Ich erinnere mich noch gut, wie ich als Kind in Sedrun bei Sofia Schmid im Laden einkaufte, in dem sich heute die Filiale der Bäckerei befindet. Der Laden war beschriftet mit “Sport / Photo / Drogen” – erst als Teenie realisierte ich die Zwedideutigkeit dieses Angebotes:
Natürlich verkaufte unsere Nachbarin Sofia keine Drogen im heutigen Sinne (damals sagte man im Alltag schliesslich auch noch nicht “geil”) – für ähnliche Substanzen ist heute ihr Sohn Roman als Apotheker zuständig. Nein, die markanten Agfa- und Kodak-Leuchtreklamen zogen Touristen an, die hier von Sonnenbrillen über Filme und Medikamente bis Zeitungen fast alles kaufen konnten.
Ihr Mann Teofil ist es aber, der im Zentrum dieses Beitrages steht. Dass ich mich nur an seine Frau erinnere, hat den tragischen Grund, dass er viel zu früh starb, als ich erst ein Jahr alt war. Teofil Schmid-Venzin (1912-1973) war einer der bedeutenden Fotochronisten Sedruns.
Unzählige Schnappschüsse von Einheimischen und Touristen gehen auf sein Konto, er war zudem ein begnadeter Landschaftsfotograf. Die meisten Schwarzweisspostkarten des Val Tujetsch knipste er. Einige davon kann man heute noch in der Bäckerei Marcel Schmid kaufen.
Da sein Haus direkt neben unserem stand bzw. steht, hat Dorfhistoriker Tarcisi Hendry im Zuge der Recherchen zur Ausstellung auch wunderbare Alltags-Aufnahmen meines Elternhauses zum Vorschein gekommen – so zum Beispiel dieser Schnappschuss aus dem Frühling 1948, als erst die Grundmauern standen:
Das Museum La Truaisch Sedrun widmet Teofil Schmid diesen Winter eine Sonderausstellung (mehr in diesem PDF) – nebenbei kann man im Museum auch wunderbare Kristalle und Nuggets bewundern und eine Reise zurück in die Zeit der Flachsverarbeitung unternehmen.