    Wenn Aline & Co. wirklich – aus welchen Gründen auch immer – frustrierte Jungs ohne politische Message wie dich meinten, wenn sie wohlwollend predigen, Jugendliche müssten auch mal Regeln brechen und Freiräume erkämpfen, dann wird mir Angst und Bange um die Zukunft der Gesellschaft.

    Dein Wunsch nach individueller Verwirklichung hat (zumindest wenn die von dir oben genannten Dinge alles sind, was du erreichen willst) nichts mit kreativer Entfaltung und Freiräumen zu tun, sondern mit mangelnder Reife und einem gewissen Verdruss in einem wohl reichlich ereignislosen Leben. Da ich dich aber nicht kenne: Erzähl mal noch ein wenig was von dir.

    Ich weiss nicht, wann und wieso genau im Leben solcher Menschen irgend was schief gegangen ist. Kann mir jemand helfen?

  7. Lieber Blöker,

    Genau so wie du dich über “an Musik freudehabenden” Menschen aufregst, regen sich ebensolche an dem ewigen genörgele über Musik auf. Das dichte zusammenleben in der Stadt bringt auch andauernd Reklamationen mit sich, wenn jemand am frühen Abend seine Trompete in der Wohnung hervornimmt um 2 Takte zu üben. Die Gameshow welche sich der Nachbar im TV ansieht ist wichtiger als Individualität und Kreativität. Mann kann sich jetzt Fragen ob dies eine Frage des Egoismus jedes einzelnen ist, und ja, auch der an der Musik gestörte ist in einem solchen Fall egoistisch, oder ob unsere Häuser zu wenig schalldicht gebaut werden?!
    Ich finde die Diskussionen immer super, sei es an einem Stadtfest, während der Fasnacht, wegen der Streetparade oder was auch immer, es wird gemotzt, alles ist zu laut. Man kann dies auf eine Politische Ebene ziehen, und genau so wie die gegenseite seit Jahren die Reithalle zu schliessen versucht, auch Jahre darum kämpfen, Orte wo sich die Mindestlohnverdienenden zu einem anständigen Preis vergnügen können, zu erhalten. Natürlich kann man niemals auf jeden Rücksicht nehmen.

    Jedenfalls wusste, wie du schreibst, jeder wie und wann der Abend stattfinded. Jetzt zu motzen, ohne aber sich vorher arrangiert zu haben um schlafen zu können ist genau so egoistisch wie das Randalieren gestern.

    Auch ich wünsche mir ein Rücksichtsvolles Zusammenleben! Eine Freiheit welche nicht durch Freiheitsentzug bezahlt wird. Und genau deswegen liebe ich einen solchen Event wie das Tanz dich Frei!

  8. Im Fall: FB hat den Martin-Ritzmann-Brief, der weit über 2000 Mal geteilt wurde, soeben vom Netz genommen! Warum nur?

  9. Vielleicht war er’s selbst? (edit: Seine Antwort kam gerade rein – er hat nur an den privacy settings geschraubt und macht dies wieder rückgängig.)

    @Florian: Es steht dir frei, dich bei deinem Nachbarn über die Gameshow zu beschweren, wenn dich der Lärm nervt. Würde mich sicher auch mehr nerven als eine Trompete.

    Solange Anlässe so stattfinden, dass niemand… – oder sagen wir’s allgemeiner: Solange sich alle so aufführen, dass dabei möglichst wenig Mitmenschen in ihrem Alltagsleben gestört werden (vor allem Schlafentzug ist Folter), so lange sollen sich alle so frei wie nur möglich entfalten können, das ist auch meine Meinung.

    Ich bin grundsätzlich ein grosser Freund einer fröhlichen, liberalen, multikulturellen Gesellschaft und finde, man soll das eine Leben, das man hat, so gut es nur geht geniessen.

    Und sonst: Siehe Antwort an Yves obendran.

