Es war der Final, auf dem wir gehofft hatten: Schweiz gegen Holland.
Selbst unverbesserliche Lokalpatrioten waren überwältigt von der orangen Menschenmasse in der Hauptstadt und wussten nicht so recht, wem sie nun die Daumen drücken sollten. Natürlich obsiegte die Freude am überraschenden Finaleinzug des Heimteams. Aber auch den Holländern hätte man den Pokal von Herzen gegönnt.
Schliesslich wurde die Schweiz aber doch verdient Europameister – eine solch ausgelassene, friedliche und das Land einende Freinacht hatte das Land noch nie erlebt. Die BPS vereinigte sich wieder mit der SVP, Blocher entschuldigte sich beim Sämu endlich für den “halben Bundesrat”; Hans Grunder und Hermann Weyeneth tanzten mit freudigen Grimassen eng umschlungen auf den Tischen des Fancamps Dieterswil, das wegen der im ganzen Juni herrschenden grossen Hitze ziemlich staubig war. Die Millionengewinne wollen die Organisatoren nun in ein jährliches Open Air investieren.
Dabei wars denkbar knapp: Hätte am 11. Juni Ardas Rakete in der 92. Minute das Ziel erreicht, wäre das Land mit hängenden Köpfen in Scharen zu den Holland-Fans übergetreten. Patrick Müller fälschte den Ball entscheidend ab; aus dem anschliessenden Corner vermochten die Türken nichts zu machen.
Im Halbfinal war Deutschland dran – Alex Frei, wie Pirmin anno 1985 wundersam schnell genesen, knallte Lehmann gleich drei Töpfe innert 20 Minuten rein. Da half auch Podolskis Endspurt nicht mehr – nach dem 3:2 war die Schweiz überzeugt: Nun ist alles möglich.
Und so kam es dann auch: Im Halbfinal-Gastgeberduell war Standfest impotent, Vastic desertierte ins Altersheim, Leitgeb gab die Leitung an, Macho agierte zu männlich-überheblich, Säumel versäumte den Anpfiff – und Hicke hatte an der Linie derart Schluckauf, dass er von Rosetti auf die Tribüne verbannt wurde. Klar, hiess der Sieger Schweiz; der kurzfristig für Streller nachnominierte Didier Cuche versetzte den Österreichern nach dem Hahnenkammsieg einen weiteren Schock. Er schoss gleich vier Tore.
Holland, das zunächst Russland und dann den Geheimfavoriten Spanien elimiert hatte, wirkte im Final müde und ausgelaugt. Van der Sar war in seinem letzten Spiel ein Schatten seiner selbst – Yakins Freistoss liess er passiv passieren, Barnettas herrlicher Bananencorner erreichte das Ziel direkt ohne Gegenwehr. Auch wenn Wesley Snipes, prdon, Snijder, in der 88. Minute zum Anschluss traf: Es reichte nicht mehr. Ein Traum wurde wahr – Köbi hatte also doch Recht mit seiner “Wir-werden-Europameister”-Strategie. Ein motivationstechnischer Geniestreich!
Im Eichholz schifften frustrierte Holländer zu Tausenden in die Aare, die sich kurzfristig auf 26 Grad erwärmte; ansonsten verlief der orange Abzug aus Mitteleuropa jedoch wie erwartet friedlich.
Genau: Ich hab gestern nach dem Final nochmals “Das Wunder von Wien” geschaut. Allein wegen dieser Produktion hätten die Ösis den EM-Titel verdient gehabt.
Back to reality.
Im “Kairo” haben wir gestern mit den Spaniern gejubelt…
… in Bern kehrt die Sommerruhe ein, der Geruch aus Urin, Öl und abgestandenem Bier wird langsam schwächer – und das wird nun zu Makulatur…
… ein Kapitel zum Thema “Stromausfall nach Gewitter / USV” habe ich interessanterweise ohnehin nicht drin gefunden. Uns bleibt der Trost: Die Schweiz hat immerhin eine TV-Übertragung gerettet.
🙂
es hätte so schön sein könnenes war einfach genial! schade ist’s nun schon vorbei...war überrascht das es selbst mir den Ärmel reingezogen hat in die ganze EUROpherie! 😉
Guter Eintrag…war spannend zulesen!
Gruss, Kuno Kultour
Hab ich jetzamänd die Euro noch verpasst? Sonemischt 🙂
Ufffff… Ist wieder alles ruhig und z’friede in Bern? Kann ich mich wieder in meine Heimatstadt zurückwagen?
Alles OK hier, keine Gefahr mehr!
Okey, dann mache ich mal langsam mein Bündeli. Muss den Kollegen denk auf die Schulter klopfen gehen… Und ausserdem – man wurde ja hier bös gluschtig gemacht – einen Cervelat an der Aare kremieren. Undundund…