Die Stadt Bern ist schon lustig: Das System der Velostation Bollwerk mit der EC-Karte wäre an sich bestechend, nur hatte man das offenbar pannenanfällige System zu wenig getestet.
Wer nun ein Jahresabo kauft – das immerhin für alle Velostationen rund um den Bahnhof gilt – bekommt statt einer schlanken Karte, die locker ins Portemonnaie gepasst hätte, einen Schlüssel, der nicht fetter sein könnte:
… aber was solls: Dass die “rotgrün” regierte Stadt nicht wirklich in der Lage ist, den Veloverkehr nachhaltig zu fördern und demnach auch unfähig war, an ein Zutrittssystem mit schlänkeren Mechanismen zu denken, wundert uns irgendwie nicht mehr.
Ich kann berührungsfrei in jedes Fussballstadion gelangen, jedes Mobility-Auto öffnen und an jedem Skilift anbügeln – aber für die Velostation muss ich einen riesigen Schlüssel anschaffen. Welches Jahr haben wir denn bitte?
Der Frust, dass der Schlüsselbund noch dicker wird, als er eh schon ist, macht rasch Freude Platz: Den Schlüssel muss man nur zwischen 22 und 6 Uhr zücken, ansonsten öffnen sich die Türen von selbst.
Im Untergrund der neuen Station scheint es Platz für unendlich viele Fahrräder zu haben. Zwar herrscht allenthalben noch improvisierte Baustimmung, doch der Gedanke, in wenigen Sekunden vom Velo aufs Perron zu flitzen, lässt Freude aufkommen. Zu den Schliessfächern, die in gelben Türmen untergebracht sind, ist in gebrochenem Deutsch in Erfahrung zu bringen, dass es Jahresabos für 75 Franken gibt und auch noch eine Münzlösung eingebaut werde. Das erscheint aber angesichts der Installation höchst fraglich.
Auf dem Velo muss ein Kleber angebracht werden, der das Datum des Abonnements-Endes trägt.
Vermutlich wäre man noch lieber direkt in die Station gefahren – vor dem Eingang muss man aber absteigen und das Velo runterstossen. Wer’s pressant hat, wird hier seine liebe Mühe haben; vor allem, wenn der Andrang gross ist. Dafür lässt sich in der Betonklause der Drahtesel gratis aufpumpen – und wer sich dabei die Hände schmutzig gemacht hat, kann sie beim Durchgang zu den Geleisen waschen.
Heute wars nur eine Besichtigung – wir sind gespannt auf den ersten Praxisbericht.
Bitte auf die Bilder klicken für eine grössere Fassung.
Wenn das 4.73 Mio Franken gekostet hat, erwarte ich als Velofahrer zumindest Wand- und Bodenbeläge aus Blattgold. 🙂
Mir genügt eigentlich schon ein guter Service… dass solche Erd- und Betonarbeiten hierzulande nicht billig sind, ist hinlänglich bekannt. Und auch wenn ich die Regierung als oftmals von der Lethargie der Obrigkeit frustrierter Grünwähler kritisiere, rechne ich es ihr grundsätzlich hoch an, dass sie dieses Geld in eine Velostation so nahe beim Bahnhof gesteckt hat. Über die Details können wir gerne diskutieren.
(Edit: Tun wir auch. Hier!)
und wie komm ich hier runter in angemessener zeit mit dem angehängten veloanhänger????
@chris: Ja, da hast du vollkommen Recht. Das ist mit einem zweirädrigen Anhänger ziemlich unmöglich.
Ich muss übrigens nach dem ersten Praxistest meine Kritik bezüglich Schlüssel etwas revidieren: Natürlich hätte ich lieber ein berührungsfreies System à la “Skidata” gehabt. Aber immerhin öffnen sich die Pforten zu den Öffnungszeiten automatisch und ohne Schlüssel; ich habe den Blogeintrag entgegen den Gepflogenheiten entsprechend angepasst.
“Fehlende Veloparkplätze: Chaos am Bahnhof” – “20 Minuten” berichtet heute über das Velopuff auf der Grossbaustelle Bahnhof Bern.
Kein Wunder: Wenn es die Stadt halt nicht schafft, für alle drei Velostationen EIN Zutrittssystem auch für TagesabonnentInnen einzuführen, kommts eben so. Die halb leere Velostation Milchgässli und jene an der Schanzenbrücke sind für Leute, die nach 22 Uhr wieder in Bern ankommen,
schlicht unbrauchbar – denn ab dann sind die Stationen unbedient. Was im Jahre 2007 natürlich irgendwie nicht geht – eine miserable Dienstleistung, völlig an den KundInnen vorbei gedacht.nur dann brauchbar, wenn die Angestellten einem auch den Nacht-Zugangscode geben – das vergessen sie aber meistens (einer der Vorgesetzten hat auch schon hinter vorgehaltener Hand zugegeben, dass die meisten Leute “keine Ahnung” hätten). Sanfter gesagt: Dienstleistungsorientiertes (Mit)Denken ist nicht so ihre Stärke.Als Schlüsselbesitzer mit Jahresabo habe ich zwar gut lachen – würde ich aber wie bis vor kurzem nach wie vor die seit dem Umbau notorisch überfüllte Station Bollwerk frequentieren (mit EC-Karte 24 Stunden zugänglich – wieso eigentlich nicht auch die anderen?), ich würde der Stadt sowas von die Hölle heiss machen…
Wo ich aber die JA! auch nicht begreife: Die fordern eine Preissenkung während dem Umbau, da die Milchgässli-Station schlecht erreichbar sei.
Die Forderung ist OK – 50 Rappen pro Tag wären mehr als genug in einer rot-grün regierten Stadt. Aber die Begründung ist hanebüchen: So gut wie jetzt wird man nie mehr zu den Velostationen kommen… alle Ampeln sind auf Gelbblinken, es fahren kaum Autos rund um den Bahnhof, die Fussgänger stören nicht weiter, ausser vielleicht in der Stosszeit. Traumhafte Verhältnisse! Aber immer noch das kleinere Übel.
Wenn da nur nicht die Stadt wäre, die uns VelofahrerInnen das Leben durch schlecht geplante Parkiersysteme schwer macht. Wieso müssen rotgrüne PolitikerInnen immer so ein wenig chaotisch sein? Schade.
das mit ‘ab 22 uhr nicht sinnvoll’ ist eine fehlinformation: man bekommt zu der tageskarte einen code, damit man auch nach 22 uhr sein velo rauslösen kann. allerdings muss man das sagen, wenn man die tageskarte löst.
das mit den tageskarten hat aber viel schlimmere nachteile: was, wenn man nicht weiss, wie lange man sein velo einstellen will? dazu meinten die leutchen von der velostation: man solle doch einfach anrufen, wenn man das velo länger dort lassen möchte, oder gleich sicherheitshalber ganz viele tageskarten lösen, damit sie das velo nicht entfernen würden! wahnsinn!
das ganze system ist völlig hanebüchen: man hat mir in der velostation milchgässli allen ernstes vorgeschlagen, ich solle doch ein jahresabo lösen, wenn ich mit den tageskarten nicht zurechtkäme! ich benutze die station maximal an 50 tagen im jahr. und warum brauche ich ein jahresabo, wenn ich, je nach platzverhältnissen, sowohl bollwerk wie auch milchgässli benutzen möchte? das ist doch völlig an den kunden vorbeigedacht. zwei systeme für zwei velostationen? wo gibt es denn so etwas?