  10. Ist es das wirklich Wert wegen einer solchen Lappalie, sprich einer Nacht im Jahr, auf welche sich jeder selbstständig und mit ein wenig Kreativität darauf einstellen und vorbereiten kann (ich denke z.B. an Ohropax und seine Freunde) um zu seinen paar Stunden Schlaf zu kommen, einen solchen Aufstand zu machen?

    Aber im Urlaub gehen alle in die Apres Ski Bars, johlen beim Oktoberfest, oder erfreuen sich an dem Carneval in Rio… solange andere nicht schlafen können ist ja alles ok 😉

  11. Ich mache keinen Aufstand wegen einmal “Tanz dich frei” pro Jahr, inzwischen finde ich ja auch, dass die ihre Fasnacht auch haben sollen. (Ich habe einfach Angst, dass es in einigen Jahren plötzlich sehr viel mehr solcher Anlässe gibt, was wiederum prolematisch wäre.) Bei der Fasnacht verschwinde ich jeweils auch möglichst in die Berge.

    Ich mache diesen verbalen Aufstand, da aufgrund des Aufrufes auf FB klar war, wie es herauskommt – und dass alle vernünftigen Menschen spätestens nach der Lektüre hätten finden sollen “ich bleibe zu Hause und mache dann mal TDF, wenn den Anlass im Vorfeld keine irren Politparolen begleiten, und lasse mich sicher nicht als Steigbügelhalter des schwarzen Blockes instrumentalisieren.”

  12. 1. Im Allgemeinen kann ich fast alles unterstützen was du schreibst.

    Ein Punkt gefällt mir aber nicht und zeigt mir eigentlich, dass du genau so naiv bist, wie die Leute die du verurteiltst.

    Es sei so vieles möglich wie nie zuvor. Ja aber….

    Heute ist vieles möglich aber das meiste ist mit Geld verbunden. Ja wir können mit easyjet überall hinfliegen und in den besuchten Städten können wir genau das gleiche tun wie in allen anderen Städten auch.

    Ein Beispiel. Sitz in der Stadt in eine Bar und du kannst total besoffen noch ein Bier bestellen oder zusammen mit der Lokalprominenz ein Glas Wein. Kein Problem, keiner störts.

    Trinkst du aber auch nur ein Bier irgendwo auf einem Platz, werden dich Passanten schon als Alkoholiker betrachten und ist es schon nach 21 Uhr schaut sicher die Securitas mal vorbei und will dich vom öffentlichen Platz weg haben. Und 20 Meter daneben sitzen sie vollbeterunken in der Gartenbar.

    Wieso wohl ist die beliebteste Reisestadt der Schweiz Berlin? Weil man da noch sich sein darf. Menschen tragen die Kleidung die sie wollen, ohne dass der Bünzli schräg kuckt oder was sagt und wenn man irgendwo sich hinsetz um die Stadt zu genießen, wird man nicht gleich als Alki und Unruhestifter gebrandmarkt.

    Wir Menschen sind also naiv?
    Ja, weil wir unsere Gesellschaft langsam von Gesetzen und Regeln zu stark lenken lassen.
    Oder anders. Bahnhof. Stell dir den Bahnhof Bern vor 20, 30 oder 50, 60 Jahren vor. Du musstest auf den Zug warten? Du setzt dich irgendwo hin. Kein Problem.
    Heute? Gefühlte 12 Sitze pro Perron und ein kleiner Warteraum für den ganzen Bahnhof. Lässt du dich irgendwo sonst nieder, kommt gleich die Bahnhofspolizei und verweist dich auf die Regeln, welche irgendwo klein hängen.

    Ja wir können einiges tun, was unseren Eltern noch verwert war. Und gerade diese Konsummöglichkeiten wie easyjet etc. verhindern bei vielen, dass sie vor ihrer eigenen Haustür weniger tun können.

    Oder frag mal jemand im Alter deinen Eltern ob sie im Fischermätteli sitzen konnten und Bier trinken und Gitarre spielen oder ob die Securitas antanzte.

    Ich will und kann halt nicht nach jedem Feierabend den Jet nach Berlin / Wien / Malle nehmen um kurz ein bißchen die öffentliche Stadt zu genießen.

  13. Man muss auch nicht nach Berlin, Wien & Co. reisen, um die Stadt zu geniessen. Ich schaffe es jedenfalls problemlos, Bern und andere Schweizer Städte zu geniessen und ich sehe auch viele Leute, die was trinken in der Öffentlichkeit. Deine Beschreibung, dass immer grad die Securitas kommt, halte ich für masslos übertrieben. Wir haben hier um die Ecke einen Park, in dem im Sommer mächtig was los ist, vor allem am Weekend: Grillrauch en masse, Party, Sport, Multikultifamilienfeten, Gitarrenspiel bis in die Nacht. Find ich wunderbar – hab noch nie jemanden motzen hören. Ich gehe allerdings davon aus, dass die festenden Menschen soweit Rücksicht nehmen, dass sie aufhören, wenn dann mal jemand motzt. Die Selbstregulierung funktioniert hier allerdings bisher bestens.

    Wenn es dich stört, dass die Passanten dich für einen Alki halten, leidest du vielleicht an mangelndem Selbstbewusstsein – mir ist es eigentlich egal, was die Leute von mir denken, wenn ich mit einem Sixpack Bier über den Bahnhofplatz spaziere.

    Wenn es dich allerdings tatsächlich sehr stört, dass man angeblich nirgends mehr sitzen und geniessen kann, dann steht es dir frei, dich via Blogs, Social Media oder politisch dafür einzusetzen, dass sich das womöglich ändert. Schau, dass du Mehrheiten findest.

    Die bunte Menschenansammlung vor dem Bahnhof zum Beispiel stört mich überhaupt nicht – da fühlt man sich manchmal fast ein wenig in einer grossen Stadt. Im Gegensatz zu den Tröten am Ende der Rolltreppen hat mich da auch noch nie jemand angebettelt oder angepöbelt. Dort hats meistens auch genug Platz für den Hauptzweck eines Bahnhofs: Schnell von A nach B zu kommen.

    Ich finde es gut, dass es im HB kaum mehr Sitzgelegenheiten gibt. Der Berner Bahnhof ist zu Stosszeiten sowas von vollgelaufen – da ist jedes Hindernis eines zuviel. So lange die Leute, die z.B. auf der Treppe sitzen, so intelligent sind, es um 10.30 oder 15 Uhr zu tun, wenn wenig los ist, können die das von mir aus so lange tun, wie sie wollen. Wer allerdings dringend das Bedürfnis hat, an einem Bahnhof jederzeit auf die Treppe oder an den Boden zu sitzen, der hat sie vermutlich nicht mehr alle oder protestiert bewusst aufgrund irgendwelche diffuser Komplexe gegen irgendwas und weiss vermutlich selbst nicht wogegen genau. Bahnhöfe sind zuerst mal Durchgangswege und nicht Wartereäume. Wenn’s aber geht, dass man aneinander zügig vorbeikommt, plädiere ich für so wenig Eingriffe und Verbote wie nur möglich.

    Ich verstehe aber auch jene, die die Leute von den Treppen wegweisen – aus ihrer Sicht scheint es sinnvoller zu sein, keine Präjudizien zu schaffen, da die Menschheit leider in weiten Teilen so doof ist und das Gefühl hat, “wenn die dürfen, darf ich auch”. Und die sind meistens so dumm und tun das auch zu Stosszeiten.

    Die meisten Verbote und Gesetze gibt es nicht, weil Leute ab und zu mal auf der Treppe sitzen oder Bier in der Öffentlichkeit saufen und vielleicht auch mal etwas laut sind. Sondern wegen kleinen Minderheiten, die zu blöd oder zu unkontrolliert sind und sich so verhalten, dass ein gesundes Mass an Emmissionen für die Mitmenschen überschritten ist und am Ende auch noch den Abfall wild herumliegen lassen. Ich vermute mal, dass dein Verhalten längst nicht darunter fällt.

    Also reg dich nicht auf und geniesse das Leben – auch in Bern.

  14. Ich habe nirgends gesagt, dass man die Stadt nicht geniessen kann. Ich habe auch nicht mich selber angegriffen gefühlt. Sondern ich beschreibe Situationen die ich selber beobachte oder Erfahrungen die ich von anderen Menschen mitgeteilt bekomme.

    Und es ist nun einfach mal so, dass z.B. Leute wie Polo National seinen Weissweinrausch in jeder Bar ausleben darf und über ihn wird höchstens gelacht und gesagt, dass er halt so sein.

    Sitzen aber z.B. alte Herren beim Bärenplatz und schauen dem Schach zu, müssen sie nur ein Bier trinken und Passanten stempeln sie bereits als Alki ab. Und dies habe ich leider zu oft erlebt, da ich als Schachspieler gerne eine Partie dort zuschaue über die Mittagszeit. Das ist Fakt. Und du kannst noch lange sagen, dass es dich nicht stört. Mich stört es auch nicht. Was mich aber stört, dass ein grosser Teil der Gesellschaft so ein krasse Einteilung macht.

    Nur kurz zum Bahnhof. Es gibt neben den täglichen Pendlern auch andere Menschen. Ältere Personen die einen Ausflug machen oder Leute die sonst auf Reisen sind. Dein Augenmerk liegt viel zu stark auf Menschen in deiner Umgebung, in deinem Alter. Frag mal einen 80 jährigen Mann ob er die Situation toll findet.

    Und ja, ich finde die Feste in Parks auch gut, leider gibt es solche Parks immer wie weniger und wir werden nicht gerade weniger Menschen. Zudem sagst du es ja gerade selber. Es ist ein kleiner Teil, der alles zerstört. Und so war es dieses Wochenende auch. Du sagst, dass alle Naiv sind. Wieso? Nein. Die Leute wollten einfach mal die Stadt geniessen und dort Party machen wo es ihnen gefällt. Ja, einfach mal ohne FifaCarlsbergichziehdichüberdenTisch Bier. Ohne Armband von Buskers oder den dämlichen Fasnachtskostümen. Die Menschen wollen einfach mal die Stadt geniessen. Und ja, die meisten von ihnen würden dies wohl nie alleine in einer kleinen Gruppe einfach so tun. Natürlich ist es auch eine gewisse Anonymität, welche es ihnen erlaubt dahin zu gehen. Und das ist doch gerade das Kranke am ganzen. Wieso muss es in der Masse und in einer gewissen Anonymität sein? Wieso. Weil die Menschen im Ganzen Angst haben, etwas zu tun. In kleinen Gruppen in der Stadt sitzen, Musik machen und ein Bier trinken. Nein, man könnte sie erkennen und abstempeln. Evtl. sieht sie der Chef aus dem Büro und hält sie für einen Hippie oder gleich vom Schwarzen Block. Also lässt, man es lieber sein, bis man einmal im Jahr die Möglichkeit sieht.

    Die Leute sind also nicht Naiv, sie wollen einfach einmal ausleben, was sie sich sonst nicht trauen. Und ja, du sagst es. Die Gesetze gibt es wegen einer kleinen Minderheit. Und das kotzt mich an. Alles wird noch strenger geregelt, weil es ein paar nicht raffen. Ist es dann schlecht, wenn sich eine grosse Menge aufmacht und sagt, lasst es uns trotzdem versuchen. Oder gehen etwa all die Fussballfans auch nicht mehr an den Match und an die Fanmärsche, da es evtl. wieder ein paar Idioten dabei hat? Nein.

    Schau dir die Videos des Bundesplatz an. Der halbe Platz war schon abgeriegelt. Wieso nicht die evtl. 100 Menschen dort einkesseln und jeden der vermummt ist mal mitnehmen. Der Rest kann weiterfeiern.

    Und du redest über die Organisation der Veranstaltung. Hast du die Zeitungsartikel gelesen, wie alles Organisiert war? Ich denke nein. Jeder Wagen war mit Funk verbunden. Zueinander und zu den Organisatoren. So waren sie auch direkt mit der Sanität verbunden. Bei jedem Wagenrad lief eine Person, damit niemand unter die Räder kam. Bei manchen Wagen war sogar eine eigene Sanität dabei inklusive Tragbahre. Nur so nebenbei.

    Schau mal etwas über den eigenen Tellerrand, etwas hinaus aus deinem Park und öffne die Augen für andere. Es sind nicht alle gleich, wollen nicht alle das selbe und das ist auch gut so.

    Und nur weil es die Gesetze und Regeln wegen einem kleinen Teil an Idioten gibt, heisst das noch lange nicht, dass wir dies einfach so als für immer gültig anzusehen haben.

  15. Was mich aber stört, dass ein grosser Teil der Gesellschaft so ein krasse Einteilung macht.

    Das ist deine Einschätzung, ich teile sie nicht. Nur weil dieses “judging” etwas verbreiteter ist als früher, kann man es imho nicht als wahnsinnigen gesellschaftlichen Trend bezeichnen. Ich stimmt dir zu, es gibt diese Tendenzen. Es liegt am / an der Einzelnen, dies so gut es geht zu ignorieren und sein Leben zu leben.

    Frag mal einen 80 jährigen Mann ob er die Situation toll findet.

    Es gibt genau für solche Situationen Notsitze, die klar so gekennzeichnet sind. Ausserdem bin ich überzeugt, dass ein 80-Jähriger umgehend Hilfe bekommt, wenn er danach fragt, oder sogar schon vorher von einer aufmerksamen Person. Man kann auch immer das halb leere Glas sehen, wenn man denn umsverrode will…

    Die Menschen wollen einfach mal die Stadt geniessen.

    Wie gesagt, die sollen das auch tun – aber am besten dann, wenn keine sektiererischen Parolen irgendwelcher Arschgeigen im Vorfeld klar darauf hinweisen, dass der Anlass auf Eskalation und Hass ausgelegt ist. Aber eben – es ist anstrengend, solche Aufrufe genau zu studieren und noch anstrengender, selbst was auf die Beine zu stellen. Da läuft man lieber einfach mit und reibt sich dann verwundert die Augen, wenn es brätscht. Eigentlich ist “naiv” zu schwach dafür. “Dumm” trifft es vermutlich wohl besser.

    Die Gesetze gibt es wegen einer kleinen Minderheit. Und das kotzt mich an.

    Mich auch. Aber: Willkommen auf dem Planeten Erde, das IST hier einfach so. Ausser du änderst es, indem du aktiv was dagegen tust und Mehrheiten findest. Das nennt man Demokratie. Ist mir lieber als andere Gesellschaftsformen, viel lieber! Das trifft mich auch in Bereichen, die mich sehr viel Zeit kosten – was ich als ehrlicher Selbständiger eins an Zeit in Buchhaltung und Steuern investieren muss! Das ist Horror! Und nur, weil ein kleiner Teil der Steuerpflichtigen trickst und hinterzieht und macht. Das scheisst mich auch an.

    Schau dir die Videos des Bundesplatz an. Der halbe Platz war schon abgeriegelt. Wieso nicht die evtl. 100 Menschen dort einkesseln und jeden der vermummt ist mal mitnehmen. Der Rest kann weiterfeiern.

    Ich habe mich das auch gefragt. Aber ich denke nicht, dass es gut kommt, wenn wir als Laien uns hier in Polizeitaktik üben. Ich wette, wir beide hätten da als Einsatzleiter eine relativ miese Figuer gemacht. Hier finden sich einige Aussagen dazu. Seriös beurteilen können wir das nicht.

    Oder gehen etwa all die Fussballfans auch nicht mehr an den Match und an die Fanmärsche, da es evtl. wieder ein paar Idioten dabei hat? Nein.

    Ich persönlich halte es für vernünftig, nicht an Fanmärschen teilzunehmen. Was für ein mittelalterlicher Kindergarten! Nach den Ausschreitungen sowieso.

    [Absatz vom Autor gestrichen – fand ihn nach Abklingen des ersten Ärgers überflüssig.]

    Und nur weil es die Gesetze und Regeln wegen einem kleinen Teil an Idioten gibt, heisst das noch lange nicht, dass wir dies einfach so als für immer gültig anzusehen haben.

    Wie gesagt: Die entsprechenden Instrumente gibt es – mehr denn je. Nütze sie.

  16. Naja in einem Punkt muss ich dir wieder widersprechen. Der Anlass war nicht aus Hass und Gewalt ausgelegt. Es waren wiederum nur ein paar wenige die das Ganze genutzt haben. Die Organisatoren waren auf alles andere aus. Ich habe oben ja z.B. geschrieben, was für einen Aufwand betrieben wurde, um das ganze sicher zu machen etc. Das ist nicht nur eine kleine Horde von Organisatoren. Wenn du schon nur für die Räderabsicherung 4×16 Leute brauchst, dann braucht das auch einiges an Organisation inkl. Funk und Sanität etc.
    Wenn die nur auf Hass und Gewalt aus gewesen wären, wieso dann dieser Aufwand.
    Verdamme nicht die Organisatoren und die Teilnehmer, dass es Idioten gibt.

    Und ja, ich bin auch kein Fan von Fanmärschen. Trotzdem ich bin offen genug, um zu sagen, dass die machen sollen, was sie wollen. Mir doch egal… solange es keine Randale geben würde.

    Du redest immer so, als würde ich/ wir nichts ändern. Wieso gehst du davon aus, dass niemand irgendwas macht. Ich bin seit Jahren aktiv in der Politik tätig. Und eine solche Bewegung, resp. Tanzdemo ist auch ein Mittel dagegen. Natürlich sind nicht alle ganz derselben Meinung und nicht alle gehen aus dem gleichen Grund dahin, aber das ist immer so. Du findest nie zwei Menschen mit der genau gleichen Meinung. Aber viele mit der gleichen Stossrichtung.

    Du sagst, nütze die Instrumente. Ja, das genau haben sich wiederum 10’000 gesagt, nachdem es letztes Jahr gut ging. Nächstes Jahr wirds wohl anders sein.

    PS: Ich war nicht dabei. Den ich hatte meine Bedenken. Ich finde es einfach nur lächerlich und extrem anmassend, wenn jemand einfach alle Teilnehmer abstempelt und im Nachhinein den Wichtigtuer spielt. Ich habs ja gesagt und alle 10’000 sind Idioten. (Bei Sonnenschein evtl. 20’000). Nicht mal die Polizei ist von so einer enormen Gewalt ausgegangen…. Und wie du selber sagst, sind wir ja nicht Polizeiexperten. Es ist also extrem heuchlerisch, nun zu sagen, es sei ja so klar gewesen. (Den sonst solltest du evtl. Polizeichef werden)

  17. Der Anlass war nicht aus Hass und Gewalt ausgelegt. Es waren wiederum nur ein paar wenige die das Ganze genutzt haben. Die Organisatoren waren auf alles andere aus.

    Mit Verlaub, aber dann haben wir entweder zwei verschiedene Aufrufe gelesen und gehört oder du gehörst politisch in die ganz extreme Anarcho-Ecke. Da strotzt es ja nur so von irrsten Ideologien, die mich – wie oben ausführlich dargelegt – eher an Sekten und (im ungelenk martialischen Ton) an meinen Feldweibel in der Rekrutenschule erinnern. Das ist aus meiner Sicht hochgradig krank. Im Ernst: Was hast du genau wo gelesen?

    Eine solche Bewegung sei auch ein Instrument? Nää, das ist vor allem Getäupel auf Kosten der Allgemeinheit unter Umgehung der demokratischen Prozesse. Aber wie gesagt – mit einmal einem friedlichen TDF im Jahr könnte ich leben.

    Dass du nicht teilgenommen hast, zeugt doch davon, dass du es offenbar gut überlegt hast. Wieso denn, wenn der Aufruf so klar war (wobei ich mir immer noch nich so sicher bin, ob wir dasselbe gelesen haben). Wer denken klar, ist klar im Vorteil: 10’000 sind offenbar leider ein paar fehlgeleiteten Bubis auf den Leim gekrochen.

    Und die Polizei als Institution ist mir nicht derart sympathisch, dass ich ihr Chef werden müsste, glaub mir.

  18. Was denkst du wieso so viele Menschen ans Tanz dich frei gegangen sind wohlwissend, dass es zu Ausschreitungen kommen könnte? Lange Diskusionen werden überflüssig den 15’000 Personen sind auf die Strasse gegangen um sich frei zu tanzen. Frei von was? Frei von den Fesseln der Gesellschaft die sich durch Werte und Gesetze selbst einschränkt. Einmal im Jahr mit vielen andern welche die selbe Last auf den Schultern spüren zu tanzen ist ein befreiender Gedanke welcher sich durch ein paar Ansagen des schwarzen Blocks nicht auslöschen lässt. Wer sich ab Fasnacht und anderen Strassenfesten aufregt, sollte mal darüber nachdenken weshalb sich so viele Menschen versammeln um zu feiern und ob diesen Menschen genau dieses Recht verwehrt werden sollte. Durch genau diese Haltung schränken wir uns gegenseitig ein. Wenn sich Menschen gegenseitig mehr respektieren würden und andere Meinungen und Lebensweisen akzeptiert werden würden, gäbe es nicht worüber man sich aufregen könnte und alle würden profitieren. Freiheit beruht auf vertrauen denn wenn man kein vertrauen hat, fängt man an zu kontrollieren und Kontrolle hat nichts mehr mit Freiheit zu tun. Ich denke dies ist sicher ein Grund wieso so wenig mit den Behörden gearbeitet wurde. Dem Tanz dich Frei würde der Sinn entzogen und das Freitanzen wäre kein Freitanzen mehr.

  19. Und da kommt er von Olivier wieder, der Egoismus in Reinkultur – frei von den Fesseln der bla bla bla… ich kann diesen Mist nicht mehr hören.

    Freier kann diese Gesellschaft wohl kaum sein. Sonst versuche es doch einmal mit China, Syrien oder anderen Diktaturen. Vermutlich haben Olivier und andere einfach ein psychologisch bedingtes Problem mit Autoritäten, die ihnen ab und zu die Kappe putzen, wenn sie überborden.

    Sie merken nicht, dass all viele Vorschriften und Verbote, die sie so doof finden, genau wegen ihrem Verhalten gemacht werden müssen, um ein halbwegs angenehmes Zusammenleben für alle zu ermöglichen.

    Genau: Für ALLE. Nicht nur für Tänzer, träumende Gesellschaftstheoretiker und Partymacherinnen.

    AUCH für diese, so lange sie sich an bestimmte Regeln halten, ja. Aber hey, Olivier, du und deine Tanzfreaks sind nicht alleine auf dem Planeten, schon gemerkt? Anybody home?

    diesen Menschen genau dieses Recht verwehrt werden sollte. Durch genau diese Haltung schränken wir uns gegenseitig ein.

    Durch deine egomanische Haltung schränkst du die Freiheit all jener ein, die z.B. ruhig schlafen wollen, siehe oben – ich muss ja nicht alles 100x wiederholen.

    Echt, ich bin’s satt, immer wieder diesen Satz sagen zu müssen: Deine Freiheit in Ehren, aber meine Freiheit endet da, wo deine beginnt. Nimm Rücksicht auf die Schwächeren. Auf jene mit anderen Wünschen und Bedürfnissen als Du. Aber vermutlich hast du das nie gelernt.

    Wenn sich Menschen gegenseitig mehr respektieren würden und andere Meinungen und Lebensweisen akzeptiert werden würden, gäbe es nicht worüber man sich aufregen könnte und alle würden profitieren.

    Eben: Dann akzeptiere bitte, dass die meisten Leuten pennen möchten, wenn du tanzen und Lärm machen willst, und tu es irgendwo, wo du andere nicht störst. Sonst musst du dich nicht wundern, dass sich andere wehren. Mich störts echt nicht, wenn du das tust. Aber mach es so, dass du all jene in Frieden lässt, die sich keinen Deut um deinen Tanz oder was auch immer scheren.

    Ich verdrehe ab dieser ach so tollen “Bewegung” die Augen. 1968, 1980 und 1987 ging es noch um Inhalte. Diese Proteste waren mehr als berechtigt. Sie fanden in einer völlig anderen Zeit statt, in einer oftmals kalten, grauen, rechtsbürgerlich-bieder dominierten Zeit der Repression.

    Hier und heute versucht man hingegen irgend einen gesellschaftstheoretischen, realitätsfernen Bullshit zusammenzudichten, nur um draussen die Sau rauslassen zu können.

    Und nochmals: Einmal im Jahr “Tanz dich frei” mit all seinen Einschränkungen für die Gemeinschaft – von mir aus. Sollt ihr eure Fasnacht halt auch haben. Aber wenn ich solches Zeug lese, frage ich mich im Ernst, ob wir a) im selben Land leben und b) was das für ein schlappes Wertesystem ist, das viele Leute inzwischen zu haben scheinen.

  20. @Blöker, vorerst möchte ich sagen, dass du alles missverstehst, was ich dir zu sagen versuche, 2. Die Aare ist lang und wenn ich an der Aare Musik höre, muss derjenige ja nicht genau neben mich sitzen. Sogar beim vorbeilaufen der Leute erntet man Kritik über die Musik, 3. Ist Tanz dich frei nicht jede Nacht, 4. Hat “Tanz dich frei” einen weiteren Anhänger mit mir verloren dank dieser Ausschreitungen und 5. und zu allerletzt: ich stelle fest, dass du ein Problem hast, sachlich auf meinen Beitrag zu antworten und da hört es bei mir auf. Ich kann auch persönlich angreifen, was aber deutlich unter meinem Niveau liegt, deshalb möchte ich hiermit die Diskussion beenden. Mir vorwerfen, ich sei ein Kindskopf und zugleich nicht sachlich und anständig diskutieren können… Mach dir noch einmal ein paar gedanken und schreib wieder, wenn du sachlich bleiben kannst. In dem Sinne: danke für die Unterhaltung und viel Spass noch beim verbalen angreifen, von anderen Leuten, die nicht gerade 100% von deiner Meinung überzeugt sind. Peace!

  21. Lieber Yves, so reagieren die meisten, denen die Argumente ausgehen. Mach jetzt also nicht einen auf beleidigte Leberwurst, sondern liefere klare Stellungnahmen.

    Hast du dir jemals schon etwas überlegt zu den Dingen, die ich oben angesprochen habe? Oder gehen Sie dir einfach am A… vorbei?

    “Sogar beim vorbeilaufen der Leute erntet man Kritik über die Musik” deutet darauf hin, dass du aus irgendwelchen Gründen nicht verstanden hast, dass die Aare oder generell die Natur nicht primär dazu gemacht wurde, dort Musik zu hören, sondern dass die meisten Menschen dort Ruhe suchen und dass du das einfach respektieren könntest statt dich zu wundern, warum sie andere über dich aufregen. Ist das so schwierig?

    Lässt dich das völlig kalt? Ist dir nur gerade wichtig, das du gerade möchtest? Wieso?

    Ich sehe derzeit nicht, was es da zu missverstehen gibt. Hilf mir.

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